GRUNDSATZTHESEN:
Im Folgenden erfahren Sie die Grundvoraussetzungen, die dem hier vertretenen Wirklichkeitsverständnis zugrunde liegen. Sie erheben Anspruch auf intersubjektive Evidenz und sollten als solche vom Leser argumentativ plausibel nachvollzogen werden können
1) Wenn Wirklichkeit als das schlechthin Unhintergehbare alles überhaupt meint, ist mit dem Wort "Wirklichkeit" alles oder auch nichts gesagt, wenn nicht zugleich genau angegeben wird, in welchem Sinn das unbestimmt angezeigte Allumfassende als etwas Bestimmtes unterstellt wird. Unbestimmt Wirkliches hat als ein "Etwas" eine bestimmte Bedeutung , oder es bezeichnet einen sinnwidrigen Ausdruck.
2) Die Bedeutung von Wirklichkeit als "Alles überhaupt" ist konsensfähig, wenn sie all das meinend mitumfaßt, ohne das Wirklichkeit im weitesten Sinn als Bedingung ihrer Möglichkeit überhaupt nicht denkbar ist. Wirklichkeitsbedeutung ist transzendental .Wirklichkeitsanalyse ist transzendentale Bedeutungsanalyse. Gesucht wird das Allgemeinste.
3) Transzendentale Wirklichkeitsbedeutung ist evident im Rückgang auf die Ursprünge, ohne die es in letzter Instanz nichts gäbe. Ursprünge als letzte Gegebenheiten, Unbedingtheiten und Grenzen können nicht abstrakt deduktiv abgegeleitet werden, sondern müssen reflexiv erschlossen werden, wenn sie Wirkliches verständlich machen sollen. Reflexiv erschlossene Ursprünge genügen dem Grundsatz der conditio sine qua non.
4) Die Konsensfähigkeit (transzendentaler) Wirklichkeitsbedeutung bemißt sich am Satz des Widerspruchs: Fehlt in der Bedeutungszuschreibung eine bestimmte Sinnnuance, so daß Konsensfähigkeit gestört ist, verliert der unterstellte Wortsinn von "Wirklichkeit" logischerweise seinen angedachten Bezug. Das Kriterium für wahre Wirklichkeitsbedeutung ist die Vermeidung des Selbstwiderspruchs von Bedeutungsimplikationen.
5) Die Bedeutung von Wirklichkeit überhaupt wird selbstwidersprüchlich, wenn sie a) sich auf nichts mehr bezieht, b) für niemanden mehr etwas bedeutet, c) sinngemäß unverständlich ist, d) als Ausgangspunkt nicht gegenwärtig ist und alles zusammenfassend e) nicht mehr als hintergründige Einheit all jener Momente gedacht werden darf, die für ihr Verständnis einzeln nötig sind. Nur wenn jedes dieser Kriterien erfüllt ist, kann der Selbstwiderspruch als erschöpfend überwunden und die Bedeutung von Wirklichkeit als zureichend bestimmt gelten.
6) Transzendentale Wirklichkeitsbedeutung ist im weitesten Sinn erschöpfend, wenn Wirklichkeit immer a) als etwas b) für etwas c) "in Wirklichkeit" und d) "in Wahrheit" berücksichtigt wird. Die Frage "Wie wirklich ist die Wirklichkeit wirklich", umfasst alles Nötige, um "Wirklichkeit" als Etwas widerspruchsfrei meinen und denken zu können
7) Wirklichkeit ist immer widerspruchsfrei denkbar, wenn sie zugleich als a) Welt (insgesamt alles Etwas), b) Subjekt (insgesamt alles Für-etwas), c) Ereignis (insgesamt alles "in Wirklichkeit", d.h. vorkommend) und d) Intersubjektivität (insgesamt alles "in Wahrheit") als das, was "ist", gedacht wird. Wirklichkeit als das Insgesamt von Welt, Ereignis, Intersubjektivität und Subjektivität, als bestimmtes Etwas identifiziert, ist das, was "ist", d.h.eben das Sein .Wenn wir Wirklichkeit bestimmt denken, wird sie uns zum Sein. Sein ist identifizierbare Wirklichkeit.
8) Sein als identifizierbare Wirklichkeit kann bestimmt beim Namen genannt werden. Gemeint sein können a) die intersubjektiv möglichen Bedeutungen des "Ist" - (Gleichsetzung (Kopula), Existenzbehauptung, Prädikation, Geltungsverifikation und Gattungsbestimmung) - , b) alles bestimmt Identifizierbare überhaupt, c) Sein als Seinsverständnis, d) Sein als Seinsgrenze und e) und Sein als folgerichtige Seinsbestimmung, wenn wir die Einzelbedeutungen (Welt, Ereignis, Intersubjektivität und Subjekt) als Einheit und eigentlichen "Sinn von Sein" den eigenen Namen suchen.
9) Kontinuierlich weiterbestimmtes Sein auf der Suche nach dem "Sinn von Sein" "ist" namentlich Sosein. Real antreffbares Sosein "ist" Seiendes, anwesendes Seiendes "ist" Dasein, umgreifendes Dasein "ist" Transrealität, ursprüngliche Transrealität "ist" Transzendenz, denkbare Transzendenz "ist" Transintelligibilität, undenkbare Transintelligibilität "ist" ein Mysterium und das zu denkende Mysterium endet in der Paradoxie. Unhintergehbare Wirklichkeit mündet gedanklich in letzter rationaler Instanz beim transzendentalen Paradox, wenn sie konsequent in all ihrer vielfältigen Bestimmbarkeit entfaltet wird.
10) Sein als das, was "ist", kann als jeweils bestimmtes Wirkliches analytisch für alle verbindlich im Begriff präzisiert werden, wenn fortlaufend stets genauer angegeben wird, was mit einzelnen Bedeutungen gemeint ist. Begriffe sind als Seinsdefinitionen bedingt oder unbedingt mit Sein vermittelt. Begriffe sagen, was Worte in allen möglichen Sprachen und Übersetzungen einheitlich meinen. Begriffsbedeutungen können fortlaufend weiterinterpretierend ausdifferenziert und in kommentierenden Unterbegriffen erläutert werden.
11) Begriffe sind als "reine Begriffe" Seinsbegriffe , wenn sie Sein bestimmt unterschieden und erschöpfend direkt vermittelt beim Namen nennen. Jeder Seinsbegriff meint in der Wirklichkeit selbst ein besonderes Wirkliches, das seinerseits "in Wirklichkeit" bestimmt werden kann. Auf diese Weise läßt sich in immer präziserer Begriffsbildung auf stets neuen beschreibenden Bedeutungsebenen immer genauer sagen, als was Wirklichkeit unter je bestimmten Voraussetzungen etwas Wirkliches ist. Das ganze ist eine analytische Bedeutungssystematik im Medium des Soseins, denn Seiendes und Dasein - (von Transrealität, Transzendenz usw ganz abgesehen) - können im Begriff nur abstrakt reproduziert, nicht mehr direkt ausgedrückt oder gar adäquat getroffen werden.
12) Seinsbegriffe der Wirklichkeit sind Spiegelbegriffe, weil sich die Grundbedingungen der Möglichkeit von Wirklichkeit überhaupt auf je unterschiedenen Ebenen in der besonderen Namensbedeutung eines jeden Begriffs sinnstiftend reproduzieren. Derart an den Sinnursprung gebunden kann jede Einzelbestimmung auf Wirklichkeit bezogen so unverwechselbar wie eindeutig getroffen, und umgekehrt die ganze Wirklichkeit bestimmt in Begriffsbildern ausdifferenziert und analytisch geordnet werden.
13) Ausdifferenzierte Begriffsbilder von Seinsbegriffen lassen sich analytisch (deduktiv) in einem Gesamtsystem vermittelt zusammenfassen, das in der Funktion einer Begriffsbildlandkarte im weitesten Sinn grundsätzliche Orientierung über den unbedingten Umgang mit Bedeutungsunterstellungen in philosophischen Diskursen vermitteln kann. Die Landkarte ermöglicht den unerläßlichen Grundkonsens vorgängiger Rede überhaupt und bietet Stoff für inhaltlich vergleichende Interpretationen.
14) Die Begriffslandkarte liefert Wirklichkeitsbedeutungen in prinzipiell beliebig großem Maßstab. Der Verkleinerungsprogreß des des größten Landkartenbildes, "Wirklichkeit", durch die Vermehrung von Bedeutungsebenen stößt aber an Grenzen nicht nur der Zweckmäßigkeit, sondern auch der Auflösungsfähigkeit der Objekte. Der prinzipiell vorstellbare unendliche Ausdifferenzierungsregreß findet seine Maßgabe in dem, was "ist".
15) Gelingende Namensplatzierungen auf der Begriffslandkarte vertreten die ganze Wirklichkeit, gesetzt den Fall, ihre besonderen Wirklichkeitsbedeutungen definierten alles Wirkliche. Wenn z.B. die ganze Wirklichkeit nur subjektive Welt wäre, dann wäre sie nichts als Erfahrung, und wenn die ganze Wirklichkeit nichts als Erfahrung wäre, dann gäbe es sie nur als subjektive Welt. Im Gedankenexperiment kann so die semantische Stimmigkeit seinsbegrifflicher Bedeutungsfindungen getestet werden. Begriffsplatzierungen auf der Begriffslandkarte sind Wirklichkeitsdefinitionen , die den klassischen Definitionsprämissen von Genus proximum (hier Wirklichkeit als Oberbegriff) und die Differencia specifica (hier: etwas Wirkliches als Unter- und Unterscheidungsbegriff) genügen.
16) Das seinsbegriffliche Definieren greift auf keinen Terminus zurück, der nicht auf der Begriffsbildkarte bedeutungsmäßig explizierbar und wirklichkeitsbezogen definierbar wäre. Die grundsätzliche Testbarkeit seinsbegrifflicher Definitionen der Wirklichkeit bedeutet dabei keine endgültige Gewißheit. Zu wissen, was mit dem Wort "Wahrheit" unterstellt wird, bedeutet nicht den Besitz der absoluten Wahrheit. Nicht endgültige Verifikation, sondern vorläufige Falsifikation bis zum Beweis des Gegenteils ist das Kriterium für eine gelungene Bedeutungsfindung. Die Begriffsbildlandkarte ist deshalb trotz aller faktischen Endlichkeit von letzten Wirklichkeitsbedeutungen prinzipiell ein offenes System: Eine Wirklichkeitsdefinition ist nur solange gültig, als sie noch nicht erfolgreich widerlegt wurde. Dies gilt selbst für die These der Nichthinterfragbarkeit von Wirklichkeit selbst.
17) Eine seinsbegriffliche Wirklichkeit erfüllt nur die Klärungsfunktion der Wirklichkeit als intersubjektiv kontrollierbaren Sinn, ersetzt nicht die anderen selbständigen Wirklichkeitszugänge z.B. in der Welt (Forschung), über das Subjekt (Besinnung), im Ereignis (praktisches Handeln und Entscheiden in Orientierung) und mittels des metaphysisch ergründ- und interpretierbaren Seins des Ganzen. Alle diese Wirklichkeitszugänge sind gleichberechtigt, keiner aber kann die anderen funktional ersetzen.
18) Gemessen an der intersubjektiven Evidenz seinsbegrifflicher Wirklichkeit sind alle anderen faktischen oder möglichen inhaltlichen philosophischen Grundpositionen Ideologie , insofern diese notwendigerweise auf dem Boden einer verallgemeinerten partikularen Wirklichkeitsbestimmung operieren, von dem her nicht mehr ohne Rest sämtliche begriffliche Voraussetzungen so thematisiert oder expliziert werden können, wie es die Berücksichtigung der ganzen Wirklichkeit redlicherweise erfordert.
__________________________________________________________________________________________________________
GRUNDSÄTZE:
1) Das deutsche Wort "Wirklichkeit" hat die weitest denkbare Bedeutung überhaupt.
2) Mit dem Wort "Wirklichkeit" meinen wir zusammenfassend "Alles".
3) "Alles" bezieht sich auf die ganze Wirklichkeit als je etwas Wirkliches .
4) Alle Wirklichkeit als je etwas Wirkliches gibt es für uns als das, was "ist".
5) Was für uns "ist", fügt sich allem, was für uns überhaupt "sein kann".
6) Wirklichkeitsanalyse ist explikatorische Bedeutungsanalyse von Seinsdefinitionen.
7) Seinsdefinitionen nennen das "in Wirklichkeit" und "in Wahrheit" Identische beim Namen.
8) Alles überhaupt Identische findet seine weitestgehende Beschreibung in Seinsbegriffen.
9) Seinsbegriffe bilden ein offenes System bedeutungsmäßiger Selbstähnlichkeiten.
10) Wirklichkeit im Seinssystem ist nur als intersubjektives Sosein etwas Wirkliches.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
THESENAUSARBEITUNG:
1) Das deutsche Wort "Wirklichkeit" hat die weitest denkbare Bedeutung.
1.1. "Wirklichkeit" kann sinnhaft ohne Selbstwidersprüchlichkeit
nicht negiert werden.
1.1.1. Dem Sein dagegen steht negiert das Nichts gegenüber , Wahrheit die
Unwahrheit und Existenz die Inexistenz gegenüber.
1.1.2. Das "Unwirkliche" ist entweder auch etwas
Wirkliches oder ein sinnloser Ausdruck.
1.1.2.1 Dieser Satz ist ohne Zusatzerläuterung
verständlich und kann als testbar verifiziert werden, weil es sich um eine
Sinnexplikation handelt.
1.1.2.1.1. Umgangssprachliche Ausdrücke wie "ein unwirklicher Mensch"
oder "ein unwirkliches Ereignis" entspringen vordergründigem
Wortverständnis.
1.1.2.1.2. "Unwirklichkeit" bei Frege, Rickert oder Nicolai Hartmann
steht für Abstraktes und Geltendes im Sinne von Überwirklichem.
1.1.2.1.2.1. Unwirkliches als Überwirkliches gedacht ist eine Modifikation
von Wirklichkeit, keine Negation.
1.1.2.2. Realismus-, Existenz- und Universaliendebatten
sind deshalb Scheindebatten, Modallogiken haben keine Basis in der Wirklichkeit.
1.1.2.2.1. Die Frage ist nicht, ob etwas überhaupt real ist bzw existiert
oder gegeben ist, sondern als was.
1.1.2.2.2. Kant's "Kritik der reinen Vernunft" zielt mit der Unerkennbarkeit
des "Ding an sich" auf die Unhintergehbarkeit des Wirklichen.
1.1.2.2.2.1. Die eigentliche Wirklichkeit schließt bei Kant die transzendentalen
Ideen ein und ist deshalb in letzter Instanz unerkennbar.
1.1.2.2.2.2. Als "Grundsatz der Modalität" (A 219) bezieht sich
Kants Begriff der "Wirklichkeit" ausdrücklich nur auf den empirischen
Gebrauch.
1.1.2.2.3. Die sogenannte Analytische Philosophie des
zwanzigsten Jahrhunderts mußte scheitern, weil sie stattdessen von Wahrheit
als Letztbezug ausging.
1.1.2.2.3.1. Im Anschluß an Gottlob Frege und gegen Kant sollten "wahre",
nicht "wirkliche" Sätze analysiert werden.
1.1.2.2.3.1.1. Frege hatte ehedem den Geltungsaspekt von Lotzes Wirklichkeitsbegriff
isoliert und verabsolutiert.
1.1.2.2.3.2. Über die "wirkliche Wahrheit" konnte man sich dort
nie einigen, weil Wirklichkeit keiner formalen Regelung unterliegt.
1.1.2.2.3.2.1. "Wirklichkeit" läßt sich
weder logisch noch syntaktisch, semantisch, diskursiv oder pragmatisch sinnhaft
vorgängig unterstellen.
1.2. Jede umfassende Bedeutung muß etwas Wirkliches sein,
und umgekehrt.
1.2.1. Insofern ist alles Wirkliche "wirklich",
und die Wirklichkeit alles Wirkliche.
1.2.1.1. Unlogisch behauptet deshalb Ludwig Wittgenstein im Tractatus (2.06):
"Das Bestehen und nicht Bestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit."
1.2.1.1.2. Der Satz muß korrekt heißen: "Sachverhalte "sind"
wirklich und in der Wirklichkeit gibt es Sachverhalte."
1.2.2. Wirklichkeit überhaupt ist die Bedeutung aller denkbaren Bedeutungen
und insofern die unbedingte analytische Letztbedeutung.
1.2.2.1. Es gibt also entgegen der heute herrschenden Meinung den archimedischen
Punkt möglicher Bedeutungsanalysen.
1.2.2.1.1. Dieser archimedische Punkt ist das eigentliche Apriori im Kantischen
Sinn, das nicht mehr falsifizierbar ist.
1.2.2.1.1.1. Als das Apriori überhaupt ist Wirklichkeit auch der Inbegriff
von Transzendentalität im Sinne Kants.
1.2.2.1.1.1.1. Wirklichkeit ist im Sinne Kants das synthestische Urteil apriori
par excellence.
1.2.3. "Wirklichkeit" ist deshalb nicht etwas
vorgängig nur Sinnhaftes, Sprachliches, Logisches, Reales oder zeitlich
Existierendes.
1.2.3.1. Weil die Analytische Philosophie stets zwischen diesen Alternativen
schwankte, hat sie Wirklichkeit nie unverstellt zu Gesicht bekommen.
1.2.3.2. Der Zeichencharakter von "Wirklichkeit"
verweist auf alle denkbaren Verweise, auch auf das Zeichen selbst.
1.2.3.3. Die Wortbedeutung von "Wirklichkeit" verweist auf alle denkbaren
Metaphern, auch auf die Metaphern selbst.
1.2.3.4. Der umgangssprachliche Gebrauch von "Wirklichkeit" verweist
auf alles Gültige, auch auf das Gültige selbst.
1.2.3.5. Der gegenständliche Charakter der Wirklichkeit verweist auf alles
Objektivierbare, auch auf die Objektivierbarkeit selbst.
1.2.3,6. Die phänomenale Eigenschaft von "Wirklichkeit" verweist
auf alle Erscheinungen, auch auf das Erscheinen selbst.
1.2.3.7. Der faktische Bezug von "Wirklichkeit" verweist auf alles
Reale, auch auf die Realität selbst.
1.3. Das deutsche Wort "Wirklichkeit"
ist nicht ohne Bedeutungsrest in andere Landessprachen übersetzbar.
1.3.1. "Wirklichkeit" ist als das Lautgebilde einer Landessprache
in anderen Landessprachen nur in ihrer Zeichenbedeutung adäquat übersetzbar.
1.3.1.1. Was Noam Chomsky als Universalsyntax aufgewiesen hat, ist semantisch
nicht wiederholbar, weil Wörterbücher unterschiedlich sind.
1.3.2. Die Bedeutung des deutschen Wortes "Wirklichkeit"
hat in keiner anderen Sprache eine vergleichbare Weite.
1.3.2.1. Das lateinische "realitas", englische
"reality" französische réalité, spanische "realidad"
usw assoziieren immer "Welt".
1.3.2.1.1. Das deutsche Wort "Wirklichkeit" aber meint im bestimmten
Unterschied zum deutschen Wort "Realität" mehr.
1.3.2.1.2. In dem "Mehr" des deutschen Wortes
"Wirklichkeit" findet eine Reflexionserrungenschaft seit Kant ihren
Niederschlag.
1.3.2.2."Welt" kann hinterfragt werden, weil es etwas vor und nach
der Welt geben kann und außerdem einen möglichen unabhängigen
Schöpfer.
1.3.2.2.1. Welt ist die Voraussetzung für alles Erkennbare in ihr, aber
nicht mehr die Voraussetzung dafür, was zu ihrer eigenen Erkennbarkeit
nötig ist.
1.3.2.3. Wirklichkeit ist auch mehr als nur Realität,
denn jede Realität läßt sich nach ihrer Genesis hinterfragen.
1.3.2.3.1. "In Wirklichkeit" meint Umfassenderes als "in der
Realität", denn irreale Wirklichkeit läßt sich denken,
unwirkliche Realität nicht.
1.3.2.3.1.1.. Nur "in Wirklichkeit" impliziert
eine Letztevidenz, die einer zusätzlichen Wahrheitsversicherung nicht
mehr bedarf..
1.3.3. Die tradierte abendländische Philosophie hat
die Unhintergehbarkeit des Sinns von Wirklichkeit bis heute übersehen.
1.3.3.1. Vor allem hat die neuzeitliche abendländische Philosophie die
semantische Weite des deutschen Wortes "Wirklichkeit" übersehen.
1.3.3.1.1. Niemals haben Philosophen bis heute "in Wirklichkeit" exakt
sprachlich und definitorisch ausgewiesen.
1.3.3.1.1.1. Man leitete es entweder aus dem eigenen bedingten System ab, oder
unterstellte es umgangssprachlich als Floskel.
1.3.3.1.1.1.1. Hier ausdrücklich ausgenommen: Wolfgang Struve: "Übergehen
zur Wirklichkeit" (1970) und "Unglaubliche Wirklichkeit" (1970).
1.4. Als Eigenbedeutung hat "Wirklichkeit" einen Sinn,
dessen Interpretation nur noch aus ihr selbst kommen kann.
1.4.1. Es gibt keinen Standpunkt außerhalb der Wirklichkeit, von woher
Wirklichkeit deutbar wäre.
1.4.1.1. Die Bedeutungen verstehbarer Wirklichkeit sind kein linguistisches
oder sprachlogisches Problem.
1.4.1.2. Auch Universalhermeneutik und Interpretationsphilosophie lassen sich
ihre Texte in der Wirklichkeit vorgeben.
1.4.2. Es gibt nur Deutungsselbstverständlichkeiten, denen sich auch die
Bedeutung von Wirklichkeit sinniger Weise fügen muß.
1.4.2.1. Jede Wirklichkeitsdeutung muß den Eigengesetzlichkeiten von Grammatik,
Logik und Rhetorik gerecht werden.
1.4.2.1.1. Auch Sinnloses und Widerspruchvolles bedarf des Sinns und der Logik,
um überhaupt verstanden werden zu können.
1.4.2.2. Als Bedeutungsidentität hat "Wirklichkeit" eine Bedeutung,
die im bestimmten Unterschied nicht mehr Ihresgleichen hat.
1.4.2.2.1. Dabei ist der Name "Wirklichkeit"
konventionsabhängig und nicht unauflöslich an das gekettet, was er
repräsentiert.
1.4.2.2.1.1. Der Name "Wirklichkeit" steht hier für einen sogenannten
"starren Designator" im Sinne Kripkes und Putnams.
1.4.3. "Wirklichkeit" als etwas zu Verstehendes
meint Bedeutungsvorgängiges, muß aber bedeutet werden, um identifiziert
werden zu können.
1.4.3.1. Bedeutete "Wirklichkeit" bezieht sich deshalb stets auf
eine Unterstellung von Gemeintem.
1.4.3.1.1. Wirklichkeit ist nicht "die Wirklichkeit", sondern nur
das, als was Wirklichkeit gemeint ist.
1.4.3.1.2. Vorgängige Wirklichkeit
ist mit Sinn und Logik nicht mehr verstehbar, aber als Sinn logisch explizierbar.
1.4.4. Vorgängige Wirklichkeit kann nicht mehr direkt
bedeutet, aber indirekt als unhintergehbar angedeutet werden.
1.4.4.1. Die Explikation unhintergehbarer Wirklichkeit stellt sich in einer
Folge von Negationen dar.
1.4.5.1. Der Ort des Verstehens
und Nichtverstehens ist der Ort des Fragen- und Antwortenkönnens.
1.4.5.1.2. Der Ort des Fragen- und Antwortenkönnens
ist die Wirklichkeit des jeweiligen unmittelbaren Daseins.
1.4.5.1.2.1. Im sprachanalytischen Kontext bedeutet das heute die Wiederentdeckung
des Geistes (mind), im hermeneutischen die des Subjekts (Ich).
1.4.5.1.2.1.1. Was in diesem Zusammenhang Intentionalität (John Searle)
und Selbstbewußtsein (Manfred Frank) sein sollte, ist bis heute strittig
geblieben.
1.4.5.2. Die Unhintergehbarkeit der Wirklichkeit zeigt sich nur einem Dasein,
das die "Was-Frage" stellen und beantworten kann.
1.4.5.2.1. Jedes Lebewesen stellt auf seine angeborene Weise die Was-Frage
an die Wirklichkeit, der Mensch allein kann sie explizieren.
1.4.5.2.1.1. Für alle Pflanzen und Tiere stellt sich die Was-Frage als
die Realität, an die es sich zum Überleben anzupassen gilt.
1.4.5.2.1.1.1. Fragen- und Antwortenkönnen heißt im Pflanzen- und
Tierreich Reagieren auf Umweltreize.
1.4.5.2.1.2. Für den Menschen allein stellt sich die Was-Frage als die
Wirklichkeit, die aller denkbaren Realität vorausliegt.
1.4.5.2.1.2.1. Fragen-und Antwortenkönnen heißt beim Menschen, der
Wahrheit auf die Spur kommen zu können.
1.4.6. So wenig wie Dasein ohne Wirklichkeit "ist", ist folglich
auch Wirklichkeit ohne Dasein bestimmbar.
1.4.6.1. Im Dasein entscheidet sich, was Wirklichkeit als je
etwas Wirkliches ist, nicht umgekehrt.
1.4.6.1.1. Was immer Wirklichkeit als Sein, Sosein und Seiendes "ist":
Nur im jeweiligen Dasein kann sie einen Sinn bekommen.
1.4.6.2. Insofern Martin Heidegger einmal mit "Sein und Zeit" das
Dasein ohne seinen Bezug zur Wirklichkeit zu interpretieren suchte, mußte
er scheitern.
1.4.6.2.1. Denn "Sein und Zeit" interpretierte Dasein nur isoliert
in seiner Verlassenheit, nicht umfassend als "wirkliches" Dasein.
1.5. Der unbedingte Adressat für die Unhintergehbarkeit
der Wirklichkeit ist das Subjekt.
1.5.1. Der Ausgang von der Wirklichkeit impliziert
den Ausgang vom Subjekt, der ihn ermöglicht.
1.5.1.1. Das heißt nicht, daß die Wirklichkeit subjektiv ist, sie
ist aber auch nicht ohne das Subjekt.
1.5.1.1.1. Eine subjektlose Wirklichkeit wäre eine Wirklichkeit, über
die keine Informationen mehr zu erhalten wären.
1.5.2. So wenig wie die Wirklichkeit, so wenig ist das Subjekt hinterfragbar,
ohne das Wirklichkeit nicht ist.
1.5.2.1. Mit "Subjekt" ist in Bezug auf Wirklichkeit jedes mögliche
(lebende) Subjekt überhaupt gemeint.
1.5.3. Jede Philosophie, die das Subjekt zu überspringen oder zu mediatisieren
sucht, bleibt bodenlos.
1.5.3.1. Die vorgebliche paradigmatische Wende vom Subjekt zur Intersubjektivität
seit Frege und Peirce (Habermas) ist ein Wirklichkeitsmißverständnis.
1.5.3.2. Die von Nietzsche bis Foucault usw. vertretene These vom angeblichen
Tod des Subjekts ist ein Selbstwiderspruch.
1.5.4. Alle große Philosophie seit Sokrates ist in letzter Instanz Selbstverständigung
des Subjekts in und über Wirklichkeit.
1.6. Es gibt nichts, was nicht irgendwie wirklich wäre.
1.6.1. Auch das Nichts muß etwas Wirkliches sein, wenn es als Wort einen
Sinn haben soll.
1.6.2. Was bedeutungsmäßig auch noch das Nichts mitumfasst, meint
einfach alles.
1.6.3. Mit "Wirklichkeit" meinen wir "Alles", wenn wir ihr
einen Namen geben müßten.
1.6.3.1. "Alles" steht als Wort für alles das, was es überhaupt
wißbar und unwißbar geben kann.
1.6.3.2. Wenn "Alles" nicht die Bedeutung von Wirklichkeit sein soll,
dann wäre "Einiges" begründet dem Wirklichen abzusprechen.
1.6.3.2.1. Was dem Wirklichen abszusprechen wäre, müßte als
unwirklich demonstrierbar sein.
1.6.3.2.1.1. Wie aber soll etwas als unwirklich deklarierbar sein, das es nicht
"wirklich" gibt?
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
2) Mit dem Wort "Wirklichkeit" meinen wir zusammenfassend "Alles".
2.1. Die erste Frage an die Wirklichkeitsthese lautet: Was
meinst Du mit dem, was Du zu bezeichnen suchst?
2.1.1. Gäbe es auf diese Frage keine Antwort, würde die Grundthese
alles und nichts behaupten können.
2.1.1.1. Wenn Wirklichkeit unhintergehbar sein soll, dann muß genauer
angegeben werden, was mit "Wirklichkeit" gemeint ist.
2.1.2. "Wirklichkeit" als "Alles" beim Namen genannt, meint
etwas universal identisch Verständliches.
2.1.2.1. Der Satz des Widerspruches gilt für jeden und kann nur um den
Preis des Selbstwiderspruches abgelehnt werden.
2.1.2.1.1. Das philosophische Postulat einer Überwindung des sogenannten
identifizierenden Denkens (Heidegger, Adorno) ist selbstwidersprüchlich.
2.1.2.1.1.1. Der späte Martin Heidegger will grundsätzlich das Verstandesdenken
überwinden und übersieht, daß diese Überwindung nur indirekt
gelingt.
2.1.2.1.1.2. Der späte Theodor W. Adorno will den Widerspruch bis hin
zur eigenen Aufhebung ausweiten und scheitert an der Wiederkehr des Gleichen.
2.1.2.2. Der Sinn von "Alles"
muß von jedermann verstanden und in jede Sprache übersetzt werden
können.
2.1.2.2.1. Die Behauptung unüberbrückbarer paradigmatischer Verstehenshorizonte
(Postmoderne) entspringt einem dogmatischen Bedeutungsverständnis.
2.1.2.2.1.1. Eine Postmoderne, die Kommunikation auf angeblich unhintergehbare
Sprachspiele reduziert, übersieht Konstanten der conditio humana.
2.1.2.2.1.1.1. Die These von der Unübersetzbarkeit von Wörtern (Quine)
entspringt einem unzureichenden Verständnis von Sprache.
2.1.2.2.2.1.1.1. Quine reduziert das Sprachliche auf eine extensionale Logik
und scheitert dabei an der Mannigfaltigkeit des Konkreten.
2.1.3. "Wirklichkeit" als Alles gegenständlich
fixiert, meint die Gegenständlichkeit des Gegenständlichen mit.
2.1.3.1. Der extensionale (objektmäßige) Referenzbereich von "Alles"
ist definitiv offen, ein offenes System.
2.1.3.2. Der intensionale (bedeutungsmäßige) Repräsentationsgehalt
von "Alles" ist definitiv unbestimmt, nichts ist ausgeschlossen.
2.1.4. Wirklichkeit, die "Alles" meint, ist selbst wirklich als Bedeutung.
2.2. Verständliches und übersetzbares "Alles"
kann für endliche Wesen unbedingt nie alles sein.
2.2.1. Eindeutig alles im logischen und empirischen Sinn ist nur bedingtes "Alles".
2.2.2. "Alles" meint Unendlichkeit im erkennbaren und verstehbaren
Sinn zugleich.
2.2.2.1. Alles ist erkennbar alles mögliche Einzelne und denkbare Beliebige.
2.2.2.1.1. Das Begreifen der Unendlichkeit in Mathematik und Physik hat es mit
bedingtem "Alles" zu tun, nicht mit unbedingtem.
2.2.2.2. Alles ist verstehbar alles das, was "nicht alles" nicht ist.
2.2.3. Alles meint alles, was endlos negiert werden kann, weil das Ende nicht
absehbar ist.
2.2.3.1. Unendliches "Alles" im negativen intensionalen Sinn ist positiv
ein offenes Mysterium.
2.2.3.1.1. Negative Unendlichkeit kann metaphorisch angedacht, hermeneutisch
interpretiert und spekulativ erschlossen werden.
2.2.3.2.1.1. Negative Unendlichkeit muß das Negierte als unbedingtes "Alles"
im Blick behalten, um nicht dogmatisch zu werden.
2.2.3.2.1.1.1. Spekulative Metaphysik bedarf also eines Leitfadens der Negation,
um nicht bodenlos zu werden.
2.2.3.2.1.1.1.1. Eine metaphorische Bedeutung von "Allem" bleibt
bodenlos, wenn sie nicht mehr alles, sondern nur irgendetwas davon meint.
2.2.4. Endlos negiertes "Alles" kann auch alles
und nichts, Wahres und Unwahres, Sinn- und Sinnloses zugleich bedeuten.
2.2.4.1. Der negierbare Sinn von "Alles" muß
deswegen präzisiert werden können, wenn nicht Falsches und Unsinniges
mitgemeint sein soll.
2.2.4.1.1. Es muß dabei klar werden, in welchem Sinn dabei auch das Nichts
oder die Unwahrheit zur Wirklichkeit gehören.
2.2.4.2. "Alles" kann nur dann bestimmt das
endlos zu Negierende sein, wenn klar ist, was das Negierte vom Negierenden trennt.
2.2.4.2.1. Im Allquantor der Logiker meint "Alles"
selbst etwas Wirkliches unter anderem, nicht die Wirklichkeit
als "Alles".
2.2.5. Was wir uns von "Alles" denkend vorstellen
können, ist unendlich im einzelnen, aber endlich im allgemeinen.
2.2.5.1. Im einzelnen können wir endlose Welten und Zeiten erfinden, die
alle in unendlichen Möglichkeiten auslaufen.
2.2.5.1.1. Um alles im einzelnen zu ergründen, bedürfte es eines endlosen
Lebens und einer allwissenden Intelligenz.
2.2.5.2. Im allgemeinen können wir die Voraussetzungen
zusammmenfassen, unter denen alle diese Welten und Zeiten erst möglich
sind .
2.2.5.2.1. Solche Zusammenfassungen verlangen eine reflexive Begründung.
2.2.6. Wirklichkeit, die als Bedeutung "Alles" meint, muß alles
mögliche Wirkliche "wirklich" bedeuten.
2.3. Endlos negierbares "Alles" meint dies destotrotz
nicht zufällig, sondern notwendig.
2.3.1. Wenn "Alles" alles und nicht nur einiges meinen soll, muß
es sich um alles in einem notwendigen Sinn handeln.
2.3.1.1. Das Zufällige, das zu "Allem" gehört, hört
in diesem Zusammenhang auf, zufällig zu sein.
2.3.1.1.1. Der Zufall ist wirklich als etwas identifizierbares Wirkliches, nicht
als die vorgängige, ganze Wirklichkeit.
2.3.1.2. "Alles" läßt sich beim Wegfall
von Notwendigkeit nicht mehr ohne sinnhaften Selbstwiderspruch denken.
2.3.2. Notwendigkeit von "Allem" meint subjektiv
alles, was jetzt möglich ist und vergangen abgeschlossen.
2.3.2.1. Vergangene Notwendigkeit unterscheidet sich von zukünftiger durch
ihren Ereignischarakter.
2.3.2.2. Notwendigkeit ist als etwas Wirkliches vollendetes
Ereignis, in Wirklichkeit die Vollendung aller Ereignisse.
2.3.2.2.1. "Alles" ist deshalb historisch notwendig, weil alles einmal
vollendet sein wird. Der Zeitpunkt dafür aber steht nicht fest.
2.3.2.2.2. "Alles" ist deshalb notwendig real gegeben, zur Realität
gehört aber auch die reale Möglichkeit.
2.3.2.2.2.1. Was Max Weber als "objektive Möglichkeit" beschrieb
und Karl Jaspers als Grenzsituation, meint reales Allnotwendiges.
2.3.3. Logische Notwendigkeit ist nur eine Voraussetzung
korrekten Denkens, nicht der aller Wirklichkeit.
2.3.3.1. Als nur logische Notwendigkeit ist alles Wirkliche nur mögliche
Wirklichkeit.
2.3.3.1.1. "Alles" ist logisch notwendig nur, als es subjektiv dem
Satz des Widerspruchs gehorchen muß.
2.3.3.1.1.1. Nicht die Logik ist die Heimat der Notwendigkeit, sondern die Geschichte.
2.3.4. Als transzendentale Notwendigkeit ist alles Wirkliche
reflektierte Wirklichkeit des Erkenn- und Wißbaren.
2.3.4.1. Als erkenn- und wißbar
Notwendiges ist alles Wirkliche nur verallgemeinerte identifizierbare Wirklichkeit.
2.3.4.1.1..
Die vieldiskutierten Paradoxien der Quantenphysik zeugen für den Präsentationscharakter
des Wirklichen, nicht für Zweifel am Präsentierten.
2.3.5. Als transzendente Notwendigkeit ist alles Wirkliche subjektiv Schicksal.
2.3.5.1. Im Schicksal fallen zukünftige Möglichkeit und vergangene
Faktizität zusammen.
2.3.6. Als absolut gedachte Wirklichkeit ist Notwendigkeit alles, was ist, weil
es an und für sich ist.
2.3.6.1. Wirklichkeit ist der weitere Begriff als Möglichkeit,
weil alles Mögliche sinngemäß etwas Wirkliches sein muß,
aber nicht umgekehrt.
2.3.6.2. Die Konfrontation von Wirklichkeit mit Möglichkeit vor der Notwendigkeit
ist ein verhängnisvolles theologisches Erbe.
2.3.7. Wirklichkeit, die alles Mögliche notwendig bedeutet, meint wirkliches
Mögliches und wirkliches Notwendiges.
2.4. Gott ist als Inbegriff aller Notwendigkeit keine identifizierbare
Wirklichkeit in "Allem".
2.4.1. Gott ist keine notwendige Voraussetzung von Wirklichkeit,
weil Wirkliches auch ohne Gott denkbar ist.
2.4.1.1. Welche Bedeutung mit dem Wort "Gott" auch immer verbunden
wird, so muß sie doch etwas Wirkliches meinen, das nicht die Wirklichkeit
ist.
2.4.1.1.1. Auch wenn in einem pantheistischen Sinn Gott mit der Wirklichkeit
gleichgesetzt wird, muß er sich noch von ihr unterscheiden können.
2.4.1.1.1.1. Eine pantheistische Aussage, die dies bestreitet, bestreitet auch
den Sinn der eigenen These.
2.4.2. Es könnte sein, daß alles, was wirklich ist, für sich
selbst und aus sich selbst ist, so daß sich das Hinterfragen erübrigt.
2.4.2.1. Es bliebe dann allerdings die offene Frage, welchen Sinn das Weiterfragenkönnen
"in Wirklichkeit" hat.
2.4.2.1.1. Das Fragenkönnen ist auch etwas Wirkliches und die Frage nach
der Wirklichkeit selbst läßt sich nicht beliebig verbieten.
2.4.2.1.1.1. Spinozas Wirklichkeit als alles in Gott und
umgekehrt weiß zuviel über Wirklichkeit und Wirkliches.
2.4.3. Wenn Wirklichkeit aber alles ist, dann umfaßt sie auch Gott, wenn
es ihn gibt.
2.4.3.1. Es könnte sein, daß alles, was für uns wirklich ist,
nur der Vorschein von etwas ist, das sich erst nach dem Tode präsentiert.
2.4.4. Ob es Gott gibt, oder nicht, hängt entschieden
davon ab, was wir "in Wirklichkeit" unter Gott verstehen.
2.4.4.1. Mit Blick auf den unbestimmten Aspekt der unhintergehbaren Wirklichkeit,
lassen sich Bezeichnungen für "Gott" finden.
2.4.5. Was Gott uns "in Wirklichkeit" bedeutet,
hängt von dem ab, wie wir Wirklichkeit verstehen.
2.4.5.1. Wie wir Wirklichkeit verstehen, sagt uns, was "Gott" sein
könnte, wenn wir ihn beim Namen nennen.
2.4.5.1.1. Wie wir Wirklichkeit verstehen, ist etwas ganz
anderes, als was sie intersubjektiv "ist".
2.4.5.1.1.1. Wir können intersubjektiv kein Argument für Gott haben,
und dennoch subjektiv an ihn glauben.
2.4.5.1.1.2. Weil die Wirklichkeit unhintergehbar ist, bleibt auch der Glauben
in letzter Instanz unwiderlegbar.
2.4.5.1.1.2.1. Widerlegbar ist nur der Aberglauben, der Wirklichkeit mit etwas
Wirklichem verwechselt.
2.4.6. Wenn "Alles" die ganze Wirklichkeit bedeuten soll, dann mündet
das endlose Fragenkönnen in eine sprachliche Antwort.
2.4.6.1. Sprachliche Antworten darauf, was die Wirklichkeit als Ganzes ist,
haben metaphorischen und hypothetischen Charakter.
2.4.6.1.1. Sprachliche Antworten auf die Frage nach der Wirklichkeit als Ganzes
sind Aberglaube ohne diese Berücksichtigung.
2.4.7. Wirkliches Mögliches und wirkliches Notwendiges erhellt aus dem,
wie und als was Gott wirklich ist.
2.5. Wirklichkeit, die "Alles" bedeuten kann, impliziert
eine Welt, die es unabhängig vom Subjekt "wirklich" gibt.
2.5.1. Wirklichkeit, die "Alles" meint,
ist wirklich gegeben als Bedeutung von Möglichkeit und Notwendigkeit,
Gott inklusive.
2.5.1.1. Wirklichkeit ist subjektiv gegeben, weil das Subjekt endlich ist und
nicht alles Mögliche und Notwendige, geschweige denn Gott sein kann.
2.5.1.2. Das Subjekt kann nicht alles sein, weil
es auch als nichtwirklich gedacht und erlebt werden kann.
2.5.1.2.1. Umgekehrt kann die Wirklichkeit auch als nichtsubjektiv gedacht werden,
weil Subjekte in der Wirklichkeit verschwinden.
2.5.1.2.1.1. Der Deutsche Idealismus seit Fichte gleich wie der Solipsismus
verwechseln die Wirklichkeit mit Subjektivität.
2.5.2. Das heißt nicht, daß
Wirklichkeit ohne Subjektbezug auch bestimmt gedacht werden könnte.
2.5.2.1. Wirklichkeit, die als "Alles" bestimmt gedacht wird, setzt
ein Bestimmendes voraus.
2.5.3. Bestimmt gedachte Wirklichkeit als "Alles" meint eine einheitlich
bezeichnete Ganzheit.
2.5.3.1. Alles als einheitlich bezeichnete Ganzheit meint im weitesten Sinn
des Wortes ein "Etwas".
2.5.3.1.1. Alles als Wirklichkeit, meint Etwas, das die ganze Wirklichkeit meint
und doch selbst ein Wirkliches ist.
2.5.3.1.1.1. Wirklichkeit als Alles ist etwas als sprachliche Wirklichkeit.
2.5.4. Als einheitlich bezeichnete Ganzheit ist "Alles" wirklich als
ein Wirklichkeitsbild.
2.6. Wirklichkeit als "Alles" meint alles, was überhaupt
nur mögliches Wirkliches sein kann.
2.6.1. Alles meint also zusammen die eine Wirklichkeit und das viele Wirkliche.
2.6.1.1. Die eine Wirklichkeit und das viele Wirkliche sind zusammen die Wirklichkeit
als Vielheit und Vielheit als Wirkliches.
2.6.1.2. Viele Wirklichkeit und wirkliches Vieles setzen Wirklichkeit als etwas
überhaupt voraus, um Sinn haben zu können.
2.6.2. Wirklichkeit als "Alles" setzt also die Wirklichkeit als etwas
und das Etwas als wirklich voraus.
2.6.2.1. Wirklichkeit als "Etwas" meint die ganze Wirklichkeit in
einer Bedeutung.
2.6.2.2. "Etwas" als Wirkliches meint eine Bedeutung der Wirklichkeit
als Ganzheit.
2.6.3. Wirklichkeitsbedeutungen sind sprachliche Gebilde, die einen Sinn artikulieren.
2.6.3.1. Im Sinn von Wirklichkeit kommt ihre Darstellung zum Ausdruck, die vermittelnd
etwas repräsentiert, was wirklich gemeint ist.
2.6.3.2. Was wirklich als "Alles" gemeint ist, bedarf einer Interpretationsleistung,
die Wirklichkeitssbedeutungen expliziert.
2.6.4. Die Explikation von Wirklichkeitsbedeutungen verlangt Klärung ihrer
Darstellung, Vermittlung, Repräsentation und Referenz.
2.6.4.1. Die Klärung von Wirklichkeitsbedeutungen zielt zusammenfassend
auf deren Wahrheit.
2.6.5. Wer die genannten Voraussetzungen einer Klärung von Wirklichkeitssbedeutungen
leugnet, muß "Alles" direkt als etwas identifizieren.
2.6.5.1. Eine direkte Identifikation wäre nur averbal möglich als
deiktisches Hinweisen.
2.6.5.1.1. Ein deiktischer Hinweis würde Wirklichkeit nur als unmittelbare
behaupten und alle Vermittlung und Hervorbringung leugnen.
2.6.5.1.1.1. Die gegenwwärtige Unmittelbarkeit ist aber nicht alles, sondern
von anderem hervorgebracht.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
3) "Alles" bezieht sich auf die ganze Wirklichkeit als je etwas Wirkliches .
3.1.
Alles, was zusammenfassend als Ganzes etwas bedeuten kann, setzt dafür
darstellbare Wirklichkeit voraus.
3.1.1. Alles meint nicht die ganze Wirklichkeit, sondern
nur deren Darstellung als Ganzheit.
3.1.1.1.
Darstellbares Wirkliches meint die ganze Wirklichkeit nur als partikulare
Erscheinung.
3.1.1.1.1. Partikular erscheinende Wirklichkeit ist eine Wirklichkeit
in der Wirklichkeit.
3.1.1.1.1.1. Darstellbare Wirklichkeit meint die Erscheinung
der Wirklichkeit als etwas Wirkliches.
3.1.1.2.
Darstellbare, erscheinende Wirklichkeit ist etwas, was auch anders sein könnte.
3.1.1.2.1. Darstellungen der ganzen
Wirklichkeit ringen dem vorgängig Unbestimmten Bestimmtes
ab.
3.1.1.3. Weil Wirklichkeit vielfach dargestellt werden kann, gibt es nicht die
eine reproduzierbare Wirklichkeit.
3.1.1.3.1. Aus dieser Einsicht hat Kants "Transzendentale Logik" den
Begriff des "Dinges an sich" für die zugrundeliegede Wirklichkeit
abgeleitet.
3.1.2.
Was alles auch anders sein könnte, ist
wirkliche Erscheinung als identifizierbare Wirklichkeit.
3.1.2.1. Unterschiedlich darstellbare Erscheinungen eröffnen
unterschiedliche Identifizierbarkeiten.
3.1.2.1.1. Unterschiedlich identifizierbar erscheinende Wirklichkeit
meint nicht festgelegtes Wirkliches.
3.1.2.1.1.1. Alles Wirkliche als Ganzheit kann sprachlich etwas
nur als nicht festgelegte Wirklichkeit meinen.
3.1.3. Wer die Nichtfestgelegtheit
von Wirklichkeit ontologisch ignoriert, verwechselt Wirklichkeit mit
Wirklichem.
3.1.3.1. Die von postmodernen Philosophen behauptete Grunddifferenz bleibt im
nur Wirklichen verhaftet.
3.1.3.1.1. Auch die von Martin Heidegger behauptete Differenz von Sein und Seiendem
hat es nur mit etwas Wirklichem zu tun.
3.1.3.2. Max Webers Insistieren auf der logischen Kluft von Sein und Sollen
unterliegt dieser Verwechslung nicht.
3.1.3.3. Wer die Subjekt-Objekt-Beziehung dem Wirklichkeitsverständnis
zugrundelegt, übersieht deren Darstellungscharakter.
3.1.4. Dargestellte Wirklichkeit, die sich als wirklich begreifen will, erfährt
sich als hergestellte Wirklichkeit.
3.2. Darstellbare Wirklichkeit
als Erscheinung von Ganzheit meint sinnhaft vermittelte Wirklichkeit.
3.2.1. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit impliziert ein Medium, das zwischen
Sinn und Bedeutetem eine verstehbare Synthese herstellt.
3.2.1.1. Wirklichkeit als "Alles" ist dies im Medium
der Sprache, ohne die Wirklichkeit nichts bedeuten kann.
3.2.1.1.1. "Wirklichkeit" unmittelbar ist ein Wort, das nur im Kontext
einer Sprache etwas Bestimmtes bedeuten kann.
3.2.1.1.1.1. Das Wortverständnis von "Wirklichkeit" ist seinerseits
im weitesten Sinn an sprachliche Wirklichkeit gebunden.
3.2.1.1.1.1.1. Mit sprachlicher Wirklichkeit im weitesten Sinn meinen wir Syntax,
Zeichen- und Lautsprache, Semantik und Sprachspiele.
3.2.2. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit impliziert ein Bedeutetes, das als
das Gemeinte transportiert wird.
3.2.2.1. Wirklichkeit als "Alles" ist dies als das gegebene Wirkliche,
ohne welches Wirklichkeitsbedeutungen gegenstandslos wären.
3.2.2.1.1. "Wirklichkeit" als unmittelbares Wort hat eine Bedeutung,
die nur in Bezug auf etwas Gemeintes einen Sinn haben kann.
3.2.2.1.1.1. Das Sinnverständnis der Wortbedeutung von "Wirklichkeit"
ist seinerseits an eine verständnismäßige Wirklichkeit gebunden.
3.2.2.1.1.1.1. Mit verständnismäßiger Wirklichkeit im weitesten
Sinn meinen wir alles kommunikativ, geistig und diskursiv Wirkliche.
3.2.3. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit impliziert eine Perspektive, die im
Medium der Sprache Bedeutetes aufnimmt.
3.2.3.1. Wirklichkeit als "Alles" ist dies aus der Perspektive von
etwas Wirklichem, ohne das Wirklichkeitsbedeutungen ortlos blieben.
3.2.3.1.1. "Wirklichkeit" als unmittelbar gegebene Wortbedeutung von
Gemeintem bleibt leer ohne bedeutungslesendes Wirkliches.
3.2.3.1.1.1. Bedeutungslesendes Wirkliches ist seinerseits im weitesten Sinn
an verständniskompetentes Wirkliches gebunden.
3.2.3.1.1.1.1. Unter verständiskompetentem Wirklichem im weitesten Sinn
verstehen wir alles, was Wirklichem selbst als ein Wirkliches begegnet.
3.2.4. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit impliziert eine Synthese, die zwischen
Sinn und Bedeutetem sinnhaft Wirkliches verwirklicht.
3.2.4.1. Wirklichkeit als "Alles" ist dies unter gedanklichen
Voraussetzungen, ohne die Wirkliches nicht identifizierbar wäre.
3.2.4.1.1. Wirklichkeit als unmittelbar gedankliche Wortbedeutung einer Idee
bleibt diffus, ohne reflexives Wirkliches.
3.2.4.1.1.1. Reflexives Wirkliches ist seinerseits im weitesten Sinn an möglich
autonomes vernünftiges Wirkliches gebunden.
3.2.4.1.1.1.1.
Unter autonom vernünftigem Wirklichen im weitesten Sinn verstehen wir alles,
das Wirklichkeit in ihrer Unhintergehbarkeit begreifen kann.
3.2.5. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit impliziert ein Reflexionsniveau, das
Wirklichkeit als sinnhaft Vermitteltes zu verifizieren vermag.
3.2.6. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit, die sich selbst verstehen will, ist
eine Interpretationswirklichkeit.
3.3.
Darstellbare Wirklichkeit als reflektiertes vermitteltes Wirkliches ist repräsentatives
Wirkliches.
3.3.1. Repräsentative Wirklichkeit impliziert präsentierend Präsentiertes,
dessen Präsentation seinerseits als etwas Wirkliches wirklich ist.
3.3.1.1. Als Wirklichkeit präsentierend meint "Alles" etwas Wirkliches
als Sprache und im Denken.
3.3.1.2. Als Wirklichkeit präsentiert meint "Alles" etwas Wirkliches
als Gegebenheit und Gegenständlichkeit.
3.3.1.3. Als eigenbedeutende Wirklichkeitspräsentation meint "Alles"
als etwas Wirkliches Interpretation und Reflexion.
3.3.1.4. Als Wirklichkeit von Wirklichkeitspräsentation meint"Alles"
als etwas Wirkliches Grenze und Metareflexion.
3.3.2. Als repräsentatives Wirkliches meint "Alles" eine letztendlich
gedachte Grenze.
3.3.2.1. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" sprachlich
alles, was sich sprachlich sagen läßt.
3.3.2.2. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
sich logisch denken läßt.
3.3.2.3. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
überhaupt gegeben sein kann.
3.3.2.4. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
gegenständlich als Einheit gedacht werden kann.
3.3.2.5. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
interpretativ überzeugen kann.
3.3.2.6. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
reflexiv überzeugt.
3.3.2.7. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
Grenzhaftigkeit reflexiv bedeuten kann.
3.3.2.8. Als letztendlich gedachte Grenze meint "Alles" alles, was
Selbstreflexivität als grenzhaftes "Alles" offenbart.
3.3.3. Als letztendlich gedachte Grenze meint Wirklichkeit als "Alles"
ein selbtsreflektiertes sprachliches Ganzes.
3.3.3.1. Als selbstreflektiertes sprachliches Ganzes meint "Alles"
die endlos mögliche Negation von Wirklichem.
3.3.3.1.1. Endlos mögliche Negation von Wirklichem meint Ganzheit für
anwesendes Wirkliches.
3.3.3.1.1.1. Anwesendes Wirkliches repräsentiert Wirkliches, indem es sich
auf es bezieht.
3.3.4. Repräsentatives Wirkliches, das das Ganze im Auge hat, reflektiert
in eins Präsentation und Präsentiertes als Wirkliches.
3.4. Vermitteltes Wirkliches repräsentiert Wirklichkeit
in Bezugnahme auf etwas.
3.4.1. Bezugnahme auf etwas Wirkliches ist eine repräsentierende Wirklichkeitsidentifikation.
3.4.1.1. Eine repräsentierende Wirklichkeitsidentifikation meint Wirklichkeit
in einem unterstellten und gemeinten Sinn.
3.4.1.1.1. Wirklichkeit als "Alles" meint in einem unterstellten Sinn
alles überhaupt nur grenzenlos Mögliche.
3.4.1.1.2. Wirklichkeit als "Alles" meint in einem gemeinten Sinn
alles grenzenlos Mögliche des grenzenlos Möglichen überhaupt.
3.4.2. Eine repräsentierende Wirklichkeitsidentifikation ist ein Wirklichkeitsvergleich.
3.4.2.1. Ein repräsentativer Wirklichkeitsvergleich bezieht sprachlich
Vergleichendes auf sprachlich Verglichenes.
3.4.2.1.1. Wirklichkeit als "Alles" meint im Wirklichkeitsvergleich
den gedachten Sinn von "Alles" als den wahren.
3.4.2.1.2. Wirklichkeit als "Alles" unterstellt den wahren Sinn von
"Alles".
3.4.2.2. Wirklichkeit als Vergleichwirklichkeit meint vergleichsoffenes Wirkliches.
3.4.3. Repräsentative Bezugnahme auf Wirkliches kann das Gemeinte treffen
oder auch nicht.
3.4.3.1. Getroffenes Gemeintes ist wahres, nicht getroffenes ist falsches Gemeintes.
3.4.3.1.1. Wirklichkeit als wahres und falsches Gemeintes ist eine aufgegebene
Wirklichkeit.
3.4.3.1.1.1. Wirklichkeit als "Alles" meint als wahres Gemeintes die
absolute Wahrheit.
3.4.3.1.1.2. Wirklichkeit als "Alles" meint als falsches Gemeintes
alles Unwahre als je etwas Wirkliches.
3.4.4. Wirkliches, das als Gemeintes getroffen werden kann oder auch nicht,
meint wahrheitsfähiges Wirkliches.
3.4.4.1. Wahrheitsfähiges Wirkliches meint identifizierbares Wirkliches.
3.4.4.2. Nichtwahrheitsfähiges Wirkliches meint nichtidentifizierbares
Wirkliches.
3.4.5. Wahrheitsfähiges Wirkliches meint grundsätzlich problematisierbares
Wirkliches.
3.4.5.1. Problematisierbares Wirkliches kann vergleichend geprüft werden.
3.4.5.1.1. Vergleichsstimmiges Wirkliches meint wahres Wirkliches.
3.4.6. Wahre Wirklichkeit meint etwas Wirkliches als wahres Wirkliches.
3.4.6.1. Wahres Wirkliches als die Wirklichkeit meint die Wahrheit.
3.4.6.1.1. Die Wahrheit als etwas Wirkliches meint mit sich identisches Wirkliches.
3.4.6.1.1.1. Mit sich identisches Wirkliches als "die Wahrheit" meint
eine intersubjektive Herausforderung.
3.4.6.1.1.1.1. Die Wahrheit als intersubjektive Herausforderung verlangt nach
evidenten Übereinstimmungen, Kriterien, Horizonten, Überzeugungen.
3.4.7. Wahres Wirkliches meint wirkliches Wahres und nicht umgekehrt.
3.4.7.1. Wirklichkeit als "Alles" meint Wahres, weil es um Wirkliches
geht, und nicht um Wirkliches wegen Wahrem.
3.4.7.1.1.. Jede Philosophie, die von einer angenommenen Wahrheit zur Wirklichkeit
schreitet, und nicht umgekehrt, manipuliert Wirklichkeit.
3.4.7.1.1.1. Eine Semantik, die von wahren Aussagen ausgeht, kann nicht mehr
sagen, was wirkliche Aussagen sind.
3.4.7.1.1.2.. Schulphilosophien, die mit Wahrheitstheorien argumentieren, immunisieren
ihre eigenen Ausgangspositionen.
3.4.7.1.1.3. Postmoderne Philosophen, die auf Wahrheit im Rückgriff ganz
verzichten wollen, verzichten auch auf deren Leistung.
3.4.7.1.1.4. Die Leugnung der Wahrheit ist ein Selbstwiderspruch.
3.4.8. Bedeutende Bezugnahme auf Wirkliches, die wahr sein kann, meint wirkliche
Kenntnisnahme von Wirklichem.
3.5."Alles" als dargestellte Wirklichkeit repräsentiert
vermittelnd, was subjektunabhängig für alle gilt.
3.5.1. "Subjektunabhängig" bedeutet
dabei nur, daß es eine Wahrheit gibt, die gefunden werden kann.
3.5.1.1. Die Wahrheit steht unter der Voraussetzung, daß sie dargestellte
Wirklichkeit meint.
3.5.1.1.1. Als dargestellte Wirklichkeit ist Wahrheit als auf Wirkliches bezogen
stets interpretiert und ihrerseits wirklichkeitsbedingt.
3.5.2. Eine Wirklichkeit, die für alle Subjekte gilt, ist intersubjektive
Wirklichkeit.
3.5.3. Die subjektive Wirklichkeit kann als intersubjektive Wirklichkeit wahr
oder falsch sein.
3.5.3.1. Umgekehrt kann die intersubjektive Wirklichkeit als subjektive Wirklichkeit
relevant oder irrelevant sein.
3.5.3.1.1. Subjektive Wirklichkeit versichert sich intersubjektiv des wirklichen
Wirklichen als wahres Wirkliches.
3.5.4. Das wirkliche Wirkliche als wahres Wirkliches ist das, was ausgesagt
"ist".
3.5.4.1. Wahres Wirkliches, das ausgesagt "ist", meint eine vermittelnde
Darstellung, deren Repräsentation sich auf Wirkliches stimmig bezieht.
3.5.4.1.1. Wirklichkeit als "Alles" meint insofern alles, als durch
sie alles ausgesagt "ist", was darstellbar wahres Wirkliches repräsentiert.
3.5.4.1.2, Alles wahre Wirkliche ausgesagte meint das, was intersubjektiv repräsentiert
für alle "ist".
3.5.4.2.. Wer philosophisch den Wahrheitsbegriff relativiert, übersieht,
daß es subjektunabhängige objektive Realität für alle gibt.
3.5.4.3. Postmoderne Philosophen, die den Wahrheitsbegriff relativieren, sprechen
nur noch für ihre eigene Person.
3.5.4.3.1. Wer nur noch für seine eigene Person spricht, spricht nicht
mehr als Philosoph.
3.5.5.
Mit dem ausgesagten Wort "ist" unterstellen wir sprachlich alles
das, was mit dem, was ist, bedeutungsmäßig assoziiert werden kann.
3.5.5.1. Was alles Besondere wir mit dem ausgesagten Wort "ist" assoziieren,
können wir allgemein bündeln.
3.5.5.1.1.. Mit dem Wort "ist" unterstellen wir immer schon etwas
im logischen, grammatischen, semantischen, kommunikativen und diskursiven Sinn.
3.5.5.1.1.1. Es gibt auch die Möglichkeit, dem Wort "ist" eine
transzendentale Bedeutung zu geben.
3.6. Wenn es intersubjektive Wahrheit überhaupt geben soll,
dann muß es sie auch über den vielfachen Sinn von Sein geben.
3.6.1. Wirklichkeitsbedeutungen, die ausgesagt wahr sind, bedeuten das, was
die Wirklichkeit "ist".
3.6.2. Die Wirklichkeit "ist" das, was das Sein der Wirklichkeit erschöpfend
bedeutet.
3.6.2.1. Das Sein der Wirklichkeit bedeutet erschöpfend alles das, was
das "Ist" überhaupt meinen kann.
3.6.2.1.1. Wirklichkeit "ist" erschöpfend Versicherung, Prädikation,
Identität, Existenz und Klassifikation.
3.6.3. Das Sein der Wirklichkeit bedeutet erschöpfend etwas gewiß
Bedeutetes, das irgendwie existiert und als es selbst als etwas identifiziert
werden kann.
3.6.4. Seinsbedeutungen der Wirklichkeit sind die umfassenden Wirklichkeitsbedeutungen
im intersubjektiven Sinn.
3.6.4.1. Es gibt endlose Wirklichkeitsbedeutungen neben den Seinsbedeutungen,
die alle etwas Wirkliches meinen.
3.6.4.2. Seinsbedeutungen aber allein treffen Wirklichkeit als "Alles"
intersubjektiv verbindlich.
3.6.4.2.1. Die intersubjektive Verbindlichkeit der Vollständigkeit der
Seinsbedeutungen kann getestet werden.
3.6.4.2.1.1. Ebenso wie die Unhintergehbarkeit der Wirklichkeit falsifizierbar
ist, ist dies auch die Vollständigkeit der Seinsbedeutungen.
3.6.4.2.1.1.1. Die behauptete Vollständigkeit ist falsifiziert, wenn entweder
weitere gefunden oder behauptete verringert werden können.
3.6.5. Wirklichkeit als "Alles"und vieles ist das, was im weitesten
Sinn des Wortes "ist".
3.6.6. Alles und vieles ist wirklich als das, was Wirklichkeit als Sein ist.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
4) Alle Wirklichkeit als je etwas Wirkliches gibt es für uns als das, was "ist".
4.1. Sinnhaft vermittelte Wirklichkeit
als das, was "ist", impliziert verifizierbare referierende Erkenntniswirklichkeit..
4.1.1. Was etwas Wirkliches ist, "ist" dies mit einem Gewißheitsanspruch.
4.1.1.1. Die Behauptung, daß etwas "ist", impliziert stets die
subjektive Versicherung: "Es ist so!"
4.1.1.1.1.
Die Verifikation, die mit "ist" ausgedrückt wird, meint die Versicherung,
daß etwas so ist, wie es ist.
4.1.1.1.1.1.. Wirklichket als "Alles" ist immer eine Versicherung,
niemals eine Endgewißheit.
4.1.2. Für was der sprachlich angezeigte Gewißheitsanspruch steht,
ist etwas Nichtsprachliches.
4.1.2.1. Nichtsprachliche Wirklichkeit ist nur indirekt zugängliche Wirklichkeit.
4.1.2.2.Sprachlich angezeigtes Wirkliches meint Wirkliches, das nur unter Prämissen
überhaupt etwas Wirkliches ist.
4.1.2.2.1. Was überhaupt nur unter Prämissen etwas Wirkliches meint,
ist nicht mehr die Wirklichkeit an und für sich.
4.1.2.2.2.. Was nicht mehr die Wirklichkeit an und für sich meint, ist"
die Wirklichkeit als Erscheinung.
4.1.3. Verifizierbar referierende Erkenntniswirklichkeit als Versicherung des
"ist" meint erscheinende Wirklichkeit.
4.1.3.1. Als erscheinende Wirklichkeit ist alles, was wahr sein kann, stets
bedingtes Wirkliches, niemals unbedingte Wirklichkeit.
4.1.3.1.1. Auch wenn wir die unbedingte Wirklichkeit denken, bleibt das Gedachte
erscheinungshaft und bedingt.
4.1.3.1.2. Die Erscheinungshaftigkeit ist bedingt durch die Voraussetzungen
des Gehirns, des Wahrnehmungs- und Denkvermögens.
4.1.3.1.3. Die Erscheinungshaftigkeit wird beeinflußt durch die sozialen,
kulturellen und geistigen Umstände.
4.1.3.1.4. Erscheinungshafte und bedingte Aussagen über Unbedingtes sind
konstitutiv subjektiv und indirekt.
4.1.4. Grundsätzlich erscheinungshafte Wirklichkeit bedarf reflektierter
Reflexion, um intersubjektiv evident als Sein ausgesagt zu werden.
4.1.4.1. Erscheinungshafte Wirklichkeit muß die Perspektiven erkennen
lassen, will sie ihren Erscheinungscharakter nicht vergessen machen.
4.1.4.1.1. Der Erscheinungscharakter bleibt präsent, wenn Präsentation,
Präsentiertheit, Repräsentation und Referenz auseinandergehalten werden.
4.1.5. Erscheinungshaftes "Ist" meint reflexiv etwas Objektives, das
vermittelnd Wirklichkeit als etwas Wirkliches beim Namen nennt.
4.1.5.1. Alles Erscheinungshafte meint reflexiv Selektivität, insofern
es sich nur um Ausschnitts- und Ansichtswirklichkeit handelt.
4.1.5.2. Reflektierte Erscheinungshaftigkeit kann objektiv sein, wenn die Trennung
zwischen Voraussetzungen und Sachgehalt strikt erfolgt.
4.1.5.2.1. Reflektierte Erscheinungshaftigkeit kann kritisch sein, wenn der
Unterschied von Wirklichkeit und etwas Wirklichem gegenwärtig bleibt.
4.1.6. Über Wirklichkeit selbst gibt es sinnvolle Aussagen nur als je etwas
Wirkliches unter bestimmten Prämissen.
4.1.6.1..
Nur bedingt unter einem bestimmten Aspekt hat deshalb Max Weber von der Wirklichkeit
als einem heterogenen Kontinuum gesprochen.
4.1.6.2. Die Einsicht in die Unhintergehbarkeit
von Wertbeziehungen im Begreifen von Wirklichkeit meint auch nur etwas Wirkliches.
4.1.6.2.1. Die Universalisierung
von Wert- und Kulturbeziehungen im Badischen Neukantianismus war zu vordergründig.
4.1.6.3. Die Phänomenologie Husserls hat den grundsätzlichen Darstellungscharakter
der Erscheinungshaftigkeit nicht zu Ende gedacht.
4.1.7. Die Erscheinungshaftigkeit der Wirklichkeit kann von keiner vorgängigen
Wahrheitskonzeption her zureichend als Sein verstanden werden.
4.1.7.1. Jede Wahrheitstheorie muß an der Kontingenz des erscheinenden
Wirklichen scheitern.
4.1.7.1.1. So scheiterten alle Grundlagenversuche der Analytischen Philosophie
im Anschluß an Freges Wahrheitsverständnis.
4.1.8. Der verifikative Sinn von Sein kann zureichend nur als das begriffen
werden, was Wirklichkeit für Wirkliches ist.
4.2.
Verifizierbar referierende Erkenntniswirklichkeit impliziert Wirkliches, das
etwas Wirkliches "ist".
4.2.1. Was etwas Wirkliches
als verifizierbar referierend ist, "ist" dies als eine Prädikation.
4.2.1.1. Die Behauptung, daß etwas "ist", impliziert stets die
Aussage, daß etwas als etwas gemeint ist.
4.2.1.1.1.
Die Prädikation, die mit "ist" ausgedrückt wird, meint die
Relation von etwas mit etwas.
4.2.1.1.2. Wirklichkeit als "Alles" bleibt grundsätzlich eine
zirkuläre Behauptung.
4.2.2. Für was das "Etwas als etwas" steht, ist eine Relation
zwischen etwas Identifiziertem und etwas Bedeutetem.
4.2.2.1. Wirklichkeit als identifiziertes und bedeutetes Wirkliches ist erkennbare
Wirklichkeit.
4.2.2.1.1. Erkennbare Wirklichkeit ist immer eine wahrgenommene und gedachte
Wirklichkeit.
4.2.2.1.1.1. Als wahrgenommene Wirklichkeit ist Erkennbarkeit immer etwas Subjektives
und Objektives.
4.2.2.1.1.2. Als gedachte Wirklichkeit ist Erkennbarkeit immer etwas Allgemeines
und Besonderes.
4.2.3. Verifizierbar referierende Wirklichkeit als Prädikation meint relationale
Wirklichkeit.
4.2.3.1. Als relationale Wirklichkeit ist alles, was wahr sein kann, stets interpretiertes
Wirkliches, nie Uninterpretiertes.
4.2.3.1.1. Auch wenn wir die Relationalität selbst denken, bleibt sie uns
als etwas Relatives interpretiert.
4.2.3.1.1.1. Relationale Aussagen über Wirkliches sind konstitutiv an die
Vergleichbarkeit von etwas mit etwas gebunden.
4.2.4. Grundsätzlich relationale Wirklichkeit bedarf phänomenaler
Beschreibung, um intersubjektiv als Sein ausgewiesen werden zu können.
4.2.4.1. Relationale Wirklichkeit muß ihre Relationalität demonstrieren
lassen können, will sie ihre Realtionalität beweisen.
4.2.4.1.1. Die Relationalität wird demonstriert, wenn etwas Wirkliches
als etwas Wirkliches gleich wie etwas so und so Gewisses gezeigt wird.
4.2.5. Relationales "Ist" meint etwas reflexiv Angenommenes, das vermittelnd
etwas Wirkliches als etwas anderes beim Namen nennt.
4.2.5.1. Was relational etwas anderes beim Namen nennt, übernimmt damit
eine Beweislastpflicht.
4.2.5.1.1. Die Beweislastpflicht wird eingelöst, wenn Relationen empirisch
demonstriert werden.
4.2.5.1.2. Die relationale Grundstruktur des Seins kann von keiner Vermittlungstheorie
einheitlich gedeutet werden.
4.2.5.1.3. Die Prädikatenlogik bringt es nur zu Klassifikationen von Wirklichem,
nicht der Wirklichkeit.
4.2.5.1.3.1. Der Positivismus, ob logisch oder empirisch, verkennt die Komplexität
des Vermittlungscharakters des Wirklichen.
4.2.5.1.3.1. Betrand Russells früher Versuch, Wirklichkeit relational begrifflich
zu beschreiben, übersah deren Erscheinungshaftigkeit.
4.2.5.1.3.2. Rudolf Carnaps "Der logische Aufbau der Welt" kann subjektiv-phänomenale
und intersubjektiv-empirische Erscheinungen nicht vermitteln.
4.2.6. Der prädikative Sinn von Sein kann einheitlich nur als das begriffen
werden, was Wirklichkeit als Wirkliches ist.
4.3. Was als etwas
Wirkliches adäquat prädiziert werden kann, impliziert das, als was
etwas Wirkliches mit anderem identisch "ist".
4,3.1. Als was etwas Wirkliches mit anderem identisch ist, "ist"
dies mit einem fixierten Bedeutungsanspruch.
4.3.1.1. Die Behauptung, daß Etwas etwas "ist", impliziert
stets die Aussage, daß etwas so und nicht anders gemeint ist.
4.3.1.1.1.
Die Identität, die mit "ist" ausgedrückt wird, meint die
vorgängige Unterstellung einer Wortkonsistenz.
4.3.2. Was
als etwas so und nicht anders alles gemeint ist, ist die Bedeutungskonsistenz
einer Gleichstellung.
4.3.2.1. In der Umgangssprache handelt es sich dabei um die formale Kopula des
"Ist gleich" (=).
4.3.2.1.1. Als formale Kopula bedeutet das "Ist" lediglich eine Gleichstellung
ohne semantischen Gehalt.
4.3.2.1.1.1. Es bleibt allerdings die Gleichstellung selbst als ein Sein, das
irgendwie etwas "ist".
4.3.2.1.1.1.1. Wirklichkeit als "Alles", was irgendwie gleich ist,
ist alles, was in letzter Beziehung gleich ist.
4.3.2.1.1.1.1.1. Die letzte Gleichheit von allem Wirklichen ist, daß es
ist, mithin das Sein in seinem nur logischen Sinn.
4.3.3. Das logische Sein der formalen Kopula kann von keiner Repräsentationstheorie
her ihren Sinn bekommen.
4.3.3.1. Deshalb hat Kant das Sein nur als Position eines Dinges angesehen ohne
weitere inhaltliche Bestimmung.
4.3.3.2. Ludwig Wittgensteins logischer Absolutismus im Tractatus scheiterte
an der prinzipiellen Unendlichkeit möglicher Sachverhalte.
4.3.3.3. Jeder Monismus und jede Identitätsphilosophie als Einheitsunterstellung
scheitert an der nichtdeduzierbaren Wirklichkeit.
4.3.3.3.1. Die ursprüngliche Einheitsutopie der Analytischen Philosophie
scheitert an der prinzipiellen Unvollständigkeit formaler Systeme.
4.3.3.3.1.1. Spätestens die Unvollständigkeitsthese Gödels über
formalisierbare Systeme hat das evident gemacht.
4.3.4. Der semantische Sinn von Sein fügt sich keiner reflexiven Metasprache
oder pragmatischen Bedeutungstheorie.
4.3.4.1. Semantisch bedeutet Sein alles, was mit dem Wort "ist" umgangssprachlich
verbunden werden kann.
4.3.4.1.1. Umgangssprachliche Wortbedeutungen von Sein gründen in Sprechakten,
deren Theorie nur pragmatische Beschreibungen liefert.
4.3.4.1.1.1. Sprachlich orientierte Bedeutungstheorien
erfassen nicht das, was "ist", sondern das, was verstanden werden
kann.
4.3.4.1.1.1.1. Metasprachlich orientierte Universalsemantiken verengen den Sinn
von Sein vorgängig technisch.
4.3.4.1.1.1.1.1. In dieser, aber auch nur in dieser Hinsicht haben Wittgensteins
Sprachspiele das letzte Wort behalten.
4.3.4.2. Über
das Verhältnis von Sein, Wahrheit und Begriff herrschen
heute überall immer noch strittige und diffuse Meinungen.
4.3.4.2.1. Sein wird gewöhnlich nicht von Wirklichkeit abgeleitet,
Wahrheit wird als Theorie gehandelt und Begriffe sind keine
Seinsbegriffe.
4.3.5. Der kommunikative Sinn von Sein fügt sich keiner universalen Informationsstheorie
oder dekodierenden Einheitssprache.
4.3.5.1. Informative Wortbedeutungen erfassen Sein nur innherhalb begrenzter
Erwartungshorizonte.
4.3.5.1.1. Universale Informationstheorien sagen alles über Informationsvermittlung
und nichts über Informationsgehalte.
4.3.5.1.1.1. Insofern muß jede künstlich programmierte Intelligenz
Sein simulieren, wenn sie Sein empirisch zuordnen will.
4.3.5.1.2. Dekodierende Einheitssprachen sind grundsätzlich funktional
bedingt für Transformationszwecke.
4.3.5.1.2.1. Insofern mußte das große Projekt Otto Neuraths einer
wissenschaftlichen Einheitssprache scheitern.
4.3.5.1.2.2. Auch der späte Erlanger Versuch Lorenzens, eine Einheitssprache
über Prädiaktionen logisch aufzubauen, war im Ansatz verfehlt.
4.3.6. Der diskursive Sinn von Sein fügt sich keinem prozeduralen Metadiskurs
noch einer idealen Sprechsituation.
4.3.6.1. Diskursiv bedeutet Sein alles, was mit dem Wort "ist" wahrheitsgemäß
eingelöst werden kann.
4.3.6.1.1. Unterstellungen idealer Sprechsituationen scheitern an den konstitutiven
gesellschaftlichen Ungleichheiten.
4.3.6.1.2. Prozedurale Metadiskurse erreichen nicht die inhaltlichen Besonderheiten
und argumentativen Einmaligkeiten.
4.3.6.1.2.1. Universalpragmatik (Jürgen Habermas) und Trenszendentalpragmatik
(Karl Otto Apel) blieben deshalb Versprechungen.
4.3.6.1.2.1. Der universale Geltungsanspruch dieser beiden wird nicht eingelöst,
weil jederzeit der faktische Widerspruch blieb.
4.3.6.1.2.1.1. Diese Restfaktizität des Widersprechenkönnens hat
Peter Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" vom Kynismus
her entwickelt.
4.3.7. Der Sinn von Sein als Identität ist konsistent begreifbar nur als
das durchgängige Moment des Wirklichen.
4.4.
Als was etwas Wirkliches mit anderem identisch ist, impliziert
das, was etwas Wirkliches mit anderem nachweisbar verbindet.
4,4.1. Was etwas Wirkliches mit anderem nachweisbar verbindet,
"ist" der existierende Zusammenhang als etwas Wirkliches.
4.4.1.1. De Behauptung, daß etwas "ist", impliziert stets die
Unterstellung, daß etwas so oder so existiert.
4.4.1.1.1.
Die Referenz, die mit "ist" ausgedrückt wird, meint die Existenzweise
von etwas als etwas.
4.4.2. Was so oder so alles existieren kann, kommt irgendwie in Raum und Zeit
vor.
4.4.2.1. Was irgendwie in Raum und Zeit vorkommen kann, muß als etwas
identifizierbar und als Wirksames nachweisbar sein.
4.4.2.1.1. Im Raum vorkommendes Existierendes meint auch alles, was innerweltlich
erfahren werden kann.
4.4.2.1.1. In der Zeit vorkommendes Existierendes meint auch alles, was aus
Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart wirken kann.
4.4.2.1.2. Etwas Identifizierbares "existiert" auch dann, wenn es
nur vermittelt zuschreibbares Wirkliches ist.
4.4.2.1.3. Etwas nachweisbares Wirksames "existiert" auch dann, wenn
es faktisch noch nicht nachgewiesen ist.
4.4.3. Was in Raum und Zeit vorkommen kann, ist an eine jeweilige Gegenwart
gebunden.
4.4.3.1. Existierendes Wirkliches muß im weitesten Sinn gegenwärtig
angetroffen werden können.
4.4.3.1.1. Was jeweils gegenwärtig angetroffen werden kann, existiert für
vergegenwärtigende Subjekte.
4.4.3.1.1.1. Insofern Sein als "Existieren" an gegenwartsfähige
Subjekte gebunden ist, meint "Existenz" Subjektivität.
4.4.3.1.1.1.1. Existenz als Subjektivität meint aber nicht meine eigene
allein, sondern jegliche andere auch.
4.4.3.1.1.1.1.1. Existenz als jegliche Existenz im Raum meint alle gegebenen
Subjekte zu einer Zeit.
4.4.3.1.1.1.1.2. Existenz als jegliche Existenz in der Zeit meint alle gegebenen
Subjekte zu je ihrer Zeit.
4.4.3.1.1.2. Die Existenzphilosophie seit Sören Kierkegaard hat "Existenz"
auf je "meine gegenwärtige Existenz" reduziert.
4.4.3.1.1.2.1. Gegen die Wesenslogik Hegels versuchte sie damit das gewisse
Besondere gegen ein abstraktes Allgemeines zu behaupten.
4.4.3.1.1.3. Heideggers "Sein und Zeit" verabsolutierte die jemeinige
Existenz als Dasein zum Ausgangspunkt von Seinsverständnis überhaupt.
4.4.3.1.1.3.1. Heideggers frühe Daseinsanalyse übersah, daß
die Wirklichkeit, und nicht das Subjekt, das wahrhaft Unhintergehbare ist.
4.4.3.1.1.3.2. Es gibt Existierendes auch unabhängig von mir, weil es
andere Existierende und nichtsubjektives existenzielles Wirkliches gibt.
4.4.4. Was in Raum und Zeit wirksam sein kann, ist an eine identifizierbare
einheitliche Kraftquelle gebunden.
4.4.4.1. Etwas existierendes Wirkliches muß im weitesten Sinn Kausalfaktor
sein können.
4.4.4.1.1. Was alles im weitesten Sinn Kausalfaktor sein kann, ist eine empirische
und naturwissenschaftliche Frage.
4.4.4.2. Was alles wirklich geschieht, existiert als etwas Wirkendes und Bewirktes.
4.4.4.2.1. Wird Sein als das Wirkende und Bewirkte von allem verstanden, wird
die Wirklichkeit als etwas Wirkliches gedeutet.
4.4.4.2.1.1. Wirklichkeitsdeutungen als alles etwas wirkend-bewirktes Wirkliches
sind bedingte hypothetische Spekulationen.
4.44.2.1.1.1. Existenzielle Seinsspekulationen folgen Denkparadigmen, die Wirklichkeitsgeschehen
scheinbar erklären.
4.4.5. Existenzielle Seinsparadigmen beherrschen seit je her Religion, Ontologie,
Wissenschaft und Geschichte.
4.4.5.1. Religiöse Seinsparadigmen rekurrieren auf das Göttliche und
nehmen die Wirklichkeit als Schöpfung hin.
4.4.5.1.1. Existierendes Sein ist dann die Kreatur, deren Sinn durch geoffenbartes
Heilswissen bestimmt ist.
4.4.5.1.1.1. Noch die mittelalterliche Philosophie dachte Wirkliches als geschaffene
"existentia", deren "realitas" nur langsam Thema wurde.
4.4.5.2. Ontologische Seinsparadigmen orientieren sich seit Aristoteles am grammatischen
Satzsubjekt.
4.4.5.2.1.
Grammatisch
erscheint das, was "ist", als das Substantiv eines Satzes: Etwas ist
ausgesagt Zugrundeliegendes (hypokeimenon).
4.4.5.2.2. Von Aristoteles bis Kant ist existierendes Sein im Abendland als
Substanz gedacht worden.
4.4.5.2.3. Der Deutsche Idealismus nach Kant hat dann noch einmal die Substanzphilosophie
als Subjektphilosophie erneuert.
4.4.5.3. Wissenschaftliche Seinsparadigmen orientieren sich seit den Griechen
an der Natur (physis), die auf Raum und Zeit projiziert wird.
4.4.5.3.1. Die räumliche Seinsprojektion führt in der Nachfolge des
Parmenides zum existierenden Sein als einem Gesetzesall.
4.4.5.3.1.1. Noch das Wirklichkeitsverständnis von Einstein und der gegenwärtigen
Theoretiker von physikalischen Weltformeln steht in dieser Tradition.
4.4.5.3.2. Die zeitliche Seinsprojektion führt in der Nachfolge des Heraklit
zu einem existierenden dynamischen, auch lebendigen Sein.
4.4.5.3.2.1. In diesem Sinn hat Goethe gegen Newton gestanden und hat die Evolutionstheorie
ihren schließlichen Siegeszug angetreten.
4.4.5.4. Geschichtliche Seinsparadigmen orientieren sich seit Augustins "Civitas
dei" an einem Seinsgeschehen, das verallgemeinert wird.
4.4.5.4.1. Die eigentliche Mächtigkeit dieses Paradigmas entfaltete sich
aber erst seit der Entdeckung der Geschichtsdynamik ab ca. 1750.
4.4.5.4.1.1. In den totalitären Bewegungen des Kommunismus und Faschismus
als Relikte der Subjektphilosophie hat es Weltgeschichte gemacht.
4.4.5.4.2. Der späte Martin Heidegger hat existenzielles Sein seinsgeschichtlich
als Wirklichkeitsmächtigkeit eines Seins des Seienden bezeichnet.
4.4.5.4.2.1. Martin Heidegger hat sich bei seiner Hypostasierung des Seins nie
um dessen begriffliche Bedeutung gekümmert.
4.4.5.4.2.1.1. Heidegger begnügte sich bei seiner Seinsanalyse mit etymologischen
Herleitungen und hermeneutischen Exkursen.
4.4.6. Jede Modallogik, die dem existenziellen Sinn von Sein gerecht werden
will, instrumentalisiert die Wirklichkeitsbedeutung.
4.4.6.1. Eine Quantorenlogik, die gegen die Modallogik den Existenzbegriff logisch
zu eliminieren sucht, degeneriert zur formalen Logik.
4.4.7. Was etwas Wirkliches nachweisbar "existenziell" mit anderem
verbindet, zeigt sich als etwas Wirkliches oder bleibt Geheimnis.
4.5.1.
Wirklichkeit als je etwas Wirkliches meint das, was jedes Wirkliche als Wirkliches
klassifikatorisch "ist".
4.5.1.1. Wirkliches ist klassifikatorisch, was es von seiner bedeutungsmäßigen
Zugehörigkeit her ist.
4.5.1.1.1. Wirkliches ist dieses und jenes, weil es gattungsmäßig
zu diesem und jenem gehörig "ist".
4.5.1.1.1.1.
Die Klassifikation, die mit "ist" ausgedrückt wird, meint das,
was etwas "in Wirklichkeit" ist.
4.5.1.1.1.1.1. Als was etwas Wirkliches ausgesagt werden kann, ist prinzipiell
so zahlreich wie alles andere Wirkliche, mit dem es vergleichbar ist.
4.5.1.1.2. Eine bedeutungsmäßig ausgesagte Zugehörigkeit des
Wirklichen meint einen Vergleich, der nicht beliebig ist.
4.5.1.1.2.1. Ein nichtbeliebiger Zugehörigkeitsvergleich von Wirklichem
meint Wirkliches und weniger Wirkliches.
4.5.1.1.2.1.1. Wirklicheres und weniger Wirkliches unterscheiden sich durch
Bedeutungsumfänge.
4.5.1.2. Die Behauptung, daß etwas "ist" impliziert, daß etwas
als etwas dieses oder jenes ist.
4.5.1.2.1. Wenn Wirkliches beim Namen genannt wird, dann "ist" es
entweder Individuelles oder Allgemeines.
4.5.1.2.1.1. Etwas Individuelles ist Wirkliches als einmaliges Gegebenes.
4.5.1.2.1.1.1. Als einmaliges Gegebenes meint das "ist" die Wirklichkeit
als ein Wirkliches.
4.5.1.2.1.1.1.1. Die Wirklichkeit als ein Wirkliches "ist" eine Manifestation
des Wirklichen.
4.5.1.2.1.1.1.2. Wirkliches als eine Manifestation der Wirklichkeit "ist"
als Individuelles prinzipiell unendlich prädizierbar.
4.5.1.2.1.1.1.2.1. Die unendliche Prädizierbarkeit des individuell Wirklichen
liegt an der endlosen Vergleichbarkeit mit anderem Wirklichen.
4.5.1.2.1.1.2. Wirkliches als einmaliges Gegebenes "ist" die unhinterfragbare
Wirklichkeit beim Namen genannt.
4.5.1.2.1.1.3. Wirklichkeit als einmalig "Alles" "ist" der
Name für die Unhintergehbarkeit der Wirklichkeit.
4.5.1.2.1.1.4. Wirklichkeit als einmaliges "Alles" "ist" aber
auch die Bedeutung eines individuell Wirklichen, das nicht mehr vergleichbar
ist.
4.5.1.2.1.2. Etwas Allgemeines ist Wirkliches als etwas umfassendes Bedeutsames.
4.5.1.2.1.2.1. Als umfassendes Bedeutsames meint das "ist" ein Wirklches
als das Wirkliche.
4.5.1.2.1.2.1.1.. Ein Wirkliches als das Wirkliche "Ist"eine Modifikation
des Wirklichen.
4.5.1.2.1.2.1.2. Wirkliches als eine Modifikation der Wirklichkeit "ist" als
Allgemeines prinzipiell umfassenderes Wirkliches.
4.5.1.2.1.2.1.2.1. Die prinzipiell umfassendere Zuordenbarkeit des Wirklichen
liegt an der allem Wirklichen gemeinsamen Prämisse der Wirklichkeit.
4.5.1.2.1.2.2. Wirkliches als umfassend Zuordenbares "ist" der explizierbare
Sinn von Wirklichkeit mit"Alles" beim Namen genannt.
4.5.1.2.1.2.3. Etwas Wirkliches als alles umfassend Zuordenbares "ist"
der Name für die bedeutungsmäßige Hintergehbarkeit der
Wirklichkeit.
4.5.1.2.1.2.4. Wirklichkeit als zuordenbares "Alles" ist aber auch
die Bestimmtheit von gegliedertem Wirklichen, das alles in letzter Instanz
wirklich ist.
4.5.1.3. In der Frage "Wie wirklich ist die Wirklichkeit wirklich?"
sind alle Fragemöglichkeiten zur Wirklichkeit erschöpft.
4.5.2. Wirklichkeit als "Alles" ist klassifikatorisch individuelle
Letztgegebenheit und allgemeine Letztbestimmung zugleich.
4.5.2.1. Als individuelle Letztgegebenheit "ist" Wirklichkeit das
Sein, das alles, was etwas Wirkliches ist, ermöglicht.
4.5.2.1.1. Sein, das etwas Wirkliches ermöglicht, ist die Bedingung der
Möglichkeit dessen Wirklichseins.
4.5.2.2. Als allgemeine Letztbestimmung "ist" Wirklichkeit das Sein,
das alles, was etwas Wirkliches ist, verständlich macht.
4.5.2.2.1. Sein, das etwas Wirkliches verständlich macht, ist die Bedingung
der Möglichkeit dessen Seinkönnens.
4.5.3. Etwas Wirkliches als die Bedingung der Möglichkeit seines Wirklichseins
"ist" sein unbedingter Wirklichkeitsbezug.
4.5.3.1. Etwas Wirkliches "ist" als Wirklichkeitsbezug, was Wirklichkeit
notwendig immer ist, wenn sie sein können soll.
4.5.4. Etwas Wirkliches als die Bedingung der Möglichkeit seines Seinkönnens
"ist" seine bedingte Wirklichkeitsdifferenz.
4.5.4.1. Etwas Wirkliches ist als Wirklichkeitsdifferenz, was Wirkliches einmalig
ist, wenn es als Sein getroffen sein soll.
4.5.5. Wirklichkeit, um sein zu können, muß alles das sein, was sein
kann, weil es den Bedeutungsmöglichkeiten von "Ist" genügt.
4.5.5.1. Wirklichkeit genügt den Bedeutungsmöglichkeiten von "Ist"
veritativ, prädikativ, identisch, existenziell und klassifikatorisch ineins.
4.5.6. Etwas Wirkliches, um Seinseinmaligkeit zu sein,
muß allen den Bedeutungsanforderungen genügen, die ein Etwas möglich
machen.
4.5.6.1. Etwas Wirkliches genügt den Bedeutungsmöglichkeiten von "Ist"
als etwas gewisses Bestimmtes von etwas und für etwas.
4.5.7. Wirklichkeit, die im vollen Umfang "ist", impliziert ihre
Bedeutungen als Inbegriff der Wirklichkeit.
4.5.7.1. Etwas Wirkliches, das etwas in jeder Hinsicht "ist", impliziert
seine Bedeutungen als Seinsbegriff.
4.6. Wirklichkeit, die alles "ist", entspricht der
Wirklichkeitsbedeutung, die alles, was ist, meint.
4.6.1. Alles, was ist, meint alle Wirklichkeit als alles Wirkliche.
4.6.1.1. Alle Wirklichkeit meint als alles Wirkliche, was alles, das überhaupt
sein kann, faktisch "ist".
4.6.1.2. Alles, was überhaupt sein kann meint faktisch die Bedeutung, die
der Wirklichkeit als alles mögliche einzelne Wirkliche zukommt.
4.6.2. Wirklichkeit in der Bedeutung alles möglichen einzelnen Wirklichen
überhaupt meint klassifikatorisch das Sein.
4.6.2.1. Als Sein im klassifikatorischen Sinn meint die Wirklichkeit alles was
wirklich "ist" und als Wirklichkeit möglich sein kann.
4.6.2.1.1. Alles, was im klassifikatorischen Sinn wirklich ist, meint die besondere
Wirklichkeit in der Vielfalt deren Bedeutungen.
4.6.2.1.2. Alles, was im klassifikatorischen Sinn als Wirklichkeit möglich
sein kann, meint die allgemeine Wirklichkeit in ihrer einen Bedeutung.
4.6.3. Die allgemeine Wirklichkeit in ihrer einen Bedeutung meint das Sein,
ohne das nichts sein kann.
4.6.3.1. In ihrer veritativ-vergewissernden Bedeutung meint das Sein alles Seins
die Subjektivität überhaupt, als das Insgesamt alles Gegebenen.
4.6.3.2. In ihrer prädikativen Bedeutung meint das Sein alles Seins die
Welt überhaupt als das Insgesamt aller Prädikationen.
4.6.3.3. In ihrer identischen Bedeutung meint das Sein alles Seins die Intersubjektivität
überhaupt als das Insgesamt alles Wahren.
4.6.3.4. In der existierenden Bedeutung meint das Sein alles Seins die Ereignishaftigkeit
überhaupt als Insgesamt aller Nachweisbarkeit.
4.6.4. Das Sein, ohne das nichts sein kann, meint das, was Gegebenheit, Prädizierbarkeit,
Wahrheit und Nachweisbarkeit insgesamt bedeuten.
4.6. Welt, Subjektivität, Intersubjektivität und Ereignishaftigkeit
zusammen meinen alles, was "ist", erschöpfend als was es sein
kann.
4.7. Was Wirklichkeit bedeutungsmäßig alles ist, kann im Gedankenexperiment
getestet werden.
4.7.1. Die namentlichen vier Wirklichkeitsbedeutungen sind falsifiziert und
als korrekturbedürftig ausgeweisen:
4.7.1.1. Wenn a) zusätzliche Bedeutungen nachgewiesen werden, die zum Verständnis
dessen, was sein kann, nötig sind.
4.7.1.2. Wenn b) noch umfassendere Namen für die ultimativen Bedeutungsmöglichkeiten
gefunden werden.
4.7.1.3. Wenn c) Bedeutungsvereinheitlichungen sich als schlüssig erweisen,
so daß die Zahl Vier verringert werden kann.
4.7.1.3.1. In diesem Zusammenhang sei auf die große Bedeutung der Zahl
Vier seit der antiken Philosophie (Pythagoras) hingewiesen.
4.7.1.3.1.1. Erst die christliche Trinitätslehre hat mit der dialektischen
Trias ein neues analytisches Ordnungspardigma zur Geltung gebracht.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
5) Was für uns "ist", fügt sich allem, was für uns überhaupt "sein kann".
5.1.
Als darstellbar verifizierbare Erkenntniswirklichkeit kann nur sein, was diese
uns immer bedeuten muß.
5.1.1.
Was uns Wirklichkeit immer bedeuten muß, beruht auf einer Identifaktion
des Wirklichen, die unser Erkenntnisvermögen bewirkt.
5.1.1.1. Die Wirklichkeitsidentifikation unseres Erkenntnisvermögens ist
sozial, geistig und reflexiv interpretierbar.
5.1.1.1.1. Es gibt keine ausschließliche Instanz, die über unsere
Wirklichkeitsidentifikation im vorgängigen Sinn verfügt.
5.1.2. Es gibt keine Wirklichkeitsbedeutung ohne Subjektivität.
5.1.2.1. Wirklichkeitsbedeutungen sind an Erkenntniswirklichkeit gebunden und
damit an Subjektivität.
5.1.2.1.1. Was immer wirklich sein kann, muß als solches irgendwie und
irgendwo zur Sprache kommen können.
5.1.2.1.1.1. Was irgendwie und irgendwo zur Sprache kommen kann, muß von
wem auch immer zur Kenntnis genommen werden können.
5.1.2.1.1.1.1. Die Wirklichkeit kann also immer nur nichts anderes als Subjektives
bedeuten, dies aber nicht ausschließlich.
5.1.2.1.1.1.1.1. Die Wirklichkeit ist schon deshalb nicht nur subjektiv, weil
die Subjekte sich nicht selbst gemacht haben.
5.1.2.1.1.1.1.1.. Der Deutsche Idealismus seit Fichte umging dieses Argument,
indem er Subjektivität und Wirklichkeit gleichsetzte.
5.1.2.1.1.1.1.2. Solipsistische, esoterische, magische und mythische Positionen
leugnen es aufgrund angeblich überwirklichen Wissens.
5.1.2.1.1.1.1.3. Indische Spiritualität ignoriert es aufgrund eines subjektdomierten
Weltbildes.
5.1.3. Wirklichkeitsbedeutungen meinen alles, was überhaupt subjektiv sinnhaft
dargestellt und geistig als Text verstanden werden kann.
5.1.3.1. Wirklichkeit ist als Bedeutung immer alles das, was intersubjektiv
einen bestimmten Sinn haben kann.
5.1.3.1.1. Wirklichkeit, die keinen bestimmten Sinn hat, meint eine Wirklichkeit,
die "nicht sein kann".
5.1.3.1.1.1. Wirklichkeit, die nicht sein kann, ist dies als negierte Wirklichkeit.
5.1.3.1.1.2. Negierte Wirklichkeit ist nicht Nichts, sondern das, was unsere
Wirklichkeit alles nicht sein kann.
5.1.4. Wirklichkeitsbedeutungen sind nur das Wirkliche, was in seinem propositionalen
Gehalt praxisreferentiell deutend Deutlichkeit bekommen kann.
5.1.4.1. Es gibt aber nichtpropositionales, praxisreferentiell undeutliches
Wirkliches als Wirklichkeitsbedeutung.
5.1.4.1.1. All dies gibt es wirklich als das, was in der Phantasie alles wirklich
sein kann.
5.1.5. Subjektiv ist Wirklichkeit immer etwas Wirkliches im phänomenalen
Sinn.
5.1.5.1. Die Wirklichkeit präsentiert sich subjektiv also immer als Erscheinungsphänomen,
das bedeutend beschrieben werden kann.
5.1.5.2. Etwas Wirkliches präsentiert sich subjektiv als ein Bedeutungsmoment
der phänomenalen Erscheinungshaftigkeit von Wirklichkeit.
5.1.5.2.1. Jede phänomenale Beschreibung der Wirklichkeit als Wirkliches
stößt aber an die Grenzen des Subjekts, das die Phänomene nicht
erzeugt.
5.1.5.2.1.1. Edmund Husserls Phänomenologie hat Phänomene "objektiv"
zu beschreiben gesucht, ohne "Objektivität" als Phänomen
zu klären.
5.1.5.2.1.1.1. Indem Husserl auch "Wahrheit" als Phänomem begreift,
kann er Phänomenalität nicht mehr wahrheitsgemäß hinterfragen.
5.1.5.3. Im weitesten Sinn meint Wirklichkeit phänomenal alles, was überhaupt
etwas sein kann, weil es für Etwas etwas bedeutet.
5.1.6. Die Unhintergehbarkeit von Subjektivität ist von Descartes indirekt
angedeutet und von Kant begrifflich demonstriert worden.
5.1.6.1. Die Existenzphilosophie von Jaspers hat sie methodisch überhöht,
die Existentialphilosophie Heideggers ontologisch überinterpretiert.
5.2. Das Insgesamt aller Wirklichkeitsbedeutungen für mögliche
Subjektivität meint immer die Welt.
5.2.1. Subjektive Erkenntniswirklichkeit ist an Erkenntnisinhalte gebunden und
damit an eine unabhängige Gegebenheit.
5.2.1.1. Was immer wirklich sein kann, muß der Erkenntnis
auch vor-, nicht nur eingegeben sein.
5.2.1.1.1. Was immer der Erkenntnis vorgegeben sein mag, muß allgemein
als Welt aller irgendwie besonderen Welten einen Erscheinungsort besitzen.
5.2.1.1.1.1. Die Wirklichkeit kann also immer nur nichts anderes als eine Welt
sein, dies aber nicht alles allein.
5.2.1.1.1.1.1. Die Welt kann schon deshalb nicht die ganze Wirklichkeit sein,
weil innerhalb ihrer ihre eigenen Grenzen zum Ausdruck kommen können.
5.2.1.1.1.1.2. Empirismus, Realismus und Positivismus weigern sich die Realität
von Grenzen- und Grenzsituationen zur Kenntnis zu nehmen.
5.2.1.1.1.1.3. Noch Ludwig Wittgensteins Tractatus weigerte sich, an den Grenzen
der Welt deren Reflektierbarkeit zu erörtern.
5.2.1.1.1.1.4. Die Analytische Philosophie fängt erst langsam wieder an
(McGinn, Putnam), das Grenzdenken neu zu entdecken.
5.2.2. Wirklichkeitsbedeutungen meinen weltlich alles, was überhaupt objektiv
expliziert, präzisiert, klassifiziert und im Begriff indiziert werden kann.
5.2.2.1. Wirklichkeit ist als Begriff immer alles das, was in letzter Instanz
ihre Definition bedeutet.
5.2.2.1.1. Wirklichkeitsdefinition meint in letzter Instanz den metasprachlichen
Diskurs.
5.2.2.2. Wirklichkeit, die nicht begrifflich ist, meint eine Wirklichkeit, die
unbestimmt für mögliche Bedeutungen offen bleibt.
5.2.2.2.1. Wirklichkeit, die unbestimmt für mögliche Bedeutungen offen
bleibt, meint Wirkliches, die alles Mögliche sein kann.
5.2.2.2.2. Unbegriffliche Wirklichkeit ist noch nichts Unbestimmbares, sondern
nur etwas noch nicht Bestimmtes.
5.2.3. Wirklichkeitsbegriffe sind nur das Wirkliche, das grenzbestimmend Relationen,
Extensionen und Intensionen in einem Typus festhält.
5.2.3.1. Es gibt aber grenzübergreifendes, relations-, extensions- und
intensionsloses Wirkliches als begrifflichen Wirklichkeitstypus.
5.2.3.1.1. All das gibt es wirklich als Grenzbegriffe, die Grenzen als Grenzen
klären, nicht erklären.
5.2.4. Von Welt her gesehen ist Wirklichkeit immer etwas Wirkliches in begrifflich
vermittelter Eigenschaft.
5.2.4.1. Die Wirklichkeit gibt sich weltlich also immer als Gegenständlichkeit,
die objektiv analysiert werden kann.
5.2.4.2. Etwas Wirkliches gibt sich weltlich stets als ein bestimmtes begriffliches
Objekt der objektiven Gegenständlichkeit der Welt.
5.2.4.2.1. Jede wertfreie Begriffsanalyse aber der Wirklichkeit als Wirkliches
stößt an die Grenzen einer Welt, die unendlich prädizierbar
ist.
5.2.4.2.1.1 Die Grenzen präsentieren sich in der grundsätzlichen Unbestimmtheit
der Prämissen und Endlosigkeit des Bestimmbaren.
5.2.4.2.1.1.1. Die universalen Intentionen der Analytischen Philosophie sind
deshalb in beidem einem Pragmatismus gewichen.
5.2.4.2.1.1.1.1. Auch die sogenannte neuerliche Wende zum Begriff bei Brandom
und McDowell bleibt pragmatisch fundiert.
5.2.4.3. Objektiv meint Wirklichkeit alles, was als etwas sein kann, weil es
nachweislich irgendwo Wirkliches ist.
5.2.5. Die Unhintergehbarkeit von Welt ist von Descartes indirekt angedeutet
und von Kant expliziert worden.
5.2.5.1. Die Analytische Philosophie hat sie mit ihrer Abkehr von Kant verabsolutiert
begrifflich verdinglicht.
5.2.5.1.1. Von Carnaps "Der Logische Aufbau der Welt" bis hin zu
Poppers Dreiweltenlehre erscheint dort Wahrheit nur als Korrespondenzwahrheit.
5.3. Der Geltungscharakter aller subjektiven Wirklichkeitsbedeutungen
der Welt ist immer intersubjektiv.
5.3.1. Subjektive Erkenntnisinhalte als Welt sind immer unterschiedlich beurteilbar
und intersubjektiv überprüfbar.
5.3.1.1. Was immer wirklich sein kann, muß als Gegebenheit auch kriteriell
verifizierbar und kontrollierbar sein.
5.3.1.1.1. Was immer als Gegebenheit Geltungscharakter hat, muß intersubjektiv
als Realität gesichert werden können.
5.3.1.1.1.1. Die Wirklichkeit kann also immer nur nichts anderes als intersubjektiv
eine Geltung beanspruchen, dies aber nicht alles erschöpfend.
5.3.1.1.1.1.1. Intersubjektivität kann schon deshalb nicht alles Wirkliche
erschöpfen, weil sie dieses nicht schafft, sondern nur kontrolliert.
5.3.1.1.1.1.2. Dies übersehen die Verfechter einer paradigmatischen Wende
der Philosophie zur Intersubjektivität seit Frege und Peirce.
5.3.1.1.1.1.2.1. Die angebliche Abfolge eines Ontologie- , Bewußtseins-
und Intersubjektivitätspardigmas ist nicht universalisierbar.
5.3.1.1.1.1.2.2. Jürgen Habermas übergeht dabei hartnäckig die
bereits große Bedeutung der Intersubjektivität von Platon bis Kant.
5.3.2. Wirklichkeitsbedeutungen meinen intersubjektiv alles, was einheitlich
vermittelbar als gleich identifizierend und zuerkennend wahr sein kann.
5.3.2.1. Wahre begriffliche Wirklichkeit ist immer alles das, als was das Sein
als so und so identisch ist.
5.3.2.1.1. Sein, das als so und so identisch ist, meint das, was das Sein intersubjektiv
ist.
5.3.2.1.2. Wirklichkeit, die nicht als Sein so und so identisch ist, meint eine
Wirklichkeit, die so nicht stimmen kann.
5.3.2.1.2.1. Wirklichkeit, die so nicht stimmen kann, meint Wirkliches, das
Täuschungswirkliches ist.
5.3.2.1.2.2. Täuschende Wirklichkeit ist nichts Scheinwirkliches, sondern
nur etwas fehlleitendes Wirkliches.
5.3.3. Wirklichkeitswahrheit ist nur das Wirkliche, das eine Entsprechung evident,
richtig und wahrhaftig als unbedingt verbürgt.
5.3.3.1. Es gibt aber Nichtentsprechungen, die weder evident, noch richtig,
noch wahrhaftig Unbedingtheit verbürgen.
5.3.3.1.1. All das gibt es wirklich als die Lüge in der Welt, die geschichtsmächtig
ist.
5.3.4. Intersubjektiv meint Wirklichkeit also immer etwas Wirkliches mit repräsentativ
problematischer Identität.
5.3.4.1. Etwas Wirkliches gibt sich intersubjektiv stets als eine angenommene
Identität, die logisch und empirisch hinterfragbar ist.
5.3.4.1.1. Jede intersubjektive Klärung aber der Wirklichkeit als Wirkliches
stößt an die Grenzen einer Formalität, die keine Inhalte setzt.
5.3.4.1.1.1. Die Grenzen der Formalität zeigen sich im Extrem als die Leere
der bloßen Rationalität und die Irrationalität das bloß
Empirischen.
5.3.4.1.1.1.1. Wahrheit ist also eine repräsentative Vermittlungsleistung
und weder empirisch noch rational einseitig begründbar.
5.3.4.1.1.1.1.1. Die Analystische Philosophie hat Wirklichkeit als Wahrheit
zu fassen gesucht, ohne die Wirklichkeit als Wahrheit zu wissen.
5.3.4.2. Intersubjektiv meint Wirklichkeit alles, was als etwas Wirkliches wahr
ist, weil darüber prinzipieller Konsens möglich ist.
5.3.5. Die Unhintergehbarkeit von Intersubjektivität wird seit Frege und
Peirce postuliert, ist bis heute aber noch nicht zureichend begriffen.
5.3.5.1. Die Analytische Philosophie vom Glauben an die Wirklichkeit als mögliche
Intersubjektivität übersieht dabei deren Ursprünge.
5.3.5.1.1. Wirklichkeit ist als Intersubjektivität nicht schon ihre
Verwirklichung, sondern lediglich ihr Vergewisserung.
5.4. Intersubjektiv vergleichbare Geltung aller Wirklichkeitsbedeutungen
ist immer eine Ereigniswirklichkeit.
5.4.1. Intersubjektiv vergleichbare Geltungsgehalte sind immer in Raum und Zeit
als existierend demonstrationsbedürftig.
5.4.1.1. Was immer wirklich sein kann, muß als intersubjektiv gültig
im Wirklichkeitsgeschehen dingfest gemacht werden können.
5.4.1.1.1. Was immer im Wirklichkeitsgeschehen dingfest gemacht werden können
soll, ist an historische Situationen gebunden.
5.4.1.1.1.1. Die Wirklichkeit kann also Geltung immer nur in historischen Situationen
bekommen, erschöpft sich dabei aber nicht in Situativität.
5.4.1.1.1.1.1. Ereignishafte Wirklichkeit kann schon deshalb nicht alles Wirkliche
sein, weil es ereigniskonstantes Wirkliches gibt.
5.4.1.1.1.1.1.1. Unbedingt ereigniskonstantes Wirkliches ist im weitesten Sinn
alles nur mögliche und abstrakte Wirkliche.
5.4.1.1.1.1.1.2. Bedingt ereignishaft konstantes Wirkliches ist alles Materielle,
dessen Gegebenheit Ereignisse zuordenbar machen.
5.4.1.1.1.1.2. Unbedingter Prophetismus, Historismus und apokalyptisches Denken
übersehen die realen Möglichkeiten von Wahrhscheinlichkeitsaussagen.
5.4.1.1.1.1.3. Die Verabsolutierung des Ereignischarakters von Sein beim späten
Heidegger impliziert Verantwortungslosigkeit.
5.4.2. Wirklichkeitsbedeutungen meinen ereignishaft alles das, was als bedingtes
Sein so und nur so möglich ist.
5.4.2.1. Bedingtes so und nur so mögliches Sein ist immer alles das, was
den Bedingungen der Möglichkeit von Ereignishaftigkeit genügt.
5.4.2.1.1. Den Bedingungen der Möglichkeit der Ereignishaftigkeit genügt,
was in Raum und Zeit horizont- und situationsgemäß notwendig ist.
5.4.2.2. Wirklichkeit, die nicht den Bedingungen der Möglichkeit von Ereignishaftigkeit
genügt, meint Wirkliches, das zufällig ist.
5.4.2.2.1. Zufälliges Wirkliches meint eine Wirklichkeit, die in letzter
Instanz unbegreifbar ist.
5.4.2.2.2. In letzter Instanz unbegreifbare Wirklichkeit ist nichts Außerwirkliches,
sondern die harte Realität der Irrationalität des Wirklichen.
5.4.3. Bedingungen der Möglichkeit von Wirklichkeit sind nur das Wirkliche,
das etwas Notwendiges ist.
5.4.3.1. Es gibt aber das Kontingente, das nirgendwo herleitbar ist.
5.4.3.1.1. All das gibt es wirklich als das Chaos, das in Begriffe geliedert
werden kann, nicht aber in ihnen aufgeht.
5.4.4. Ereignishaft meint Wirklichkeit also immer etwas Wirkliches als referierbar
existierendes Nachweisbares.
5.4.4.1. Etwas Wirkliches verwirklicht sich ereignishaft stets als eine nachweisbare
aktive oder passive Entität unter Entitäten.
5.4.4.1.1. Jede ereignishafte Rekonstruktion aber der Wirklichkeit als Wirkliches
stößt an die Grenzen des Gegenwärtigen.
5.4.4.1.1.1. Die Grenzen des Gegenwärtigen zeigen sich in Horizont und
Situativität eines Wirklichen, das nur im Übergang ist.
5.4.4.1.1.1.1. Die Übergangsgegenwart überblickt weder Anfang noch
Ende und muß deshalb sich ständig erneuernd behaupten.
5.4.4.1.1.1.1.1. Sich ständig erneuernd behauptend ist sie ein Wirklichkeitsumschlagplatz,
auf dem pausenlos Mögliches in Notwendiges verwandelt wird.
5.4.4.1.1.1.1.1.1. Gegenwwärtig Wirkliches ist Vermittlungswirkliches von
möglichem und notwendigem als abgeschlossenem Wirklichen.
5.4.4.2. Die Geschichtsideologien seit dem naiven Aufklärungsoptimismus
und dem Deutschen Idealismus haben diese Grenzen nicht beachtet.
5.4.4.2.1. Die Evolutionstheorie Darwins und die Klassenkampftheorie von Karl
Marx können keine verbindlichen Zukunftsaussagen begründen.
5.4.4.3. Alle ereignishafte Wirklichkeit meint, was als etwas Wirkliches geschieht,
weil es den Bedingungen seiner Möglichkeit entspricht.
5.4.5. Für die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit überhaupt
hat Kant das Wort "Transzendentalität" geprägt.
5.4.5.1. Die Unhintergehbarkeit der Ereignishaftigkeit wird seit dem achzehnten
Jahrhundert immer öfter behauptet, aber nur einseitig belegt.
5.4.5.1.1. In der Postmoderne ist die Einsicht in die Ereignishaftigkeit der
Wirklichkeit zum Freibrief für Unverbindlichkeit verkommen.
5.5. Ereignishafte Wirklichkeit aller Wirklichkeitsbedeutungen
ist das, was "ist", weil es sein kann.
5.5.1. Was "ist", weil es sein kann, ist immer alles zusammen, was
überhaupt sein kann.
5.5.1.1. Was immer zusammen überhaupt wirklich sein kann, muß allen
denkbaren Wirklichkeitsbedeutungen ineins genügen können.
5.5.1.1.1. Was immer allen Wirklichkeitsbedeutungen ineins genügen kann,
ist das Sein als ihre Zusammenfassung.
5.5.1.1.1.1. Die Wirklichkeit ist also immer zusammenfassend alles das, was
überhaupt sein kann, "ist" aber mehr als nur Sein.
5.5.1.1.1.1.1. Seinshafte Wirklichkeit kann schon deshalb nicht die ganze Wirklichkeit
sein, weil sie nur identifizierte Wirklichkeit ist.
5.5.1.1.1.1.1.1. Nichtidentifizierte Wirklichkeit ist nicht nichts, sondern
das Vorgängige.
5.5.1.1.1.1.2. Martin Heideggers Seinsdenken versäumt es, Voraussetzungen
und Implikationen des Sinns von Sein vorgängig zu klären.
5.5.2. Wirklichkeitsbedeutungen meinen als Sein alles das, was als die Bedingungen
von Sein zusammenfassend überhaupt nur möglich sind.
5.5.2.1. Was als Bedingungen von Sein zusammenfassend überhaupt nur möglich
ist, meint die Synthese aller Wirklichkeitsbedeutungen.
5.5.2.1.1. Die Synthese aller Wirklichkeitsbedeutungen gelingt, wenn die überhaupt
möglichen Wirklichkeitsbedeutungen in einer Bedeutung erfaßt sind.
5.5.2.2. Wirklichkeit, die nicht in einer einheitlichen Wirklichkeitsbedeutung
zusammengefaßt werden kann, meint nur partikulares Wirkliches.
5.5.2.2.1. Partikulares Wirkliches meint eine Wirklichkeit, die in letzter Instanz
als eine Wirklichkeitsmodifikation begriffen werden muß.
5.5.2.2.2. In letzter Instanz als Wirklichkeitsmodifikation zu Begreifendes
ist nichts Minderwirkliches, sondern die bestimmte Wirklichkeit.
5.5.3. Die bestimmte Wirklichkeit ist das Wirkliche, das begrifflich mit anderem
Wirklichen "in Wirklichkeit" vermittelt ist.
5.5.3.1. Es gibt aber das Wirkliche, das mit keinem anderen Wirklichen mehr
vermittelbar ist.
5.5.3.1.1. All das gibt es wirklich als das schlechthin Unbedingte, das als
Faktum der Vernunft hingenommen werden muß.
5.5.3.1.1.1. Die schlechthin unbedingte Wirklichkeit ist die transzendentale
Wirklichkeit der Wirklichkeitsbedeutungen.
5.5.3.1.1.1.1. Transzendentale Wirklichkeit meint das, was sie als Ursprung
und Offenbarung für uns erkenntnismäßig wunderbar ist.
5.5.3.1.2. Das schlechthin Unbedingte zeigt sich transzendental als das, was
Transrealität im Dasein klärend bedeutet.
5.5.3.1.2.1. Subjektiv meint Transzendentalität letzte Kontingenz, weltlich
Bedingungsmöglichkeit, intersubjektiv Axiomatik, ereignishaft Immersein.
5.5.3.1.2.2. Alles zusammen deutet Transzendentalität auf Transzendenz,
deren rationale Unableitbarkeit sie antinomisch begründet.
5.5.3.1.2.2.1. Rational verweist transzendentale Begreifbarkeit immer auf die
Wirklichkeit des Unbegreifbaren.
5.5.4. Als Sein meint Wirklichkeit also immer etwas Wirkliches als begrifflich
wahre transzendentale Wirklichkeitsbedeutung.
5.5.4.1. Wirklichkeit, die als Sein überhaupt sein kann, ist dies unter
der Voraussetzung seiner transzendentalen Begreifbarkeit.
5.5.4.1.1.
Wenn Sprache nicht mit der ganzen Wirklichkeit verwechselt wird, kann Sein
als das, was überhaupt sein kann, begrifflich gesucht werden.
5.5.4.1.1.1. Die begriffliche Suche nach dem Sein, das überhaupt sein kann,
ist der transzendentale Weg.
5.5.4.1.1.1.1. Der transzendentale Weg folgt nicht der Sprache bzw Logik allein,
sondern der Reflexion.
5.5.4.2. Die vielen transzendentalen Nachfolgeversuche seit Kant haben diese
Grenzen nicht beachtet.
5.5.4.2.1. Der Neukantianismus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Grenzen
wissenschaftsgläubig methodologisch entschärft.
5.5.4.2.1.1. Die methodologische Entschärfung der Grenzen der Transzendentalität
präsentierte sich als Erkenntnistheorie.
5.5.4.2.2. Die vielen neueren Transzendentalversuche scheitern an der nachzuweisenden
Unbedingtheit in bescheidener Quasitranszendentalität.
5.5.4.3. Etwas Wirkliches meint als Sein stets den Begriff von etwas, der die
Bedingungen der Möglichkeit von Wirklichkeit erfüllt.
5.5.4.3.1. Jede seinshafte Explikation aber der Bedingungen der Möglichkeit
von Wirklichkeit stößt an die Grenzen der Explikationsvoraussetzungen.
5.5.4.3.1.1. Grenzen der Explikationsvoraussetzungen sind die Unhintergehbarkeit
von Wirklichkeit und Selektivität der Explikation.
5.5.4.3.1.1.1. Die unhintergehbare Wirklichkeit zwingt zur Grenz-, die Selektivität
zur Voraussetzungsexplikation.
5.5.5. Alles, was sein kann, ist dies, weil es den Bedingungen der Möglichkeit
von allem Seinkönnen genügt.
5.5.6. Kants Transzendentalphilosophie hat das Seinkönnen des Seins zuerst
expliziert.
5.5.6.1. Kants Kategorienbegriffe blieben allerdings vordergründig auf
letzte Urteilsschemata begrenzt.
5.5.6.1.1. In Kants Urteilsschemata tauchen Intersubjektivität und Ereignishaftigkeit
nicht explizit auf, Subjektivität und Sein erscheinen zwiespältig.
5.5.6.1.1.1. Die Zwiespältigkeit der Subjektivität rührt von
Kants Einführung des Apriori her, die des Seins, von seinem metaphysischen
Formalismus.
5.5.6.2. Jaspers' Philosophie des Umgreifenden im Anschluß an Kant orientiert
sich ausschließlich an einer Explikation der Subjekt-Objekt-Beziehung.
5.5.6.2.1. In Jaspers' Explikation bleibt die Intersubjektivität unterbelichtet
und die Subjektivität wird existenziell überhöht.
5.5..6.2.1.1. Beides rührt von Jaspers' phänomenologischer Grundsicht
(Intersubjektivität) und selbstreflektierter Letzsicht (Subjektivität)
her.
5.6. Wenn es eine Seinsbestimmung von Wirklichkeit als etwas
gibt, muß es sie auch für etwas Wirkliches als Wirklichkeit geben.
5.6.1. Wirklichkeitsbedeutungen müssen für die Wirklichkeit allgemein
gleich wie im besonderen Sinn gelten.
5.6.1.1. Es kann nicht sein, daß Wirklichkeit etwas bedeutet, was das
Wirkliche nicht seinerseits kennzeichnet.
5.6.2. Das Wirkliche muß im besonderen das bedeuten, was die Wirklichkeit
allgemein meint.
5.6.2.1. Allgemeine Wirklichkeitsbedeutungen müssen sich in einer präzisierten
Form im Wirklichen wiederholen.
5.6.2.1.1. Die Wiederholung allgemeiner Wirklichkeitsbedeutungen im besonderen
Wirklichen entspricht einer asymmetrischen Bedeutungsspiegelung.
5.6.2.1.1.1. Die Bedeutungsspiegelung ist asymmetrisch, weil die Reproduktion
fortlaufend zu genaueren Unterscheidungen führen muß.
5.6.3. Was das Wirkliche als Besonderes der Wirklichkeit bedeutet, muß
sich einer Bedeutungsanalyse erschließen können.
5.6.4. Die Bedeutungsanalyse des Wirklichen findet ihre intersubjektive Evidenz
als Bestimmungssausdifferenzierung.
5.6.4.1. Insofern Wirklichkeitsbedeutungen als bestimmtes Sein expliziert werden,
können sie in Gedankenexperimenten getestet werden.
5.6.4.1.1. Testbar verglichen werden dabei Bestimmungsumfänge und Bestimmungsinhalte.
5.6.4.1.1.1. Verglichen werden weitere und engere Bestimmungen (Umfang), unbestimmtere
und bestimmtere Bedeutungen (Inhalt).
5.6.4.1.1.1.1. Weitere Bestimmungen lassen sich von engeren aufgrund von Selbstwidersuchsfreiheit
intersubjektiv evident trennen.
5.6.4.1.1.1.2. Unbestimmtere und bestimmtere Bedeutungen lassen sich aufgrund
von analytischen Zuordnungen gliedern.
5.6.4.2. Was Sein immer bedeutet, ist das, ohne was Sein als Sinn selbstwidersprüchlich
wäre.
5.6.4.2.1. Sein würde selbstwidersprüchlich, wenn das Wort "Sein"
Widersprüchliches bedeuten würde.
5.6.4.2.1.1. Sein würde Widersprüchliches bedeuten, wenn etwas, das
ist, zu viel oder zu wenig bedeutet.
5.6.4.2.1.1.1. Etwas, was ist, bedeutet zu viel oder zu wenig, wenn sein Sinn
entweder über- oder unterbestimmt ist.
5.6.4.2.1.2. Der Sinn von etwas ist richtig bestimmt, wenn die Bedeutungen
den Sinn von "Etwas" erschöpfen.
5.6.4.2.1.3. Sein ist nicht selbstwidersprüchlich, wenn das, was identisch
"ist", alles ist, was es sein kann.
5.6.5. Die transzendentale Wirklichkeit hat eine
verstehbar-positive und unverstehbar-negative Seite.
5.6.5.1. Die verstehbare Seite zeigt sich in dem, was
wir mit dem Wort "Wirklichkeit" in seiner Unhintergehbarkeit eigentlich
meinen, wenn wir es nennen.
5.6.5.1.1. Indem wir "Wirklichkeit" eine Bedeutung geben, reden wir
über sie als etwas Bestimmtes, gegen das argumentiert werden kann.
5.6.5.2. Die unverstehbare Seite zeigt sich in dem, was
mit dem Sinn des Wortes "Wirklichkeit" als unhintergehbar nur angedeutet
ist.
5.6.5.2.1. Indem wir bei "Wirklichkeit" das nur Bedeutete anerkennen,
reden wir über sie als etwas Bestimmtes, über das nur noch spekuliert
werden kann.
5.6.5.2.1.1. Über Wirklichkeit als etwas spekulativ Bestimmtes reden heißt,
ein Bestimmbares anzeigen, nicht es verifizierend postulieren.
5.6.5.2.1.1.1. Wenn z.B. Wirklichkeit als Paradox bezeichnet wird, fehlt dafür
nicht nur Deutung, sondern auch der gedeutete Interpretationsbezug.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
6) Wirklichkeitsanalyse ist explikatorische Bedeutungsanalyse von Seinsdefinitionen.
6.1. Wirklichkeitsbedeutungen, die indikativ ausgewiesen sind,
sind explikativ analysierbar.
6.1.1. Unhintergehbare Wirklichkeit muß in einem
bestimmten Sinn beim Namen genannt werden, um etwas überhaupt bedeuten
zu können.
6.1.1.1. Wenn nicht näher angegeben wird, was mit
dem Wort "Wirklichkeit" gemeint ist, ist entweder alles oder nichts
gesagt (vgl 2.1.).
6.1.1.1.1. Diese Forderung impliziert keinen Reduktionismus, weil damit noch
keine elementare Basis vorausgesetzt werden muß.
6.1.1.1.2. Diese Forderung impliziert auch noch keine metasprachliche Transskription,
weil diese eine "Metawirklichkeit" voraussetzen würde.
6.1.1.1.3. Schon gar nicht ist die Aufforderung impliziert, ad hoc eine Handlungsverifikation
zu vollziehen.
6.1.1.1.3.1. Denn wie sollte eine Handlung aussehen, mit der wir uns auf Wirklichkeit
schlechthin beziehen könnten?
6.1.1.1.3.1.1. Alle Definitionstheorien im Anschluß an den späten
Wittgenstein scheitern an der unhintergehbaren Wirklichkeit!
6.1.2. Wirklichkeitsbedeutungen sind Verständnisbehauptungen
dessen, was mit etwas als letzthin Unhintergehbarem gemeint ist.
6.1.2.1. Der Sinn von "Unhintergehbarkeit" kann dabei nicht von irgendetwas
"Hintergehbarem" her bestimmt werden.
6.1.2.2. Das Verständnis von "Unhintergehbarkeit" entspricht
einer Letztevidenz, über die hinaus nichts mehr gedacht werden kann.
6.1.3. Wirklichkeitsbedeutungen als Verständnisbehauptungen
beziehen sich auf die ganze Wirklichkeit.
6.1.3.1. Der umgangssprachliche Gebrauch von "Wirklichkeit"als "Jetzt
und Hier" muß in dieser Hinsicht korrigiert werden.
6.1.3.2. Schon gar nicht können Wirklichkeitbehauptungen die ganze Wirklichkeit
meinen, die nur Abstraktionen des Konkreten gelten lassen wollen.
6.1.3.3. Genausowenig können subjektive Behauptungen, die auch noch selektiv-wertend
sind, die ganze Wirklichkeit meinen.
6.1.3.4. Verständnisbehauptungen, die sich deshalb auf die ganze Wirklichkeit
beziehen, bleiben hypothetisch und spekulativ.
6.1.3.4.1. Diese Behauptungen sind insofern unbedingt, als sie argumentativ
völlig ungeschützt sich auszuweisen haben.
6.1.4. Wirklichkeitsbedeutungen der ganzen Wirklichkeit
nennen Wirklichkeit als etwas Wirkliches.
6.1.4.1. Indem Wirklichkeit eine Bedeutung bekommt, meint sie als etwas Bedeutetes
nicht mehr die ganze Wirklichkeit (vgl 3.1).
6.1.4.1.1. Bedeutete Wirklichkeit ist immer nur eine Sinnwirklichkeit, nicht
Wirklichkeit an und für sich selbst.
6.1.5. Wirklichkeitsbedeutungen als etwas Wirkliches meinen
Wirklichkeit aber nicht als etwas Wirkliches.
6.1.5.1. Indem bedeutete Wirklichkeit zu etwas Wirklichem wird, bleibt sie im
Wirklichen als nur bedeutete Wirklichkeit.
6.1.5.1.1. Wirklichkeitsbedeutungen sind also wirklich, indem sie Wirklichkeit
in Wirklichem rekonstrierend zu spiegeln suchen.
6.1.6. Wirklichkeitsbedeutungen sind deswegen reine Interpretationen
und keine Wirklichkeitsformen.
6.1.6.1. Sie interpretieren die Wirklichkeit so, daß diese uns von einer
Metabedeutung her plausibel verständlich wird.
6.1.6.1.2. Wirklichkeitsbedeutungen haben es immer nur mit Interpretationen
zu tun, niemals mit so etwas wie Rohbedeutungen.
6.1.7. Letzte Wirklichkeitsbedeutungen fügen sich
keiner vorgängigen Rohbedeutung oder Wirklichkeitsauslegung.
6.1.7.1 Sie fügen sich deswegen auch keiner vorgängigen
Logik, Sprache, Semantik, Gegenständlichkeit, Phänomenologie usw.
6.1.7.2. Sie lassen sich deswegen auch nicht auf Systeme
von Strukturen, Sätzen, Urteilen oder Texte reduzieren.
6.1.7.2.1. Überall wird heute aber Wirklichkeit immer noch nicht als Wirklichkeit
interpretiert, sondern als etwas sekundär Abgeleitetes.
6.1.7.2.1.1. Ein Großteil der philosophischen Sekundärliteratur
besteht nur in der Neuverpackung primärer Gedanken in sekundäre.
6.1.7.2.1.1.1. Die akademische Herrschaft der Schulphilosophien stützt
sich geradezu auf diese Praxis.
6.2. Wirklichkeitsbedeutungen lassen sich fortlaufend im bestimmten
Unterschied prädikativ präzisieren.
6.2.1. Prädikative Präzision von Wirklichkeitsbedeutungen nennt erläuternd
das Besondere des Allgemeinen.
6.2.1.1. Das Bedondere des Allgemeinen von Wirklichkeitsbedeutung meint das
Konkrete im Allgemeinen.
6.2.1.1.1. Alle Präzision von Wirklichkeitsbedeutungen erfolgt im Medium
des Allgemeinen als allgemeine Entsprechung von Konkretem.
6.2.1.1.1.1. Prädikative Präzisionen von Wirklichkeitsbedeutungen
erfassen das Individuelle nur im allgemeinen Schema.
6.2.1.1.1.1.1 Prädikative Präzision der Wirklichkeitsbedeutung von
Sokrates kann nur eine allgemeine Eigenschaft sein, nicht seine Einmaligkeit.
6.2.2. Präzisionen von Wirklichkeitsbedeutungen sind als Besonderes des
Allgemeinen Bedeutungserläuterungen eines unbestimmt Indizierten.
6.2.2.1. Unbestimmt Indiziertes ist etwas als Zeichen durch Namen, Wort, Aussage
und Sinnassoziationen vertretbar Vermitteltes.
6.2.2.2. Bedeutungserläuterungen sind etwas als Zeichen, durch Namen, Wort,
Aussage und Sinnassoziation interpretierend Bestimmendes.
6.2.2.3. Als interpretierend Bestimmendes eines vertretbar Vermittelten sind
Wirklichkeitsbedeutungen Bedeutungsangaben von Bedeutungsvorgaben.
6.2.3. Als Bedeutungsangaben von Bedeutungsvorgaben bleibt Wirklichkeitspräzision
Bedeutungswirklichkeit.
6.2.3.1. Als Bedeutungswirklichkeit können in Wirklichkeitspräzision
Gegenständlichkeit, Phänomenalität oder Sinnlichkeit auch nur
Bedeutung sein.
6.2.3.1.1. Wirklichkeitspräzisionen vermitteln die Wirklichkeit nicht gegenständlich,
phänomenal oder sinnlich, sondern nennen nur deren Bedeutung.
6.2.3.2. Bedeutungswirklichkeit repräsentiert Wirkliches im Sprachlichen,
das Intendiertes nur indirekt anzeigt, nicht direkt reproduziert.
6.2.3.2.1. Indirekt anzeigende Bedeutungswirklichkeit simuliert unter eigenen
Voraussetzungen etwas, was ganz anders gemeint ist.
6.2.3.2.1.1. Das eigentlich Wirkliche ist im Medium des Sprachlichen das ganz
anders Gemeinte als das, vom dem die Rede ist.
6.2.4. Wirklichkeitspräzision als Bedeutungswirklichkeit sagt genauer,
was wir mit etwas letzthin Unsagbaren immer genauer meinen.
6.2,4.1. Wirklichkeitspräzisionen sagen genauer, was prinzipiell Unsagbares
bestimmter bedeutet.
6.2.4.1.1. Die bestimmtere Bedeutung des prinzipiell Unsagbaren steht unter
Prämissen und bezieht sich auf Unterstelltes.
6.2.4.1.1.1. Die Prämissen der Wirklichkeitspräzision sind die gesuchten
Bedeutungsimplikationen des Ausgangswirklichen.
6.2.4.1.1.2. Die Unterstellungen der Wirklichkeitspräzision sind die Ausgangsannahmen
über interpretationsbedürftiges Wirkliches.
6.2.4.1.1.2.1. Über Ausgangsannahmen des Interpretationsbedürftigen
können wir uns nie ganz sicher sein im gemeinten Sinn.
6.2.4.1.1.2.2. Über die Interpretationsrichtigkeit der Ausgangsannahmen
müssen wir uns im Sprachgebrauch rückversichern.
6.2.4.1.1.2.2.1. Wirklichkeitspräzisionen scheinen uns dann korrekt, wenn
sie etwas essentiell Notwendiges der Ausgangsannahme nennen.
6.2.5. Mit letzthin Unsagbarem meinen wir immer genauer das, was zum Unterstellten
so gehört, daß es ohne diese Bedeutung seinen Sinn verliert.
6.2.5.1. Das unterstellte Wirkliche verliert seinen Sinn, wenn es notwendig
als die weitere Bedeutung der Deutung nachgewiesen wird.
6.2.5.1.1. Etwas wird als die weitere Bedeutung der Deutung notwendig nachgewiesen,
wenn die Deutung ihr konstitutiver Bestandteil ist.
6.2.5.1.1.1. Die Deutung ist als ein konstitutiver Bestandteil notwendig, bei
einem zwingenden Zusammenhang zwischen Deutung und Bedeutetem.
6.2.5.1.1.1.1. Einen zwingenden Zusammenhang zwischen Deutung und Bedeuteten
gibt es nur, wenn das Unsagbare Bedeutete zwingend wäre.
6.2.6. Weil das Bedeutete prinzipiell unsagbar ist, bleibt auch die Deutung
analytisch problematisch.
6.2.6.1. Es scheinen nur unterschiedliche Wirklichkeitsdeutungen möglich,
nicht die Wirklichkeitsdeutung überhaupt.
6.2.6.2. Ein Ausweg aus dem Deutungsparadox zeigt sich, wenn Wirklichkeit überhaupt
als Unhintergehbarkeit konsistent Deutungsausgang bleibt.
6.2.6.2.1. Bleibt Wirklichkeit überhaupt konsistent Deutungsausgang, dann
bleibt auch das prinzipiell Unaussagbare anlytisch im Blick.
6.2.6.3. Wenn Wirklichkkeitsdeutungen konsistent den Sinn der prinzipiellen
Unaussagbarkeit präzisieren, können sie intersubjektive Ansprüche
erfüllen.
6.2.6.3.1. Die intersubjektiven Ansprüche beziehen sich dann auf das, was
Wirkliches als prinzipiell Unsagbares ist oder auch nicht ist.
6.2.6.4. Wirklichkeitsdeutungen genügen intersubjektiven Ansprüchen
als Analysen dessen, was unhintergehbare Wirklichkeit nur sein kann.
6.3. Präzisierbare Wirklichkeitsbedeutungen sind klassifikatorisch
entscheidbar im Medium des Allgemeinen.
6.3.1. Analytische Wirklichkeitsbedeutungen bedürfen der Rechtfertigung
und müssen deshalb nachweislich ausweisbar sein.
6.3.2. Ausweisbare Wirklichkeit ist je etwas Wirkliches, dessen namentliche
Feststellung widerspruchsfrei möglich ist.
6.3.2.1. Mögliche Widerspruchsfreiheit von Bedeutungswirklichem meint analytisch
das Sosein der Wirklichkeit.
6.3.2.1.1. Das Sosein der Wirklichkeit meint diese als je etwas Wirkliches unter
der Prämisse, daß jedes Etwas identisches Wirkliches ist .
6.3.2.2. Identitätsbestimmung von Wirklichkeit als je etwas Wirklichem
verlangt zureichende Unterscheidungsmerkmale.
6.3.2.2.1. Analytisch zureichende Unterscheidungsmerkmale der Wirklichkeisanalyse
sind parallele Wirklichkeitsbedeutungen.
6.3.2.2.2. Parallele Wirklichkeitsbedeutungen müssen wahrhaftig, richtig
und evident als je unbedingt Wirkliches unterschieden sein.
6.3.3. Der Ausweis von Identität als widersspruchsfrei verlangt Merkmalsangaben,
die Wirkliches von anderem Wirklichem eindeutig trennen.
6.3.3.1. Zur eindeutigen Unterscheidung des Wirklichen vom Wirklichen bedarf
es nur der Minimalunterschiede in Bezug auf Wirklichkeit.
6.3.3.2. Die analytische Gliederung der Wirklichkeitsbedeutungen erübrigt
den prinzipiell unendlichen Vergleich von Wirklichem untereinander.
6.3.3.2.1. Analytisch gegliederte Wirklichkeitsbedeutungen sind über die
einheitliche Bedeutung von Wirklichkeit miteinander verbunden.
6.3.3.3. Analytisch gegliederte Wirklichkeitsbedeutungen sind über eindeutig
unterscheidbare Namen des Wirklichen mit Wirklichkeit verbunden.
6.3.3.3.1. Alles namentlich Wirkliche ist eindeutig, wenn die Wortbedeutungen
untereinander unverwechselbar sind.
6.3.3.3.1.1. Wirklichkeitswortbedeutungen sind unverwechselbar gekennzeichnet,
wenn sie Kontrollen standhalten.
6.3.3.3.1.1.1. Analysierte Wirklichkeitsnamen halten Kontrollen stand, wenn
ihre Bedeutungsimplikationen nicht mit anderen kollidieren.
6.3.3.3.1.1.1.1. Analysierte Wirklichkeitsnamen kollidieren nicht mit anderen,
wenn sie wirklich einmalig sind und einmalig wirklich.
6.3.3.3.1.1.1.1.1. Wirkliche Einmaligkeit von Wirklichkeitsnamen verbürgt
die Unverwechselbarkeit des Gemeinten.
6.3.3.3.1.1.1.1.2. Einmalige Wirklichkeit verbürgt den korrekten Wirklichkeitsbezug
des Bedeutungsnamens.
6.3.4. Die Widerspruchsfreiheit von Wirklichkeitsanalysen
ist eindeutig entscheidbar.
6.3.4.1. Wirklichkeitsbedeutungen können analytisch
"eindeutig" auf Wirklichkeit zurückgeführt werden.
6.3.4.1.1. Die mögliche Eindeutigkeit wurzelt in der zwingenden Zuordenbarkeit
zur Ausgangsbedeutung "Wirklichkeit".
6.3.4.1.2. Die analytische Zuordnung zur Ausgangsbedeutung reproduziert sich
im klassischen Sinn über genus proximum und differencia specifica.
6.3.4.1.3. Die analytische Zuordnung erhält sich reproduktiv durch die
identische Wiederkehr der Ursprungsbedeutungen von Wirklichkeit.
6.3.4.1.4. Das Kriterium der analytischen Namensfindung ist die Einmaligkeit
im Vergleich und Unausweichlichkeit im Bezug.
6.3.4.1.4.1. Einmaligkeit im Vergleich erweist sich definitiv in Abgrenzung
von anderen Ausdifferenzierungen und antizipativ im Blick auf offenstehende.
6.3.4.1.4.2. Unausweichlichkeit im Bezug erweist sich als Alternativlosigkeit
von Namensfindungen für einen bestimmten Analyseplatz.
6.3.5. Analytische Wirklichkeitsaussagen sind wertfrei im Sinne Max Webers.
6.3.5.1. Als wertfreie Bedeutungsanalysen sind sie bedingt und entsprechen allen
Anforderungen an Objektivität.
6.3.5.2. Als objektive Wirklichkeitsrepräsentationen sind Bedeutungsanlysen
kontrollierbar.
6.3.5.2.1. Der Kontrollierbarkeit unterliegen dabei: Namensfindung, Selbstidentität
und Vollständigkeit der Begriffsinterpretationen.
6.3.6. Die Eindeutigkeit analytischer Wirklichkeitsbedeutungen
ist im Gedankenexperiment testbar.
6.3.6.1. Nicht Verifikation kann dabei das Endziel sein, sondern allein der
Nachweis von Nichtfalsifiziertheit.
6.3.6.1.1. In dieser Hinsicht hatte Karl Popper in der Tradition der neueren
Analytischen Philosophie klar die besseren Argumente.
6.3.6.2. Auch der Nachweis der Nichtfalsifizierbarkeit überhaupt kann nicht
endgültig erbracht werden.
6.3.6.2.1. In dieser Hinsicht kann selbst die Nichthintergehbarkeit von Wirklichkeit
nicht als endgültig behauptet werden.
6.3.6.3. Im Status grundsätzlicher Testbarkeit der
Wirklichkeitsbedeutungen ist alles falsifizierbar.
6.3.6.3.1. Jede Zuordnung von Wirklichkeitsbedeutungen
ist deswegen grundsätzlich vorläufig, weil konstruktiv revidierbar.
6.3.6.3.2. Analytische Wirklichkeitsbedeutungen sind
provisorische Konstrukte, die für sich stehen, weil sie für jeden
kritisch nachvollziehbar sind.
6.3.6.3.2.1. Gegen Karl Popper werden dabei aber nicht
Theorien empirisch getestet, sondern Sinnidentitäten auf ihre Konsistenz
geprüft.
6.3.6.3.2.2. Außerdem bleibt die Analyse konsequent in der Welt der Bedeutungen
und bedarf keiner Reduktion auf sogenannte Basissätze.
6.4. Entscheidbare Wirklichkeitsanalysen sind Wirklichkeitsexplikationen
im Medium des Allgemeinen.
6.4.1. Wirklichkeitsexplikationen sondern Wirklichkeit als je etwas allgemeines
Wirkliches.
6.4.1.1. Wirklichkeit als gesondertes allgemeines Wirkliches meint das Insgesamt
bestimmt unterschiedener Wirklichkeitsbedeutungen.
6.4.1.1.1. Wirklichkeitsbedeutungen sind bestimmt unterschieden, wenn sie aufeinander
nicht zurückführbar sind.
6.4.1.1.1.1. Wirklichkeitsbedeutungen sind semantisch autonom, wenn ihr Sinn
Wirkliches in einer unhintergehbaren Bedeutung meint.
6.4.1.1.1.2. Wirklichkeitsbedeutungen sind phänomenal autonom, wenn ihre
Repräsentation eine letzte Allgemeinheit symbolisiert.
6.4.1.1.1.3. Wirklichkeitsbedeutungen sind analytisch autonom, wenn ihre Prämissen
aus Wirklichkeit zwingend folgen.
6.4.1.1.1.4. Wirklichkeitsbedeutungen sind empirisch autonom, wenn ihre Referenz
auf Wirkliches überhaupt bezogen bleibt.
6.4.1.1.1.5. Wirklichkeitsbedeutungen sind dialektisch autonom, wenn sie Wirklichkeit
als etwas Wirkliches unbedingt beim Namen nennen.
6.4.2. Wirklichkeit als je etwas allgemeines Wirkliches "ist" die
Wirklichkeit unter diesem oder jenem Gesichtspunkt.
6.4.2.1. Wirklichkeit unter diesem oder jenem Gesichtspunkt ist dies im überhaupt
umfassendsten Sinn.
6.4.2.1.1. Wirklichkeit als je etwas Wirkliches ist dies zugleich im umfassendsten
und ausschließlichsten Sinn.
6.4.2.2. Was Wirklichkeit im umfassendsten und ausschließlichtsen Sinn
ist, ist ihre Seinsbedeutung.
6.4.3. Wirklichkeit unter diesem oder jenem Gesichtspunkt meint ihre Seinsbedeutung.
6.4.3.1. Seinsbedeutungen von Wirklichkeit sagen, was Wirklichkeit in bestimmter
Bedeutung als etwas Wirkliches "ist".
6.4.3.1.1. Was als etwas Wirkliches in bestimmter Bedeutung "ist",
ist die identifizierte Wirklichkeit kraft ihrer Bedeutungen.
6.4.3.1.2. Kraft ihrer Bedeutungen identifizierte Wirklichkeit "ist"
dies als die Summe der sinngemäßen Minimalbedeutungen.
6.4.4. Seinsbedeutungen der Wirklichkeit meinen Synthesen von Minimalbedeutungen
von Wirklichkeit.
6.4.4.1. Minimalbedeutungen von Wirklichkeit erfüllen den Sinn von Wirklichkeit
als etwas Wirkliches.
6.4.4.1.1. Der Sinn von Wirklichkeit als etwas Wirkliches meint all das, was
Wirklichkeit jeweils zur Wirklichkeit macht.
6.4.4.1.1.1. Was Wirklichkeit jeweils zur Wirklichkeit macht, sind die Bedeutungsvoraussetzungen,
ohne die "Wirklichkeit" sinnwidrig wird.
6.4.4.1.1.1.1. Bedeutungsvoraussetzungen, ohne die Wirklichkeit sinnwidrig
wird, sind die Bedingungen ihrer sinnhaften Möglichkeit.
64.5. Wirklichkeitsanalyse expliziert Seinsbedeutungen als Synthesen von Minimalbedeutungen
der Bedingung der Möglichkeit von Wirklichem.
6.4.5.1 Minimalbedeutungen der Bedingung der Möglichkeit von Wirklichem
entsprechen den Bedingungen der Möglichkeit von Wirklichkeit.
6.4.5.2. Die bedeutungsmäßigen Bedingungen der Möglichkeit von
Wirklichkeit entsprechen denen von je etwas Wirklichem.
6.4.5.2.1. Bedeutungsmäßige Entsprechungen meinen die Wiederholung
von Wirklichkeitsbedeutungen unter besonderen Gesichtspunkten.
6.4.5.2.1.1. Die besonderen Gesichtspunkte von je etwas Wirklichem ergeben sich
analytisch aus der Wirklichkeitsexplikation.
6.4.6. Wirklichkeitsanalysen definieren die Wirklichkeit in Seinsbedeutungen
als je etwas bestimmtes Wirkliches.
6.5. Wirklichkeitsexplikationen sind semantische Ausdeutungen
des weitestgehenden Sinns von Wirklichkeit als Wirklichkeitsdefinition.
6.5.1. Wenn unhinterfragbare Wirklichkeit als Begriff ohne Bedeutungsverlust
nicht mehr darstellbar ist, so gilt das für das Sein nicht.
6.5.1.1. Das Sein ist der überhaupt weiteste Begriff, weil alles, was begrifflich
faßbar ist, zwar nicht Wirklichkeit, aber Sein sein muß.
6.5.1.1.1. "Sein", als der überhaupt weistest denkbare Begriff,
ist deswegen auch noch ganz inhaltsleer, was Kant richtig gesehen hat.
6.5.1.1.1.1. So wie das Wirkliche aber allem Sein, so muß alles Sein dem
Begrifflichen zugrundeliegen. Begriffe sagen, was eindeutig bestimmt "ist".
6.5.2. Wirklichkeitsanalyse ist tranzendentale Analyse im Sinne Kants, weil
sie das schlechthin Unbedingte expliziert.
6.5.2.1. Weil Wirklichkeit unhintergehbar ist, bezieht sich ihre Analyse auch
auf Unhintergehbares und ist insofern alternativlos.
6.5.2.1.1. Die Alternativlosigkeit der Wirklichkeitsanalyse ist ein Apriori
in Bezug auf Wirklichkeit, nicht auf etwas bloß Wirkliches.
6.5.2.2. Wirklichkeitsanalyse kann keine Wirklichkeitstheorie sein, die es
nur jeweils mit etwas bestimmtem Wirklichen zu tun haben könnte.
6.5.3. Was so extensional (umfangsbegrifflich) noch ganz inhaltsleer ist, wird
intensional (inhaltsbegrifflich) immer genauer beim Namen genannt.
6.5.3.1. "Wirklichkeit" umfaßt extensional Unendliches an möglichen
Fällen und bedeutet in letzter Bestimmung Unendliches an unterschiedenen
Nuancen.
6.5.3.1.1. Die extensionale Ausgangsweite der Anzahlsfülle entspricht allem,
was mögliches Wirkliches sein kann.
6.5.3.1.2. Die intensionale Zunahme der Bedeutungsfülle entspricht der
wachsenden Anzahl der zu berücksichtigenden negativen Abgrenzungsvergleiche.
6.5.4. Dabei differenzieren sich die Bedeutungen selbst in eine allgemeiner
und eine konkreter werdende Linie aus.
6.5.4.1. Bedeutungsangaben von Einzelbedeutungen werden immer konkreter, weil
immer präziser bedeutet wird.
6.5.4.2. Bedeutungsangaben von Bedeutungszusammenfassungen werden zugleich
immer konkreter und allgemeiner, weil das Ganze jeweils erinnert wird.
6.5.4.2.1. Gedeutete Bedeutungszusammenfassungen werden konkreter im bestimmten
Unterschied, sie werden allgemeiner im umfassenden Rückbezug.
6.5.4.2.1.1. Bedeutungsverallgemeinerungen im umfassenden Rückbezug sind
sukzessive Wiederherstellungen der Ausgangsallgemeinheit.
6.5.4.3. Wirklichkeitsbedeutungen lassen sich an einem holistischen Anspruch
messen, weil jede einzelne mit allen anderen verglichen wird.
6.5.5. Wirklichkeitsanalyse unterscheidet sich definitiv vom Fortgang der Hegelschen
Logik durch ihr Seinsverständnis.
6.5.5.1. Seinsbedeutungen sind nicht Reflexionsweisen eines absoluten Geistes,
sondern Ausdeutungen Kantischer transzendentaler Grenzbegriffe.
6.6. Wirklichkeitsdefinitionen sind bestimmt identifizierte
Wirklichkeitsbedeutungen als Seinsdefinitionen.
6.6.1. Der
Ort des Verstehens ist die Wirklichkeit als das Wirkliche, bei dem sich
Verstehen und Nichtverstehen die Waage halten.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
7) Alles überhaupt Identische findet seine weitestgehende Beschreibung in Seinsbegriffen.
7.1. Seinsbegriffe fixieren Wirklichkeitsbedeutungen als je
etwas bestimmtes Wirkliches in einem konsistenten Sinn.
7.1.1. Seinsbegriffe bestimmen bedeutungsmäßig,
was ist, indem sie sich auf das beziehen, was Worten für alle eine feste
Bedeutung gibt.
7.1.2. Worte bekommen für alle eine feste Bedeutung, indem ihre intersubjektive
Geltung geklärt wird.
7.1.3. Intersubjektive Geltung wird geklärt, indem ein Bedeutungsbezug
auf seinen Wirklichkeitsgehalt geprüft wird.
7.1.4. Ein Bedeutungsbezug wird auf seinen Wirklichkeitsgehalt geprüft,
indem er als etwas Wirkliches identifiziert wird.
7.1.5. Etwas wird als Wirkliches identifiziert, indem es auf Wirklichkeit bezogen
und von anderem Wirklichen bestimmt unterschieden wird.
7.1.5.1. Etwas wird auf Wirklichkeit bezogen, insofern es mit den allgemeinen
Wirklichkeitsbedeutungen verglichen wird.
7.1.5.2. Etwas wird von anderem Wirklichen bestimmt unterschieden, indem es
seinen entsprechenden Zuordnungsbegriff als Seinsbegriff findet.
7.1.5.3. Etwas findet seinen entsprechenden Zuordnungsbegriff im Sein, indem
es sich als direkte Folge einer Wirklichkeitsbedeutung notwendig begreift.
7.1.5.4. Seinsbegriffe können als notwendige Folgen von Wirklichkeitsbedeutung
begriffen werden, wenn diese logisch zwingend ausdifferenziert sind.
7.1.5.5. Wirklichkeitsbedeutungen sind logisch zwingend ausdifferenziert als
untereinander unvereinbar, zusammen vollständig und konsistent gefolgert.
7.1.6. Seinsbegriffe sind wirklich, aber Wirklichkeit selbst ist kein Seinsbegriff
mehr, weil es dafür keine Prämisse gibt.
7.1.6.1. Insofern Begriffe Wirklichkeit als Sein repräsentieren,
ist also die Rede von Wirklichkeitsbegriffen metaphorisch.
7.1.6.1.1. Diese Rede ist nur insofern gerechtfertigt, als unsere Wirklichkeitsbedeutungen
das konstitutiv verständlich machen, was Wirklichkeit "ist".
7.2. Seinsbegriffe meinen"in Wirklichkeit" das, was
etwas bestimmtes Wirkliches als Wirkliches überhaupt ist.
7.2.1. Seinsbegriffe unterscheiden sich von Wirklichkeit
als deren genauere Bezeichnung.
7.2.1.1. Als deren genauere Bezeichnung nennen sie Wirklichkeit als je etwas
bestimmtes Wirkliches.
7.2.1.2. Sie nennen Wirklichkeit als je etwas bestimmtes Wirkliches, indem
sie das Wirkliche als Wirkliches kenntlich machen.
7.2.1.3. Seinsbegriffe machen Wirkliches als Wirkliches kenntlich, indem sie
die Wirklichkeitsbedeutungen eines jeden Wirklichen beim Namen nennen.
7.2.2. Seinsbegriffe bezeichnen die Wirklichkeit allgemein und können
die konkrete Wirklichkeit auch nur ins Allgemeine übersetzen.
7.2.2.1. Seinsbegriffe repräsentieren die Wirklichkeit nicht, sie erlauben
es aber, von ihr in intersubjektiv evidentem Sinn grundsätzlich zu sprechen.
7.2.2.1.1. Insofern handelt es sich bei Seinsbegriffen nicht um einen Selbstzweck,
sondern lediglich um Mittel zum Zweck.
7.2.2.1.1.1. Sie entsprechen damit dem, was Max Weber im Kontext der Methodologie
der Sozialwissenschaften "Idealtypen" genannt hat.
7.2.2.1.2. Seinsbegriffe sind Hilfsmittel, um uns in der Wirklichkeit grundsätzlich
orientieren zu können.
7.2.2.1.2.1. In dieser Funktion aber gibt es für vernünftige Verständigung
keinen entsprechenden Ersatz.
7.2.3. Seinsbegriffe leiten sich nicht aus Urteilen ab,
sondern entspringen Urteilen über Wirklichkeit.
7.2.3.1. Als Urteile über Wirklichkeit liefern sie der Vernunft die unbedingten
Prämissen möglicher Urteilskraft.
7.2.3.1.1. Als unbedingte Prämissen schaffen Seinsbegriffe der Urteilskraft
die nötige Distanz zum Wirklichen.
7.2.3.1.1.1. Nötige Distanz durch Seinsbegriffe heißt, durch Wissen
um das Allgemeinste dem Konkretesten gerecht werden zu können.
7.3. Seinsbegriffe meinen"in Wahrheit" das, was etwas
Wirkliches im bestimmten Unterschied zu anderem Wirklichen bedeutet.
7.3.1. Zur sinngemäßen Unterstellung von
Wirklichkeitsbedeutungen bedarf es der Explikation des wörtlich Gemeinten.
7.3.1.1. Wenn der Name "Erfahrung" beispielsweise Wirklichkeit als
subjektive Welt meint, kann das Wort "Erfahrung" immer noch vieles
bedeuten.
7.3.1.1.1. Es ist zwar gesagt, was subjektive Wirklichkeit heißen soll,
aber noch nicht, was dieser Begriff seinerseits bedeutet.
7.3.1.1.2. Wird diese Bedeutung nicht nachgeliefert, kann "subjektive
Welt" als Erfahrung umgangssprachlich alles Mögliche genannt werden,
7.3.1.1.3. Damit "subjektive Welt" wahrhaft als Erfahrung nachvollzogen
werden kann, muß Erfahrung selbst im Seinsbegriff erscheinen können.
7.3.1.1.3.1. Erst, wenn die Bedeutungen bekannt sind, die Erfahrung zu etwas
Wirklichem machen, kann Erfahrung auch in Wahrheit subjektive Welt sein.
7.3.2. Wahrheit eines Seinsbegriffes zeigt sich also noch nicht im Wirklichkeitsbezug überhaupt,
sondern erst in seinem eigenen.
7.3.2.1. Am eigenen Wirklichkeitsbezug orientiert, bedarf es keiner besonderen
semantischen Metasprache, um Wahrheitsbedingungen zu formulieren.
7.3.2.1.1. Die Bedingungen der Möglichkeit der eigenen Wirklichkeit sind
auch die Bedingungen möglicher Wahrheit im Wortgebrauch.
7.3.3. Seinsbegriffe sind keine Kategorien der Wirklichkeit,
sondern Explikationen ihrer Bedeutung "in Wahrheit".
7.3.3.1. Seinsbegriffe müssen verfehlt werden, wenn ihre Wahrheitsbedingungen
aus semantischen Theorien wie auch immer deduziert werden.
7.3.3.1.1. Mit dem späten Wittgenstein die Bedeutung von "Erfahrung" ihrem
Gebrauch in einem Sprachspiel zu überlassen, hieße hier Wahrheitsverzicht.
7.3.3.1.2. Mit den analytischen Semantikern nach Wahrheitskriterien in Metasprachen
zu suchen, hieße Verfälschung und wäre vergebliche Liebesmühe.
7.3.3.1.2.1. Mit Quine gar die Wahrheit in Formalisierung zu erledigen, käme
im Resultat Heideggers Gleichsetzung von Wahrheit mit Wirklichkeit sehr nahe.
7.4. Wirklichkeit kann "in Wirklichkeit" und "in
Wahrheit" in Seinsbegriffen fortlaufend als etwas Identisches bestimmt
werden.
7.4.1. Der Bestimmungsprozeß ist ein semantisch geschlossener Ausdifferenzierungvorgang,
der keine äußeren Voraussetzungen nötig hat.
7.4.1.1. Was "in Wirklichkeit" auf Wirklichkeit bezogen ist, ist
umgekehrt selbst durch seine eigene Wirklichkeit wahr.
7.4.1.2. Was in Wirklichkeit nicht enthalten ist, gibt es nicht und was wahr
ist, zeigt sich von selbst.
7.4.1.2.1. Es gibt in ihm keine Seinsbegriffe , die "in Wirklichkeit" und "in
Wahrheit" unbestimmt bleiben müssten.
7.4.1.2.2. Es gibt in ihm keine Basis, von der her Bedeutungen sich verorten
lassen müßten.
7.4.1.3. Der Bestimmungsvorgang ist ein Kreisprozeß, bei dem Bedeutungen
sich reproduzieren, indem sie sich immer wieder neu auf Wahrheit beziehen.
7.4.1.4. Im Bestimmungsprozeß wird immer genauer angegeben, was Wirklichkeit
als je etwas Wirkliches "in Wahrheit" ist.
7.4.2. Seinsbegriffe lassen sich "in Wirklichkeit" und "in Wahrheit" auf
keine einseitige Beschreibungsmethode mehr festlegen.
7.4.2.1. Seinsbestimmung ist analytisch, insofern alle Bedeutungsangaben logisch
ableitbar sind.
7.4.2.2. Sie ist phänomenal, insofern Wirklichkeit als je "etwas
Wirkliches" beschrieben wird.
7.4.2.3. Sie ist empirisch, insofern die Bedeutungsangaben situationsunabhängige
Geltung haben.
7.4.2.4. Sie ist semantisch, insofern die Bedeutungsangaben unverwechselbaren
Namen entsprechen müssen.
7.4.2.5. Sie ist dialektisch, insofern Einzelbedeutungen synthetisch in Einheitsbedeutungen überführt
werden.
7.4.2.6. Sie ist als umfassender Bestimmungsrahmen transzendental, insofern
alle Bedeutungen bedingte Wirklichkeitsidentifikationen sind.
7.4.2.6.1. Alle Seinsbegriffe entsprechen der Bedingung der Möglichkeit
von Wirklichkeit als je etwas Wirkliches.
7.5. Die Bedeutungspräzion der Wirklichkeit nennt immer
genauer ihre Unhintergehbarkeit beim Namen..
7.5.1. Das System ist deduktiv geschlossen und semantisch offen.
7.5.2. Die Strukturierung des Systems erfolgt über
hierarchische Bedeutungsebenen.
7.5.2.1. Die bedeutungsmäßige
Systemeinheit läuft dabei über synthetische Begriffe, in denen sich
das Ganze sukzessiv spiegelt.
7.5.3. Als Systemelemente lassen sich Begriffsbilder von je etwas bestimmtem
Wirklichen isoliert darstellen.
7.5.3.1. Die Begriffsbilder enthalten alles, was einen Seinsbegriff "in
Wirklichkeit" wahr macht.
7.5.3.1.1. Ihre Gesamtnummerierung nennt den Platz "in Wirklichkeit" und
die zweistufige Ausdifferenzierung die zusätzlichen Wahrheitsangaben.
7.6. Die Systematik der Seinsbegriffe ist ein System
der Seinswirklichkeit, das je etwas Wirkliches definiert.
7.6.1. Systematische Seinswirklichkeit ist mit Kant transzendental
und läßt sich mit Hegel dialektisch darstellen.
7.6.1.1. Die Bedeutungsanalyse der Begriffsumfänge
orientiert sich an dem transzendentalen Begriffsverständnis Kants.
7.6.1.2. Die Bedeutungspräzisierung der Begriffsinhalte entspricht ungefähr
der Methode der Hegelschen Logik.
7.6.1.2.1. Mit dem wichtigen Unterschied allerdings, daß sich die Wahrheit
analytisch ergibt und nicht dialektisch einem Reflexionsgeschehen entstammt.
7.6.1.2.2. Der weiteste und leerste Begriff wird in fortlaufender Sinnbestimmung
gefüllt.
7.6.2. Dem System der Seinsbegriffe gelingt es also, Kants Transzendentalphilsosphie
zu dynamisieren und Hegels Logik zu entideologisieren.
7.6.2.1 Wirklichkeit als Sein meint alles zusammen, was Sein
begrifflich immer genauer bedeuten kann.
7.6.2.2. Sein, Sosein, Seiendes, Dasein, Transrealität, Transzendenz,
Transintelligibilität,
Mystereium, Paradox.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
8) Seinsdefinitionen nennen das "in Wirklichkeit" und "in Wahrheit" Identische beim Namen.
8.1. Wirklichkeitsdefinition nennt Wirklichkeit
als je etwas bestimmt unterschiedenes Wirkliches.
8.1.1. Bestimmtes Wirkliches ist einmalig und bezieht
sich eindeutig auf Wirklichkeit.
8.2. Bestimmt unterschiedenes Wirkliches muß den Bedeutungsanforderungen
von Wirklichkeit genügen.
8.2.1. Bedeutungsanforderungen von Wirklichkeit sind die
Bedeutungen, die Wirklichkeit hat.
8.3. Um Wirkliches bedeuten zu können, muß jedes
Wirkliche die Bedeutungen von Wirklichkeit reproduzieren.
8.3.1. Die Reproduktion von Wirklichkeitsbedeutungen
ist an entsprechende Bedeutungsebenen gebunden.
8.3.1.1.
Sie wiederholt demnach den Sinn von Wirklichkeit auf jeweils metasprachlicher
Basis.
8.3.1.2. Die Reproduktion von Wirklichkeitsbedeutungen
entspricht analytisch einer Bedeutungspräzisierung.
8.3.2. Um Wirkliches bestimmt reproduzieren zu können,
müssen Wirklichkeitsbedeutungen Begriffe sein.
8.3.2.1. Um Begriffe der Wirklichkeit sein zu können,
müssen Wirklichkeitsbedeutungen vollständig
sein.
8.3.2.2. Wirklichkeitsbedeutungen sind vollständig,
wenn sie alle Merkmale von "Wirklichkeit" enthalten.
8.3.2.3. Vollständigkeit verlangt, daß Welt,
Ereignis, Subjekt und Intersubjektivität ihre Entsprechung finden.
8.3.2.4. Entsprechungen sind vollständig in drei
Bedeutungsspieglungen und einer Selbstspiegelung.
8.3.2.5. Die Vollständigkeit eines Wirklichkeitsbegriffes
repräsentiert ihre synthetische Zusamenfassung.
8.3.2.6. Vollständig bedeuteter Wirklichkeitsbegriff
besteht also aus Fremd-, Selbst- und Gesamtspiegelung.
8.4. Die Bedeutung von Wirklichkeit reproduziert sich "in
Wirklichkeit" und "in Wahrheit".
8.4.1. Etwas Wirkliches meint "in Wirklichkeit"
das, was es von Wirklichkeit selbst genau unterschieden ist.
8.4.2. Etwas Wirkliches meint "in Wahrheit"
das, was es selbst von anderem Wirklichen unterschieden ist.
8.4.3. Etwas ist "in Wirklichkeit" und "in
Wahrheit", was es als Wirkliches im bestimmten Unterschied bedeutet.
8.5. Etwas ist "in Wirklichkeit" das, was die ganze
Wirklichkeit dann wäre, wenn es nur seine Definition gäbe
8.5.1. "Erfahrung" wäre z.B. die ganze
Wirklichkeit, wenn es nur "subjektive Welt" gäbe.
8.5.2. Etwas ist "in Wahrheit" das, was alles
Wirkliche ausmachen würde, stünde es für die ganze Wirklichkeit.
8.5.2.1. Sinnlichkeit, Wahrnehmung, Gegenstand, Erleben,
zusammen als Erkenntnis, wären die ganze Wirklichkeit, wenn diese nur
Erfahrung wäre.
8.3. Alle bisherige Wirklichkeitsdefinition geht von bedingten,
nicht von unbedingten Voraussetzungen aus.
Seinsganzheit,Kreis, Seinsbild.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
-----------------------------------------------
9) Seinsbegriffe bilden ein offenes System bedeutungsmäßiger Selbstähnlichkeiten.
9.1. Wirklichkeit im Seinssystem zusammengefaßt
meint ihre Explikation als jeweils etwas Wirkliches.
9.1.1. Wirklichkeit erfährt in diesem System ihre Identität als je
etwas Wirkliches im überhaupt allgemeinsten Sinn.
9.1.2. Die Identität von je etwas Wirklichem bezieht sich dabei auf die
jeweiligen Minimalbedeutungen, um wirklich sein zu können.
9.2. Als jeweils Wirkliches hat Wirklichkeit nur fünf
erschöpfende Bedeutungen.
9.2.1. Diese Zahl ist reflexives Resultat und keine Setzung. Die fünfte
Wirklichkeitsbedeutung ist allerdings eine Synthese der vier.
9.2.2. In der Antike dominierte die Zahl "Vier", wobei gelegentlich,
wie bei Platon, auch die Synthese als fünfte Zahl hinzukam.
9.2.3. Seit dem Christentum dominierte die Zahl "Drei" der Trinität
wegen, die dialektisch ein langes Weiterleben hatte.
9.2.4. Die Zahl "Sieben" von Karl Jaspers' Umgreifendem läßt
sich logisch auf die Zahl "Vier" bzw "Fünf" zurückführen.
9.3.
Diese Bedeutungen sind ihrerseits wahr, wenn sie den Bedeutungen von Wirklichkeit
gerecht werden.
9.3.1. Die Wahrheit der fünf Bedeutungen entspricht den fünf Bedeutungen,
die Wahrheit überhaupt haben kann.
9.3.1.1. Wahrheit ist a) immer eine Richtigkeit von Aussagen, b) eine Übereinstimmung
der Aussagen mit dem Gegenstand, c) eine Evidenz dieser Übereinstimmung,
d) eine Wahrhaftigkeit der Wiedergabe dieser Übereinstimmung und zusammenfassend
e) das Unbedingte, als das sich all dies zeigt.
9.3.1.1.1. Wirklichkeit muß insofern immer wahr sein können als a)
intersubjektive Übereinstimmung, b) weltliche Ausgewiesenheit, c) ereignishaftes
Zutreffen, d) Ehrlichkeit des Berichtes und e) Unableitbarkeit ihrer selbst.
9.3.1.1.2. Wahre Wirklichkeit muß also intersubjektive Wirklichkeit sein,
Welt, die ausgewiesen wird, Ereignis, das protokolliert wird, Subjektivität,
die dafür bürgt und schließlich zusammenfassend sie selbst in
ihrer Unhintergehbarkeit, das wir "Sein" nennen.
9.4. Wahre Wirklichkeitsbedeutungen ergeben Wirklichkeitsbegriffe.
9.4.1. Wirklichkeitsbegriffe sind Wirklichkeitsbedeutungen, deren sämtliche
Wahrheitsbedingungen angegeben sind.
9.4.1.1. Sämtliche Wahrheitsbedingungen sind angegeben, wenn alles genannt
wird, um eine Wirklichkeitsbedeutung eindeutig identifizieren zu können.
9.4.1.1.2. Eine Wirklichkeitsbedeutung ist eindeutig identifiziert, wenn ihre
Unvergleichlichkeit mit alternativen Wirklichkeitsbedeutungen evident ist.
9.5.
Wirklichkeitsbegriffe lassen sich als jeweilige Bedeutung von Wirklichkeit logisch
deduzieren.
9.5.1. Alles Wirkliche, das seinem Begriff gerecht wird, muß die Bedeutungsvoraussetzungen
von "Wirklichkeit" erfüllen.
9.5.1.1. Alles Wirkliche, das mithin mit sich identisch ist, läßt
sich an seinen jeweiligen Bedeutungsvoraussetzungen von Wirklichkeit messen.
9.5.1.2. Wirkliches läßt sich an seinen Bedeutungsvoraussetzungen
messen, wenn nichts anderes Wirkliches mit ihnen konkurriert.
9.5.1.2.1. Mit Wirklichem konkurriert nichts anderes Wirkliches, wenn es keine
Namens- und Bedeutungsangabengemeinsamkeiten gibt.
9.6. Die logische Deduktion von Wirklichkeitsbegriffen ergibt
eine Hierarchie von Bedeutungsebenen.
9.6.1. Bedeutungsebenen bedeuten nichts anderes als Schichten zusätzlicher
Bedeutungsangaben.
9.6.1.2. Schichten zusätzlicher Bedeutungsangaben lassen sich fortlaufend
erstellen, um zu sagen, was gemeint ist.
9.6.3. Die Bedeutungsebenen sagen immer genauer, was mit der weitesten, deshalb
aber auch bedeutungsmäßig leersten Bedeutung, eigentlich gemeint
ist.
9.6.3.1. Bedeutungsebenen beziehen sich deshalb auf einen immer enger werdenden
Wirklichkeitsbereich extensional: Bedeutungen werden spezialisiert.
9.6.3.2. Zugleich repräsentieren Bedeutungsbenen einen immer umfassenderen
Bedeutungsgehalt intensional: Die Vergleichsbestimmungen nehmen zu.
9.7. Die Bedeutungsebenen der Wirklichkeit
sind sinnhaft durch jeweilige Bedeutungssynthesen verbunden.
9.7.1. Die Bedeutungssynthesen vermitteln
jeden Einzelbegriff mit dem Zentralbegriff, dem Sein, und umgekehrt.
9.7.1.1. Die Vermittlung besteht in einer bedeutungsmäßigen Zusammenfassung,
die jedem Wirklichkeitsbegriff "in Wahrheit" zukommt.
9.7.1.2. Die Vermittlung besteht darüber hinaus in einer Verbindung aller
bedeutungsmäßigen Zusammenfassungen.
9.7.1.2.1. Indem Wirklichkeitsbedeutung im Sein zusammengefaßt wird, muß
alles Wirkliche etwas als Sein sein.
9.7.1.2.2. Indem alles Wirkliche etwas als Sein ist, muß auch das Sein
als etwas Wirkliches sein, wenn es nicht nichts sein will.
9.7.1.2.3. Insofern Wirklichkeit als etwas Wirkliches zusammengefaßt immer
noch Sein ist, so sehr ist das damit gemeinte Sein seinerseits als zusammengefaßtes
Wirkliches auch noch etwas bestimmtes Wirkliches, wenn es "in Wahrheit"
bestimmbar sein soll.
9.7.1.3. Die bedeutungsmäßigen Zusammenfassungen spiegeln sich wechselseitig
und lassen sich so ineinander transformieren.
9.7.1.3.1. Transformiert wird z.B. die Welt in das Sein als ihre Zusammenfassung
in "Schöpfung". Transformiert wird umgekehrt das Sein in die
Welt als die Realität, die das ist, was Welt "ist".
9.8. Wirklichkeitsbegriffe sind Ausdifferenzierungen von
"Wirklichkeit", die irgendwann ihre Relevanz verlieren.
9.8.1. Die Bedeutungsbasis der Ausdifferenzierung
mißt sich an den entsprechenden Sinninformationen.
9.8.1.1. Sie gründet nicht in "etwas
Wirklichem", das auch anders sein könnte oder begründet werden
müßte.
9.8.1.2. Sie bezieht ihre Geltung und Tragweite
allein von dem Sinn, der sich in der Ausdifferenzierung ergibt.
9.9. Bisherige Analytische Philosophie scheitert
an der Basisfrage, weil der Wirklichkeitsbezug verfehlt wird..
9.9.1. Abwechselnd wurde immer wieder eine Basis entweder nur im Weltlichen,
oder nur im Ereignishaften, Intersubjektiven oder Subjektiven gesucht.
9.9.1.1. Repräsentativ dafür stehen in dieser Reihenfolge a) gegenständliche
Prädikatbeschreibungen, b) beobachtbare Protokollsätze, c) nichtfalsifizierbare
formale Konstanten und d) sinnliche Erlebnisdaten.
9.9.2. Scheitern mußte auch die holistische Alternative Quines und Davidsons,
weil damit Relativismus unvermeidlich wird.
Systemgrenzen
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
10) Wirklichkeit im Seinssystem ist nur als intersubjektives Sosein etwas Wirkliches.
10.1. Wirklichkeit als Sein und identifizierbares Wirkliches
meint das, was für alle gilt.
10.1.1. Wirklichkeit, die nur für mich gilt, muß nicht
unbedingt als Sein identifizierbar sein.
10.1.2. Wirklichkeit, die nur Welt meint, macht sich auch unidentifiziert von
sich selbst her bemerkbar.
10.1.3. Wirklichkeit, die sich nur ereignet, geht auch unidentifiziert ihren
Gang.
10.1.4. Wirklichkeit, die als Sein interpretiert wird, übersteigt auch
die intersubjektive Evidenz möglicher Identifizierbarkeit.
10.1.4.1. Wenn es um die Identifikation des Seins als Sinn und Ganzes geht,
hört Wirklichkeit auf, als etwas Bestimmtes vorausgesetzt werden zu können.
10.2. Der intersubjektive Zugang zur Wirklichkeit ist nur ein
Zugang unter anderen.
10.2.1. Die subjektive Erfahrungs- und Erlebniswelt ist immer privat und kann
intersubjektiv nur verglichen und verallgemeinert werden.
10.2.2.1. Auch das subjektive Erfahren und Erleben strebt nach intersubjektiver
Geltung, ist dafür aber niemals die letzte Instanz.
10.2.2. Wirklichkeit als Welt kann intersubjektiv nicht deduziert werden, eröffnet
sich allein für die Forschung.
10.2.2.1. Auch die Forschung sucht intersubjektives Wissen über Welt als
Realität, kann dieses aber nur sichern, nicht erzeugen.
10.2.3. Wirklichkeit als Ereignis kann intersubjektiv nicht vorausbestimmt
und rückwirkend nicht neubestimmt werden.
10.2.3.1. Auch ereignishafte Orientierung sucht intersubjektiven Konsens, muß
diesen aber permanent im Wandel der Zeit erneuern.
10.2.4. Wirklichkeit als Seinsinterpretation ist immer voraussetzungsreich und
kann intersubjektiv nie zureichend verifiziert werden.
10.2.4.1. Auch Metaphysik, Transzendieren usw. versuchen, intersubjektiven Ansprüchen
gerecht zu werden, kann diese aber nicht mehr bedingt einlösen.
10.3. Der intersubjektive Zugang zur Wirklichkeit allein erlaubt
nur zu klären, nicht zu erfahren, zu erklären, zu verstehen oder zu
entscheiden.
10.3.1. Wirklichkeit zeigt sich im reinen intersubjektiven Zugang allein als
sprachlicher Konsens, logisches Denken, theoretische Objektivität, faktische
Unumgänglichkeit und in seiner eigenen paradigmatischen Begrenztheit.
10.3.1.1. Intersubjektivität als nichts als sie selbst ist das, was kommunikativ
sinnhaft als evident gemeinsam oder universal unterstellt wird.
10.3.1.1.1. Alle so als sprachlich sich zeigende Wirklichkeit ist nur repräsentativ
und bezieht ihre Inhalte von woanders.
10.3.1.1.2. Der sogenannte "linguistic turn" der modernen Analytischen
Philosophie verfehlte deswegen vom Ansatz her Wirklichkeit.
10.3.1.2. Intersubjektivität als die Allgemeingültigkeit des Denkens
ist die Welt der reinen formalen Logik und Mathematik, die nur Bedingungszusammenhänge
enthält, nichts Unbedingtes oder Faktisches.
10.3.1.2.1. Alle sich so als logische Gewißheit repräsentierende
Wirklichkeit ist nur gegenständlich abstraktes, kein konkretes Sein.
10.3.1.2.2. Die sogenannte logistische Wende seit Frege zu einem "Dritten
Reich" gültiger Wahrheiten war eine Abwendung von der Wirklichkeit.
10.3.1.2.2.1. Von dieser Fehlsteuerung im Anfang hat sich die "Analytische
Philosophie" seit Bertrand Russell bis heute noch nicht ganz erholt.
10.3.1.3. Intersubjektivität als theoretische Objektivität ist die
Welt der gegenständlichen Bedingtheiten und der kontrollierbaren Realität,
in der Unbedingtheiten nicht vorkommen und Eventualitäten berechenbar bleiben.
10.3.1.3.1. Alle so als objektive Realität gegebene Wirklichkeit ist nur
Sein unter theoretischen Gesichtspunkten und gesetzlichen Rahmenbedingungen,
nicht das Sein, wie es an und für sich gegeben ist.
10.3.1.3.2. Die sogenannte Wissenschaftslogik seit Carnap hatte immer nur Erklärungsmethoden
in der Welt, niemals die Klärung der Welt im Auge.
10.3.1.3.3. Auch der sogenannte Kritische Rationalismus Karl Poppers ist gescheitert,
weil er immer noch Philosophie mit Wissenschaftslogik verwechselte.
10.3.1.4. Intersubjektivität als faktische Unumgänglichkeit ist die
Welt der notwendigen Gegebenheit und gegebenen Notwendigkeiten, die hingenommen
werden muß und nicht manipulierbar ist.
10.3.1.4.1. Alle so als unveränderlich Vorgegebenes erscheinende Wirklichkeit
ist nur relevant unter ganz bestimmten Problem- und Fragestellungen und keineswegs
umgekehrt konstitutiv für diese.
10.3.1.4.2. Die Orientierung von Wittgensteins Tractatus an Sachverhalten war
eine Verwechslung der Wirklichkeit mit Faktizität.
10.3.1.4.3. Die sogenannte "wissenschaftliche Philosophie" des Logischen
Empirismus hat diesen Fehler nie zu korrigieren vermocht.
10.3.1.5. Intersubjektivität im paradigmatischen Grenzbewußtsein
meint den unverfügbaren Horizont, innerhalb dessen sich Intersubjektivität
bildet und wandelt. Von ihm her ist Intersubjektivität in allen ihren
Momenten zusammengenommen selbst vorläufig.
10.3.1.5.1. Alle so paradigmatich begrenzte Wirklichkeit ist endliche Wirklichkeit,
die dem Unendlichen nur ausschnitthaft gewachsen ist.
10.3.1.5.2. Die sogenannte paradigmatische Wende Martin Heideggers zum Seinsdenken
bedenkt das paradigmatische Seinsbewußtsein, ignoriert aber dessen Konsequenzen
für Intersubjektivität: Statt Intersubjektivität der Grenzen
suchte es die Grenzen der Intersubjektivität zu explizieren.
10.3.1.5.3. Auch im Anschluß an ihn hat die Postmoderne der Intersubjektivität
überhaupt den Abschied gegeben und damit gleich mitverabschiedet, was allein
intersubjektives Wissen leisten kann: Zwingende Gewißheit.
10.4. Der intersubjektive Zugang zur Wirklichkeit erfaßt
diese nur in seinem eigenen Medium, von woher andere Zugänge simuliert
werden müssen.
10.4.1. Das Medium der Intersubjektivität ist das Sein, das "ist",
weil es für alle sein will.
10.4.2. Das Sein, das "ist", ist als das bestimmte Sein das unterschiedene
Sein, das Sosein.
10.4.3. Im Sosein, das "in Wahrheit" Seiendes meint, wird dieses im
allgemeinen Begriff erfaßt, nicht als einzelnes Vorkommen.
10.4.4.1. Intersubjektive Unterscheidungen des Soseins lassen Seiendes zwar
als etwas so und so seiendes so sein, lassen sich selbst
aber nicht in Seiendes transformieren: Begriffe sind immer Allgemeinbegriffe,
niemals konkret Seiendes.
10.4.4.1.1. Im intersubjektiven Zugang zur Wirklichkeit als Bedeutungsanalyse
bleibt beispielsweise ein bestimmter Mensch immer ein Mensch als Sosein mit
bestimmten Eigenschaften, kann kein individuelles Seiendes werden mit unendlich
möglichen Eigenschaften.
10.4.5. Der intersubjektive Zugang zum Seienden jenseits seiner Zuordnung als
Sosein erfolgt über die Sicherung von Fakten und Daten, nicht mehr über
die deduktive Explikation von Begriffen.
10.4.5.1. Desgleichen erfolgt der intersubjektive Zugang
zum Dasein über die Eigenerfahrung der Subjekte, zur Transrealität
über deren negative Grenzerfahrungen, zur Transzendenz über deren
positive Grenzerfahrungen usw.
10.4.6. Der intersubjektive Zugang zur Wirklichkeit ist also in einer doppelten
Weise seinsbegrenzt: Begriffliche Zuordnung ist nur im Medium des Soseins
möglich,
alle Verifikationsmöglichkeiten sind an das Dasein gebunden, in dem sowohl
die Begriffsbedeutungen expliziert werden als auch die Begriffsbezüge
begegnen können.
1o.5. Der intersubjektive Zugang zur Wirklichkeit ist unverzichtbar
als Orientierungswissen, wirklichkeitsfremd, wenn er verabsolutiert wird.
10.5.1. Heute wie in der Vergangenheit erleben wir allenthalben entweder den
irrationalen Verzicht, oder das rationalisierende Mißverständnis.
10.5.2. Weil die Philosophie weitgehend entweder auf Rationalität verzichtet
oder sie verabsolutiert, ist sie weiterhin öffentlichkeitsunfähig.
10.5.2.1. Im Resultat haben wir heute a) eine Gesellschaft,
in der nur noch Wirtschaft, Bürokraten und Technokraten, von Philosphen
verlassen, dominieren.
10.5.2.2. Wir haben weiter b) eine Kultur, in der"anything goes" und
keine Maßstäbe mehr gelten, deswegen die medialen Manipulationen
zunehmen.
10.5.2.3. Wir haben c) ein Verständnis von den letzten Dingen, das nur
noch Fundamentalismus oder Indifferentismus produziert, nichts mehr dazwischen.
10.5.2.4. Wir haben d) eine Bildungswelt, in der nur noch bürokratische
Strukturen, Schultraditionen und medial gesponserte Autoritäten gelten.
10.5.2.5. Wir haben e) eine öffentliche Argumentationskultur, in der zeitbedingte
Moden, aber keine philosophischen Argumente mehr zählen.
10.5.3. Wir leben zusammenfassend heute in einer Welt, in der es keine Gesamtorientierung
mehr begründet gibt, weil die Philosophen versagt haben.
10.5.3.1. Die Philosophen haben versagt, weil sie a) meinten, den Wissenschaften
nur hinterherlaufen zu müssen, statt sie zu hinterfragen.
10.5.3.2. Die Philosophen haben versagt, weil sie b) nach dem erwiesenen Scheitern
dieses Programmes die Beliebigkeit zum Allheilmittel ausriefen.
10.5.3.3.. Die Philosophen haben versagt, weil sie bei diesem Programm alle
grundsätzlichen Fragen für den Markt offen gelassen haben.
10.5.3.4. Die Philosophen haben versagt, weil sie e), statt radikaler Selbskritik
radikalen Rückzug in das Schneckenhaus von Schulphilosophien betrieben.
10.5.3..5. Die Philosophen haben versagt, weil sie sich dem Ganzen der Wirklichkeit
weder in der Theorie noch in der Praxis stellen.
10.5.4. Es kann deswegen nicht verwundern, wenn Philosophie in der Öffentlichkeit
nicht mehr vorkommt, dort nur noch eine Metapher für "Tiefsinn"
ist.
10.5.4.1. Dieses Versagen dokumentiert ein Vergleich der politischen Autorität
eines Karl Jaspers mit der eines Jürgen Habermas.
10.5.4.1.1. Während Karl Jaspers' "Wohin treibt die Bunderepublik"
ab 1966 zwei Jahre Bestseller war, goutieren Habermas politisch nur Intellektuelle.
Letztinterpretation
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Dem Folgenden entnehmen sie zur Möglichkeit des Vergleiches Namen, mit denen bekannte Philosophen ihrerseits sinngemäß das benannten, was hier Wirklichkeit heißt.
Andere (exemplarische) Wirklichkeitsbezeichnungen:
Theodor W. Adorno: Das Nichtidentische (für das Negieren)
Anselm von Canterbury: "Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann" (für Vernunft)
Aristoteles: Physis=Natur (für nous=Geist)
Augustinus: Deus trinitatis=Dreieiniger Gott, (für die dreieinige Seele)
Francis Bacon: Schöpfungsgeheimnis (für Lernen)
Ernst Bloch: Das Nochnicht-Sein (für utopisches Bewußtsein)
Ernst Cassirer: Kultur (für Verstehen)
Auguste Comte: Naturgesetze (für Wissenschaft)
Donald Davidson: Sprachspiele (für Interpretationen)
René Descartes: Res ultima (für res cogitans)
Denis Diderot: Sinnliche Natur (für Naturwesen)
Wilhelm Dilthey: Lebenswelt (für Verstehen)
Meister Eckhart: Sein in Gott (für Seinsmitteilung)
Epikur: Atome (für Empfindungen)
Johannes Eriugena: Daß-Sein (für ebenbildliche Kreatur)
Johann Gottlieb Fichte: Das Ich (für Selbstreflexion)
Gottlob Frege: Objektive Welt (für Wahrheitswillen)
Hans Georg Gadamer: Text (für Horizont)
Johann Wolfgang von Goethe: Natur (für Geist)
Jürgen Habermas: Wahrheit (für Kommunikation)
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Geist (für Reflexion)
Martin Heidegger: Sein des Seienden (für Dasein).
Thomas Hobbes: Schöpfungsmaschine (für Freiheit)
David Hume: Sinnlichkeit (für Erfahrung)
Edmund Husserl: Phänomenalität (für Erleben)
Karl Jaspers: Umgreifendes (für Vernunft), Transzendenz (für Existenz).
Immanuel Kant: Ding an sich (für den Verstand), Realität (für das Dasein), Natur (für die urteilende Vernunft)
Sören Kierkegaard: Existenz (für selbstreflektiertes Gewissen)
Hermann Krings: Wirkliche Transzendenz (für wirkliches Erkennen)
Thomas S. Kuhn: Paradigmen (für historische Weltbilder)
Gottfried Wilhelm Leibniz: Monade (für Monade)
John Locke: Naturwelt (für Urteilswelt)
Konrad Lorenz: Außenwelt (für ratiomorphen Apparat)
Niklas Luhmann: Systemwelt (für Außenbeobachter)
Jean-Francois Lyotard: Le Différend=der Widerstreit (für Satzbildung)
Ernst Mach: Sinnesdaten (für Wahrnehmung)
Karl Marx: Gesellschaft (für geschichtliches Bewußtsein)
Marvin Minsky: Information (für Gehirn)
Friedrich Nietzsche: Lebenswille (für ästhetisches Wollen)
Nikolaus von Kues: Die absolute Einheit, die keinen Gegensatz hat als das absolut Größte (für endliches Transzendieren)
Paulus: Jesus Christus (für Glauben)
Platon: To on=Sein (für psyche)
Plotin: To hen (Eines) (für Geist)
Karl R. Popper: Realität (für Theorie)
Heinrich Rickert: Das Geltende (für Kulturwesen)
Jean Jaque Rousseau: Weltnatur (für Individuum)
Betrand Russell: Welt, (für die Erkenntnis)
Friedrich Georg Schelling: Geistige Natur (für spekulatives Bewußtsein)
Arthur Schopenhauer: Willensleben (für Verstand)
John Searle: Erscheinungshaftigkeit (für intentionales Bewußtsein)
Seneca: Naturnotwendigkeit (für Schicksal)
Baruch de Spinoza: Natura naturans (für natura naturata)
Thomas von Aquin: Schöpfung (für Geschöpf)
Ludwig Wittgenstein: sprachliche Wirklichkeit (für Denken)
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------