Beim Anklicken des Titelwortes können Sie die einzelnen ausdifferenzierten Wirklichkeitsbegriffe abrufen, indem Sie entweder in der verzweigten Systematik der Reihe nach die erläuternden Bedeutungslinks eingeben, oder fallweise aus dem beigeordneten alphabetischen Index einzelne Namen herausgreifen. Um den Sinn der Operationen nicht mißzuverstehen, sollte Folgendes beachtet werden:
1) In der vorliegenden Systematik erscheint die Wirklichkeit nur so, wie sie für alle dann eine einheitliche Bedeutung hat, wenn im vorgängigen Wortgebrauch von ihr konsensfähig die Rede ist. Wenn die Wirklichkeit a) in der Welt erforscht werden kann (Wissenschaft), wenn sie b) in der Zeit orientierungsmäßig verantwortet wird (Geschichte/Ethik/Politik), wenn sie c) notwendig subjektiv angeeignet wird (Psychologie/Poetik) und d) intersubjektiv getestet werden muß (Logik/Axiomatik), um wahr sein zu können, wenn sie letztendlich e) als spekulatives Ganzes von einem jeden unterschiedlich angenommen werden darf (Metaphysik), dann ist sie im Begriff das, was an ihr intersubjektiv evident (d) sinngemäß in allem sprachlich gemeint vorausgesetzt wird. Wirklichkeitsbegriffe sind Seinsdefinitionen .
2) Wirklichkeit im Begriff ist ihr Sosein (unterschiedenes Sein) in philosophischer d.h. unbedingter Definition. Wenn Philosophie es mit dem Ganzen zu tun hat, dann besteht der Anspruch einer philosophischen Definition darin, etwas Wirkliches als etwas bestimmt Unterschiedenes unbedingt im Blick auf das schlechthin Unbedingte , sinngemäß korrekt angeben zu können. Das Unbedingte erscheint dann doppelt: Zum einen als das unbedingte Allgemeine, die Wirklichkeit selbst, und zum anderen als das jeweilige unbedingte Besondere, das jeweils unterschiedene bestimmte etwas Wirkliche, .
3) Der Begriff als philosophische Definition bezieht sich auf Gegenstände, ist selbst aber kein Gegenstand, weil jeder Gegenstand in der Erfahrung gegeben ist und als solcher erst begriffen werden muß, um bestimmt sein zu können. Der Begriff ist auch noch keine Theorie, weil er selbst theoretisch interpretiert werden kann, seine eigene Prägnanz aber keiner auf Empirie angewiesenenen Theorie verdanken darf, will er nicht des Anspruchs seiner intersubjektiven Evidenz verlustig gehen. Begriffe entspringen Verständigungsprozessen über das Gemeinte, Gegenstände über das Vorgestellte, Theorien über das Erkennbare. Insofern Theorien Konsens stiften über Regelmäßigkeiten der Realität, Gegenstände über identifizierbares Gemeintes, dann stiften Begriff Konsens über identifiziertes Gemeintes.
4) Wirklichkeitsbegriffe sind namentliche Bedeutungen, die präzise werden, indem sie einmal die spezifische Differenz zu den anderen Wirklichkeitsbegriffen angeben, zum anderen die zureichenden Bedingungen dafür nachliefern können, sinngemäß nicht selbstwidersprüchlich zu werden. Ein Wirklichkeitsbegriff bestimmt sich also einmal einordnungsmäßig nach seiner Stellung im Wirklichkeitssystem überhaupt (genus proximum/ differentia specifica), zum anderen erläuterungsmäßig nach seinen eigenen Bedeutungsimplikationen , die den Nachfolgebereich weitergehender Wirklichkeitsbestimmungen konstituieren. Der Wirklichkeitsbegriff hat definitionsssgemäß eine namentlich eindeutige Unverwechselbarkeit und erläuterungsgemäß eine bedeutungsmäßige minimale Zureichendheit.
5) Wirklichkeitsbegriffe sind a) im Unterschied zu bloßen Namen umfassende Sachbezüge, b) im Unterschied zu bloßen Worten unzweideutige Definitionen aller möglichen Synonyme und Übersetzungen, c) im Unterschied zu bloßen Zeichen systematische Kennzeichnungen, d) im Unterschied zu bloßen Gegenständen universale Sinnbezüge und e) im Unterschied zu phänomenalen Beschreibungen argumentative Begründungszusammenhänge .
6) Wirklichkeitsbegriffe als Begründungszusammenhänge lassen sich nicht mehr einseitig auf ein bestimmtes Methodenideal reduzieren. Insofern Wirklichkeitsbegriffe analytisch zu gliedern sind, empirisch zu verifizieren, semantisch zu klären, phänomennal zu beschreiben und dialektisch zu synthetisieren, müssen sie einem universalen Methodenideal gerecht werden, das sich keinem herkömmlichen Verfahrensmuster mehr fügt.
7) Wirklichkeit als der Inbegriff aller Wirklichkeitsbegriffe läßt sich nur noch behaupten, nicht mehr begrifflich darstellen. Dies scheint den bisherigen Philosophen verborgen geblieben zu sein, denn zum einen versuchen sie immer noch Wirklichkeit zu definieren - oft sehr widersprüchlich -, zum anderen unterlassen sie es, wenn sie darauf verzichten, zu sagen, was sie denn damit meinen, auf das sie da verzichten.
8) Weil "Wirklichkeit" der weitest denkbare Begriff ist, lassen sich die unterschiedlichen philosophischen Positionen von da her genauer unterscheiden denn von irgend einem anderen Gesichtspunkt aus. An ihren Wirklichkeitsaussagen gemessen können sich Philosophen wesentlich unterscheiden, die sonst öffentlich gemeinsamen Positionen zugerechnet werden. Die folgende alphabetische Liste ist dafür ein Beispiel. Im Lichte des Wirklichkeitsverständnisses können selbst Positione fragwürdig erscheinen, denen sich Autoren selbst zurechnen.
9) Die unterschiedlichen Wirklichkeitsäußerungen unterscheiden sich nach ihrem Sinngebrauch von Sein. Die Sinnzuschreibung "ist" kann einmal a) den Wortgebrauch von "Wirklichkeit" festlegen, b) Wirklichkeit einem Überbegriff zurechnen, c) Wirklichkeit Eigenschaften zuschreiben, d) über Wirklichkeit eine Existenzaussage machen und e) Wirklichkeit als etwas beglaubigen. In der Behauptung "Wirklichkeit ist unhintergehbar" bedeutet das "ist" die Festlegung einer Wortverwendung.
10) Ist-Aussagen über Wirklichkeit haben überhaupt nur a) als Festlegungen des Wortgebrauches einen nachvollziebaren Sinn, weil b) unhintergehbare Wirklichkeit keinen umfassenderen Begriffsklassen mehr zugeordnet werden kann, c) allesmeinender Wirklichkeit keine Prädikate als etwas bestimmt Identisches mehr zukommen, d) bei allesumfassender Wirklichkeit sich eine besondere Existenzaussage erübrigt und e) aller Verifikationsmöglichkeiten vorgängige Wirklichkeit keiner besonderen Beglaubigungen mehr bedarf. Die Explikation von Wirklichkeitsbedeutungen steht im Dienst einer intersubjektiv verbindlichen Wortfestlegung, meint nicht die Zuschreibung von Eigenschaften eines Gegenstandes.
11) Alle Wirklichkeitsaussagen bisheriger Philosophen lassen sich so gesehen entweder als falsch nachweisen oder als ungenaue Formulierungen kritisieren. Wenn überhaupt in der Geschichte der Philosophie Wirklichkeitsaussagen legitimerweise explizit als Wortfestlegungen verstanden worden sind, dann handelte es sich entweder um Ad-hoc-Festlegungen, oder aber die Sinnfixierung erfolgte auf der Grundlage einer vorgängigen Dogmatik, die Wirklichkeit klassenmäßig bedingt zuordnete, statt sie als Gegeben unbedingt zu explizieren.
12) Am Maßstab von mehr oder weniger Klarheit im Umgang mit dem Sinn von Wirklichkeit bekommt eine Philosophiegeschichte ihren roten Faden und mögliche Verbindlichkeit. Es zeigt sich dabei sowohl eine kontinuierliche Erweiterung des Blickfeldes als auch ein dialektischer Ablauf, in dem Phasen der Blickerweiterung mit Phasen der Blickverengung sich abwechseln. Je weiter das Blickfeld, umso verwirrender kann dabei die reaktive Verdunkelung ausfallen. Es versteht sich von daher, daß beispielsweise das anfängliche Wirklichkeitsverständnis eines Platon sehr viel klarer sein konnte als etwa das der meisten Autoren des neunzehnten Jahrhunderts oder gar der gegenwärtigen Postmoderne oder des Szientismus.
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Die folgenden alphabetischen Wirklichkeitsäußerungen gehen geschichtlich nicht weiter zurück als bis auf Descartes. Die Griechen kannten das Wort noch nicht, begnügten sich mit dem Wort "Sein". Das Mittelalter bezog "realitas" im Sinn von "Existieren" auf den Schöpfungscharakter der Welt als Gegebensein. Erst Descartes stellt dieses fraglose Gegebensein durch seinen radikalen Zweifel in Frage und eröffnete damit ein Denken, dem auch der bisherige Wahrheitsgarant, Gott, selbst noch zur Frage wird.
Im Folgenden kommt es darauf an, wie mit Wirklichkeit umgegangen wird, um sie zu verstehen: Mit was sie a) (als was?) identifiziert oder verglichen wird, um Informationen über sie zu liefern, auf was sie b) klassifikatorisch (worauf) reduziert wird, um sie ontologisch einzuordnen, welche Eigenschaften ihr (in welcher Funktion?) c) zugeschrieben werden, um ihr angebliches "Wesen" zu beschreiben, in welchem Sinn im Blick auf sie d) eine Existenz (wo und wann?) behauptet wird und welche Gewißheit d) (Kraft welcher Autorität?) man für sie behauptet. Wie auch immer die hier zusammengestellten Äußerungen über Wirklichkeit beschaffen sind: Konsequent weitergedacht enthüllen sie alle ein paradigmatisches Wirklichkeitsverständnis, das der Unhintergehbarkeit von Wirklichkeit (mit Ausnahme von Max Weber) in letzter Instanz nicht gerecht wird. Deshalb lassen sich alle Positionen einem "Ismus" (Abschlußklammer) zurechnen.
Am Ende folgt jedes Wirklichkeitsverständnis jeweils immer nur einem einzigen Gedanken. Aber welchem?
KLASSISCHE WIRKLICHKEITSGESTÄNDNISSE:
Günter Abel: "Das, was wir als Wirklichkeit ansehen, ist abhängig von den Grenzen und Funktionen des Sprach- und grundbegrifflichen Systems, das wir verwenden...Es gibt keinen übergeordneten Standpunkt.....Die Realismusproblematik kann....in bezug auf die unterschiedlichen Funktionen des verwendeten Interpretationssystems reformuliert werden....Entsprechend kann man.....nicht mehr ohne weiteres von "Der einen Welt", sondern von so vielen Welten ausgehen, wie es kohärente ursprüngliche Interpretationswelten gibt...Mithin wissen wir keine definitive und allgemeinverbindliche Antwort auf eine Reihe skeptischer Fragen. Wir können lediglich Handlungs- und Interpretationsweisen spezifizieren. Genau darin aber wird deutlich, daß jedes spezifische und spezifizierende Weltverständnis vom Charakter einer Interpretationsbildung ist. Die sprach- und grundbegriffliche Relativität führt...in die Interpretationsphilosophie." In: "Interrpretationswelten", 1993, stw 1210, S.125f. (HOLISTISCHER INTERNER INTERPRETATIONISMUS)
Theodor W. Adorno: "Dialektik ist das konsequente Bewußtsein von Nichtidentität....Dialektik entfaltet die vom Allgemeinen diktierte Differenz des Besonderen vom Allgemeinen.....Was an Wahrheit durch die Begriffe über ihren abstrakten Umfang hinaus getroffen wird, kann keinen anderen Schauplatz haben als das von den Begriffen unterdrückte, Mißachtete und Weggeworfene. Die Utopie der Erkenntnis wäre, das Begriffslose mit Begriffen aufzutun, ohne es ihnen gleichzumachen......In Wahrheit gehen alle Begriffe, auch die philosophischen, auf Nichtbegriffliches......Die innere Geschichte der Unmittbarkeit wird..materialistisch zum Maß der Unwahrheit der Begriffe nicht nur sondern mehr noch des seienden Unmittelbaren. Womit negative Dialektik ihre verhärteten Gegenstände durchdringt, ist die Möglichkeit, um die ihre Wirklichkeit betrogen hat und die doch aus einem jeden blickt..Die Wirklichkeit der Kunstwerke zeugt für die Möglichkeit des Möglichen. Worauf die Sehnsucht an den Kunstwerken geht - die Wirklichkeit dessen, was nicht ist - das verwandelt sich ihr in Erinnerung." In: "Negative Dialektik", 1966, S. 15f,19, 21f, 60, "Ästhetische Theorie", 1970, zitiert nach stw 2. (NEGATIVE DIALEKTIK)
Karl Otto Apel: "Ausgehend von dem unhintergehbaren Wahrheitsanspruch der kritischen Philosophie selbst bin ich geneigt, das Verhältnis des "Ding an sich" und "Erscheinung" zu verstehen des - freilich durch die transzendentale Reflexionsphilosophie selbst zu begründenden - Postulats der Konsensbildung einer unbegrenzten Interpretations-Gemeinschaft der erkennenden Subjekte, die im Prinzip der Unendlichkeit des Realen als des An-sich-"Erkennbaren" gewachsen sein müßte...........Im striktreflexiven Nachweis der Nichthi9ntergehbarkeit der Argumentation und ihrer notwendigen universalen Geltungsansprüche sind die Bedingungen der Möglichkeit auch der kritischen Transzendentalphilosophie strikt reflexiv thematisiert, und das heißt: ohne jeden versteckten Ansspruch einer versteckten Welterklärung." In: "Sprachpragmatik und Philosophie", 1976, S.17; "Philosophie der Gegenwart", Gegenwart der Philosophie, Herbert Schnädelbach Hrsg, 1993, S.65. (TRANSZENDENTALE SPRACHPRAGMATIK)
John L. Austin: "It should be quite clear, that there are no criteria to be led down in general for distinguishing the real from the not real. How this is to be done must depend on what it is with respect to which the problem arises in particular cases. In: "Sense and sensibilia",1962, S. 76. (SPRECHAKTTHEORIE)
George Berkeley: "It is granted on all hands...that it is possible we might be affected with all the ideas we have now, though no bodys existed wihout,resembling them. Hence it is evident, the supposition of external bodies is not necessary for the producing of our ideas...It is eveident, the production of ideas or sensations in our minds, can be no reason why we should suppose matter or corporeal substances.......In short, if there were eternal bodies, it is impossible, we should ever come to know it; and if there wer not, we might have the very same reasons to think there were that we have now.......That the things I see with my eyes an touch with my hands do exist, really exist, I make not the least question. The only thing, whose existence we deny, is that which philosophers call matter or corporeas substance....In the sense here given of reality, it is evident, that every vegetable, star, mineral, and in general each part of the mundane system, is as much a real being by our principles as by any other." In: "Treatise concerning the Principles of Human Knowldege", 1710, XVIII ff,XXVf. (MENTALISMUS)
Ernst Bloch: "Die Wirklichkeit ist Nominalismus, nicht Begriffsrealismus, jedoch Nominalismus, dessen sämtliche Momente und Details ddurch die Einheit der objektiven Realintention, fundiert durch die utopische Einheit des Ziels, zusammengehalten sind. Es gibt keine Einheit der Voraussetzung, keine einer ersten Ursache, keine des Grundstoffs, keine des Universums. Sondern die einzige ist die Intentionseinheit, und deren Inhalt ist, als Prozeß-Inhalt, der noch nicht konkreszierte, der bislang nur in der Richtung auf ihn hin vorhandene. Diesem Fürsichsein eignet es gerade, noch nirgends präsent, doch überall, in allen Bewegungen und Gestaltungen der Welt, repräsentiert zu sein. Es ist bezeichenbar als der realiter aufgedeckte Grund, der realiter aufgelöste Widerspruch, die realiter manifestierte Beantwortung der währenden Realfrage: Welt." In: "Subjekt-Objekt", 1962, zitiert nach st 12, S.508f. (MATERIALISTISCHER UTOPISMUS)
Hans Blumenberg: "Der Charakter der Wirklichkeit is: Das Übermächtige......Wirklich ist, was nicht unwirklich ist. Der Satz gibt keine theoretische Definition, sondern eine Verfahrensregel an; sie lenkt die Aufmerksamkeit des Beobachters - zumal eines phänomenologisch sich einstellenden - auf Befunde, in denen die Bloßstellung des Unwirklichen als eines solchen zu sehen erlaubt, was "übrigbleibt". Wirklichkeit ist das Residuum eines Eliminationsverfahrens. Im Grenzwert wäre es alles, was bleibt, wenn wir fähig wären, uns aller Arten und Formen von Unwirklichkeit zu entledigen. Es ist greifbar, daß eine solche regulative Idee jeder Hypostasierung entschlüpft. Das Schicksal des "Seinsbegriffs", der sich aus den grammatischen Vorgaben der Substantivierbarkeit von Infinitiv und Partizip mittels des Artikels im Griechischen und dann wieder im Deutschen geradezu aufdrängte - dieser Abweg oder Umweg bietet sich nicht mehr an" In: "Die ontologische Distanz", 1950, S.38, "Höhlenausgänge", 1989, S.806. (SYMBOLISTISCHER REALISMUS)
Robert B. Brandom: The conception of concepts as inferentially articulated permits a picture of thought and of the world that thought is about as equally, and in the favored cases idenically, conceptually articulated. Facts are just true claims." In: "Making it explicit". 1994, S.622. (PRAGMATISCHER NORMATIVISMUS)
Giordano Bruno: "Alles ist alles und ein und dasselbe auf absolut einfache Weise ohne allen Unterschied...Diese absolutetse Wirklichkeit, die dasselbe ist wie das absoluteste Vermögen, kann von der Vernunft nur mittels der Negation begriffen werden; sie kann - wie ich meine - weder erkannt werden, insofern sie alles sein kann, noch insofern sie alles ist" In: Über die Ursache, das Prinzip und das Eine" (De la Causa, principio et Uno), 1584, zitiert nach reclam 5113, S. 99. 101. (KOSMISCHER PANTHEISMUS)
Martin Buber: "Alle Wirklichkeit ist ein Wirken, an dem ich teilnehme, ohne es mir eignen zu können. Wo keine Teilnahme ist, ist keine Wirklichkeit. Wo Selbstzueignung ist, ist keine Wirklichkeit. Die Teilnahme ist umso vollkommener, je unmittelbarer die Berührung des Du ist." In: "Ich und Du", 1923, zitiert Neuausgabe 1958, S.57. (DIALOGPHILOSOPHIE)
Rudolf Carnap: "Denjenigen Wirklichkeitsbegriff, der als einziger in den Realwissenschaften auftritt, bezeichnen wir als "empirischen Wirklichkeitsbegriff". Dieser Begriff ist es, durch den sich ein geographisch festgestellter Berg von einem legendären oder erträumten Berg unterscheidet und ein erlebtes Gefühl von einem simulierten. Nur die Wirklichkeitsfrage im Sinne dieser empirischen Wirklichkeit kann mit konstituierbaren Begriffen formuliert werden, nur sie kann innerhalb des Konstitutionssystems gestellt und behandelt werfden." In: "Der logische Aufbau der Welt", 1928, § 170. (LOGISCHER EMPIRISMUS)
Ernst Cassirer: "Alle Wirklichkeit, die wir erfassen, ist in ihrer ursprünglichen Form nicht sowohl die einer bestimmten Dingwelt, die uns gegenüber- und entgegensteht, als vielmehr die Gewißheit einer lebendigen Wirksamkeit, die wir erfahren. Dieser Zugang zur Wirklichkeit aber ist uns nicht in der Empfindung, als sinnlichem Datum, sondern allein in dem Urphänomen des Ausdrucks und des ausdrucksmäßigen "Verstehens" gegeben...Wirklichkeit könnte niemals aus der bloßen Wahrnehmung als bloßer Sach-Wahrnehmung gefolgert werden, wenn sie nicht in ihr, kraft der Ausdrucks-Wahrnehmung, schon in irgendeiner Weise beschlossen läge und sich hier in einer durchaus eigentümlichen Weise manifestierte." In: "Philosophie der symbolischen Formen", Bd. III, 1929, S. 86. (NEOKANTIANISMUS)
August Comte: "Ainsi, le véritable esprit positif consiste surtout à voir pour prévoir, à étudier ce qui est enfin d'en conclure ce qui sera, d'après le dogme général de l'invariabilité des lois naturelles." In: "Discours sur L'Esprit positiv", 1844, 15. (ORTHODOXER POSITIVISMUS)
Donald Davidson: "In giving up dependence on the concept of an uninterpreted reality something outside all schemes and science, we do not relenquish the notion of objective truth - quite the contrary. Given the dogma of a dualism of scheme and reality, we get conceptual relativity, and truth relative to a scheme. Without the dogma, this kind of relativity goes by the board. Of course truth of sentences remains relative to language, but that is as objective as can be". In: "On the Very Idea of a Conceptual Scheme", 1974, in "Truth and Interpretation", 1985. (SEMANTIZISMUS)
René Descartes: "Nam proculdubio illae quae substantias mihi exhibent, majus aliquid sunt, atque, ut ita loquar, plus realitatis objectivae in se continent, quam illae quae tantum modos, sive accidentia repraesentant; et rursus illa per quam summum aliquem deum aeternum, infinitum, omniscium, omnipotentem, rerumque omnium, quae praeter ipsum sunt, creatorem intelligo, plus perfecto realitatis objectivae in se habet, quam illae per quas finitae substantiae exhibentur." (Denn ohne Zweifel sind die, welche mir Substanzen darstellen, etwas mehr und besitzen sozusagen einen größeren Wirklichkeitsgehalt als die, welche nur Zustandsbestimmungen oder zufällige Umstände darstellen, und wiederum besitzt die Vorstellung, durch die ich einen höchsten Gott erkenne, der ewig, unendlich, allwissend, allmächtig und der Schöpfer aller Dinge außer ihm ist, wahrlich einen größeren Wirklichkeitsgehalt als die Vorstellungen, in denen sich endliche Substanzen darstellen). In: "Meditationes", 1641, III,13. (NAIVER RATIONALISMUS)
Michael Devitt: "The arguments for Realism are very strong. Those for verificationism are very weak. Indeed, they seem to rest entirely on a priori reflections about what meanings we could grasp and what concepts we could have.......Realism is too strong a doctrine to be overthrown by current speculations about understanding. Whatever one makes of those speculations, the best theory of the world is Realist." In: "Realism and Truth", 1984, S.286. (EXTERNER REALISMUS)
John Dewey: "The "real" or "true" objects of science are those, which best fulfil the demands of secure and fertile inference." In: "Essays in Experimental Logic", 1916, S. 437. (PRAGMATISMUS)
Denis Diderot: "Nous avon trois moyens principeaux: L'obeservation de la nature, la réflexion et l'expérience. L'observation recueille les faits; la réflexion les combine; l'expérience vérifie le résultat...La philosophie expérimentale .....travaille sans relâche." In: "De L'Interpretation de la Nature", 1753, XV, XVIII. (EXPERIMENTELLER NATURALISMUS)
Wilhelm Dilthey: "Der Grundgedanke meiner Philosophie ist, daß bisher noch niemals die ganze, volle, unverstümmelte Erfahrung dem Philosophieren zugrunde gelegt worden ist, mithin noch niemals die ganze und volle Wirklichkeit.....Die Philosophie ist die Wissenschaft des Wirklichen.....Die Wirklichkeit selbst kann in letzter Instanz nicht logisch aufgeklärt, sondern nur verstanden werden. In jeder Realität, die uns als solche gegeben ist, ist ihrer Natur nach etwas Unaussprechliches, Unerkennbares. Dieser Standpunkt einer Kritik der Erkenntnis der Wirklichkeit selber macht erst mit der Metaphysik ein Ende." In: "Das Wesen der Philosophie", 1907, zitiert Reclam 8227, S.163ff. (HERMENEUTISCHE LEBENSPHILOSOPHIE)
Albert Einstein: "The real is not given to us, but put to us (aufgegeben) (by way of a riddle). This obviously means: There is such a thing as a conceptual construction for the grasping of the inter-personal, the authority of which lies purely in its validation. This conceptual construction refers precisely to the "real" (by definition), and every further question concerning the "nature of the real" appears empty. In: Albert Einstein, Philosopher, Scientist. P.A.Schilpp Hrsg, 1949, S. 680. (NOMOLOGISCHER REALISMUS)
Peter Eisenhardt/Dan Kurth: "Wir sagen erstens: Die Wirklichkeit ist prozessual und keineswegs statisch;....zweitens: Die Wirklichkeit ist diskret und heterogen, keineswegs kontinuierlich und homogen identisch, sie ist gekörnt oder in Zellen eingeteilt, deren Besetzungszustand jeweils definiert werden muß; drittens: Die Wirklichkeit ist lokal und keineswegs global überschaubar, sie ist jeweils nur örtlich - an den Orten möglicher Beobachtung - strukturiert; und viertens: Die Wirklichkeit ist Wechselwirkung, nicht an sich seiend, sie ist überhaupt nur, insofern sie auf einen Beobachter (der kein Mensch zu sein braucht) eine Wirkung ausübt und von diesem Beobachter eine Wirkung erleidet. Dieser wechselseitige Prozeß, in dem lokal diskrete Größen ausgetauscht werden, konstituiert erst die Wirklichkeit." In: "Du steigst nie zweimal in denselben Fluß", 1988, S. 80f. (QUANTENPHYSIKALISTISCHE CHAOSTHEORIE)
Ludwig Feuerbach: "Das Wirkliche in seiner Wirklichkeit oder als Wirkliches ist das Wirkliche als Objekt des Sinnes, ist das Sinnliche. Wahrheit, Wirklichkeit, Sinnlichkeit sind identisch. Nur ein sinnliches Wesen ist ein wahres, ein wirkliches Wesen. Nur durch die Sinne wird ein Gegenstand im wahren Sinn gegeben - nicht durch das Denken für sich selbst. Das mit dem Denken gegebene oder identische Objekt ist nur Gedanke...Ein Objekt, ein wirkliches Objekt, wird mir nämlich nur da gegeben, wo mir ein auf mich wirkendes Wesen gegeben wird, wo meine Selbsttägikeit ...an der Tätigkeit eines anderen Wesens ihre Grenze - Widerstand findet. Der Begriff des Objekts ist ursprünglich gar nichts anderes als der Begriff eines anderen Ich...., daher ist der Begriff des Objekts überhaupt vermittelt durch den Begriff des Du, des gegenständlichen Ich....Aber nur durch den Sinn ist Ich nicht Ich." : In: "Grundsätze der Philosophie der Zukunft", 1843, § 32. (HUMANISTISCHER SENSUALISMUS)
Johann Gottlieb Fichte: "Der letzte Grund aller Wirklichkeit für das Ich ist nach der Wissenschaftslehre eine ursprüngliche Wechselwirkung zwischen dem Ich und irgend einem Etwas außer demselben, von welchem sich weiter nichts sagen läßt, als daß es dem Ich völlig entgegengesetzt sein muß. In dieser Wechselwirkung wird in das Ich nichts gebracht, nichts Fremdartiges hineingetragen..........Abstrahiert man von allem Urteilen, als bestimmtem Handeln, und sieht bloß auf die ...gegebene Handlungsart des menschlichen Geistes überhaupt, so hat man die Kategorie der Realität. Alles, worauf der Satz A=A anwendbar ist, hat, inwiefern derselbe darauf anwendbar ist, Realität." In: "Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre", 1794, S.279, 99. (SUBJEKTIVISMUS)
Gottlob Frege: "Die Welt des Wirklichen ist eine Welt, in der dieses auf jenes wirkt, es verändert und selbst wieder Gegenwirkung erfährt und dadurch verändert wird. Alles das ist ein Geschehen in der Zeit. Was zeitlos und unveränderlich ist, werden wir schwerlich als wirklich anerkennen. Ist nun der Gedanke veränderlich, oder ist er zeitlos? Der Gedanke, den wir im pythagoreischen Lehrsatz aussprechen, ist doch wohl zeitlos, ewig, unveränderlich". In:"Der Gedanke. Eine logische Untersuchung", 1918. Zitiert nach "Logische Untersuchungen", 1966 Vandenhoeck, S.53. (LOGIZISMUS)
Egon Friedell: "Das große Leitmotiv des Mittelalters lautete: universalia sunt realia. Aber das Finale des Mittelalters bildet der Satz: Es gibt keine Universalien.....Wie zu jener Wendezeit sehen wir auch diesmal vorerst nur, daß ein Weltbild sich auflöst: dies aber mit voller Deutlichkeit; daß, was der europäische Mensch ein halbes Jahrtausend lang die Wirklichkeit nannte, vor seinen Augen auseinanderfällt wie Zunder. Schon wenn man den Gedanken der Unendlichkeit des Weltalls, mit dem die Neuzeit anhebt, konsequent zu Ende denkt.....so reduziert sich die Annahme, dies könne noch irgend etwas mit Wirklichkeit zu tun haben....Die experimentelle Psychologie und die Physik gelangen zu demselben Resultat. Die Seele ist überwirklich, die Materie ist unterwirklich........Die "Wirklichkeit" ist immer und überall gleich: - nämlich unbekannt. Sie affiziert aber stets andere Sinnesnerven, Netzhäute, Hirnlappen, Trommelfelle. Dieses Bild von der Welt wandelt sich mit fast jeder Generation. Wir sehen dies daran, daß das scheinbar Unveränderlichste, die Natur, fortwährend andere Gestalten annimmt " In: "Kulturgeschichte der Neuzeit", 1928, dtv 1169, S. 1493, 1523, 26. (KULTURHISTORISMUS)
Erich Fromm: "Das Sein bezieht sich auf die Wirklichkeit im Gegensatz zum verfälschenden, illusionären Bild. In diesem Sinn bedeutet jeder Versuch, den Bereich des Seins auszuweiten, vermehrte Einsicht in die Realität des eigenen Selbst, der anderen und unserer Umwelt...Zum Sein gelangt man, wenn man durch die Oberfläche dringt und die Realität erfaßt...Was verdrängt wird, ist das Wissen von der Realität, das Wissen von der Wahrheit. Wenn wir also fragen: Was ist unbewußt? muß die Antwort lauten: Nicht nur die irrationalen Leidenschaften, sondern fast unser ganzes Wissen von der Realität." In: "Haben oder Sein", 1976, S.101, 99. (KRITISCHE PSYCHOANALYSE)
Hans-Georg Gadamer: "Die Wirklichkeit geschieht nicht "hinter dem Rücken der Sprache", sondern hinter dem Rücken derer, die in der subjektiven Meinung leben, die Welt zu verstehen (oder nicht mehr zu verstehen), und sie geschieht auch in der Sprache". In:"Rhetorik, Hermeneutik und Ideologiekritik", zitiert nach "Hermeneutik und Ideologiekritik", 1971, S. 76) (UNIVERSALHERMENEUTIK)
Jean Gebser; "Wer es vermag, Ursprung und Gegenwart als Ganzheit zur Wirkung und Wirklichkeit zu bringen, sie zu konkretisieren, der überwindet Anfang und Ende und die bloße heutige Zeit.......Uns kommt es auf eine neue Wirklichkeit an, die ganzheitlich wirkende Wirklichkeit ist; in welcher Potenz und Akt als Wirkendes und Bewirktes gegenwärtig sind; in welcher der Ursprung dank der Gegenwärtigung neu aufblüht und in der die Gegenwart umfassend und ganzheitlich ist. Diese ganzheitliche Wirklichkeit ist Weltdurchsichtigkeit, eine Welt-Wahrnehmung: Ein Wahr-nehmen und Wahr-geben der Welt und des Menschen und all dessen, was die Welt und den Menschen durchscheint." In: "Ursprung und Gegenwart", 1949, 2. Auflage 1966, dtv, Vorwort, 1. Kapitel. (HOLISMUS)
Ernst von Glasersfeld: "Wissen wird vom lebenden Organismus aufgebaut, um den an und für sich formlosen Prozeß des Erlebens soweit wie möglich in wiederholbare Erlebnisse und relativ verläßliche Beziehungen zwischen diesen zu ordnen. Die Möglichkeiten, so eine Welt zu konstruieren, werden stets durch die vorhergehenden Schritte in der Konstruktion bestimmt. Das heißt, daß die "wirkliche" Welt sich ausschließlich dort offenbart, wo unsere Konstruktionen scheitern. Da wir das Scheitern aber immer nur in eben jenen Begriffen beschreiben und erklären können, die wir zum Bau der scheiternden Strukturen verwendet haben, kann es uns niemals ein Bild der Welt vermitteln, die wir für das Scheitern verantwortlich machen könnten." In: "Die erfundene Wirklichkeit", 1984, (Paul Watzlwawick Hrsg), S. 37. (RADIKALER KONSTRUKTIVISMUS)
Johann Wolfgang von Goethe: "Als die Welt aus tiefstem Grunde Lag an Gottes ewger Brust, Ordnet' er die erste Stunde, Mit erhabner Schöpfungslust, Und er sprach das Wort: Es werde! Da erklang ein schmerzlich Ach! Als das All mit Machtgebärde in die Wirklichkeiten brach.........Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen, Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare? Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen, Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.........Kein Wesen kann zu nichts zerfallen! Das Ewge regt sich fort in allen......Klein das Große, groß das Kleine, Alles nach der eignen Art,; Immer wechselnd, fest sich haltend, nah und fern und fern und nah, So gestaltend, umgestaltend - Zum Erstaunen bin ich da......Die Gottheit ist wirksam im Lebendigen, aber nicht im Toten; sie ist im Werdenden und sich Verwandelnden, aber nicht im Gewordenen und Erstarrten. Deshalb hat auch die Vernunft in ihrer Tendenz zum Göttlichen es nur mit dem Werdenden, Lebendigen zu tun, der Verstand mit dem Gewordenen, Erstarrten, daß er es nutze." In: Gedichte, "Ist es möglich....", "Im ernsten Beinhaus...", "Vermächtnis", "Parabase", "Gespräche mit Eckermann, 13.02.29. (PANTHEISTISCHER HUMANISMUS)
Jürgen Habermas: "Was wirklich ist, können wir nur im Rekurs auf das, was wahr ist, erklären. Und da sich die Wahrheit von Meinungen und Sätzen nur mit Hile anderer Meinungen und Sätze begründen oder widerlegen läßt, können wir aus dem Bannkreis unserer Sprache nicht heraustreten". In: "Wahrheit und Rechtfertigung", 1999, S.152. (DISKURSIVE UNIVERSALPRAGMATIK)
Nicolai Hartmann: "Des Wirklichen gibt es vielerlei, die Wirklichkeit an ihm ist eine, ein identischer Seinsmodus". In: "Zur Grundlegung der Ontologie", 1934, 4. Auflage 1965, S. 37. "Unwirklichkeit und Wirklichkeit bilden gemeinsam ein einziges, homogenes Seinsfundament der relationalen Modi, in welchem ihr qualitativer Gegensatz verschwindet". In: "Möglichkeit und Wirklichkeit", 1937, zitiert 3. Auflage 1966. (ONTOLOGIE)
Stephen Hawking; "Ich verlange nicht, daß eine Theorie der Realität entspricht, da ich nicht weiß, was das ist. Realit#ät ist keine Größe, die man mit Lackmuspapier testen kann. Mich interessiert nur, ob die Theorie die Ergebnisse von Messungen vorhersagen kann." In:"Raum und Zeit", 1996, zitiert 1998 S.165. (SZIENTISMUS)
Georg Friedrich Wilhelm Hegel: "Die Wirklichkeit ist die unmittelbar gewordene Einheit des Wesens und der Existenz oder des Inneren und des Äußeren...Die Wirklichkeit ...steht so wenig der Vernunft als ein Anderes gegenüber, daß dieselbe vielmehr das durchaus Vernünftige ist, und was nicht vernünftig ist, das ist eben um deswillen auch nicht als wirklich zu betrachten". In: Enzyklopädie, 2.Aufl. 1830, § 142. (IDEALISMUS)
Martin Heidegger: "Das Wirkliche ist das Gewirkte eines Wirkens, welches Gewirkte selbst wieder wirkend und wirkfähig ist....Das Sein gibt sich in das Wesen von Wirklichkeit, und diese bestimmt die Existenz des Existierenden. Sein west als Wirken in dem einheitlich-mehrfachen Sinn, wonach das Wirkende, aber auch das Gewirkte und auch das Gewirkte-Wirkende und das Wirksame das Seiende ist. Das so in vielfacher Weise aus dem Wirken bestimmte Seiende ist wirk-lich.........Der Vorrang des Wirklichen betreibt die Vergessenheit des Seins". In: "Nietzsche", 1961, Bd.2, S. 399, 420, 487. (EXISTENTIALPHILOSOPHIE)
Werner Heisenberg: "Immer dann, wenn an einer besonderen Stelle des geistigen Lebens eine grundlegende neue Erkenntnis in das Bewußtsein der Menschen tritt, muß die Frage, was denn eigentlich die Wirklichkeit sei, von neuem geprüft und beantwortet werden....Damit wird von Neuem die Aufgabe gestellt, die verschiedenen Zusammenhänge oder "Bereiche der Wirklichkeit" zu ornden, zu verstehenund in ihrem gegenseitigen Verhältnis zu bestimmen......schließlich so zu einem Verständnis der Wirklichkeit vorzudringen, das die verschiedenen Zusammenhänge als Teile einer einzigen sinnvoll geordneten Welt begreift......Unter einem "Bereich der Wirklichkeit" ..verstehen wir eine Gesamtheit von gesetzmäßigen Zusammenhängen.....Schließlich muß man sich aber immer wieder klar machen, daß die Wirklichkeit, von der Wir sprechen können, nie die Wirklichkeit "an sich" ist, sondern eine gewußte Wirklichkeit oder sogar in vielen Fällen eine von uns gestaltete Wirklichkeit......Die objektive Welt der Naturwissenschaft das vorigen Jahrhunderts war, wie wir jetzt wissen, ein idealer Grenzbegriff, aber nicht die Wirklichkeit." In: "Ordnung der Wirklichkeit", 1942, SP 945, S.31, 36, 55, 59, "Der Teil und das Ganze", 1969, zitiert nach dtv 903,S.108) (KRITISCHER REALISMUS)
Vittorio Hösle: "Es ist..der Wirklichkeit nicht nur einer Sphäre des Logischen anzuerkennen,........sondern sogar, als deren Prinzip, die Wirklichkeit einer absoluten Vernunft....Nach dem ..Gesagten ist....Gott , das Absolute, nichts als der Inbegriff der apriorischen Wahrheiten - und d.h. der Autonomie - der Vernunft, die freilich nicht etwas bloß Subjektives oder Intersubjektives sind, sondern das Wesen der Wirklichkeit ausmachen. Gott ist hier nicht ein Jenseitiges, sondern vielmehr das Innerste, das Zentrum des Denkens, das jedem Seienden Zugrundeliegende und in jedem Denkakt präsupponierte." In: "Begründungsfragen des objektiven Idealismus", 1987, zitiert nach stw 673, S. 262, (OBJEKTIVER IDEALISMUS)s
Kut Hübner: "Nicht in der Theorie, sondern erst in der Metatheorie erscheint die Realität.......Die Rechtfertigungsfrage der heute fast alles bestimmenden Wissenschaft, die gegenwärtig so brennend geworden ist, kann nicht ohne die Rechtfertigungsfrage des Mythos behandelt werden." In: Kritik der wissenschaftlichen Vernunft", 1978, S. 71,396. (NEOMYTHOLOGIE)
David Hume: "Ideas produce the images of themselves in new ideas; but as the first ideas are supposed to be derived from impressions, it still remains true, that all our simple ideas proceed, either mediately or immediately, from their correspondent impressions. This then, is the first principle I establish in the science of human nature." In: "A Treatise of Human Nature", 1742, zitiert in "Everyman's Library",548, S. 16. (RADIKALER EMPIRISMUS)
Edmund Husserl: "Es ist klar, daß Wahrheit bzw. wahre Wirklichkeit von Gegenständen nur aus der Evidenz zu schöpfen ist, und daß sie es allein ist, wodurch "Wirklich" seiender, wahrhafter, rechtmäßig geltender Gegenstand, welcher Form oder Art immer, für uns Sinn hat, und mit all dem ihm für uns unter dem Titel wahrhaften Soseins zugehörigen Bestimmungen..........Letztlich ist es die Enthüllung der Erfahrungshorizonte allein, die die "Wirklichkeit" der Welt und ihre "Transzendenz" klärt und sie dann als von der Sinn und Seinswirklichkeit konstituierenden transzendentalen Subjektivität untrennbar erweist." In:"Cartesianische Meditationen", 1931, zitiert nach Meiner, Philosophische Bibliothek 291, S. 61,64) (PHÄNOMENOLOGIE)
William James: "Reality, so taken s expersience other than the present, might be either the legacy of past experience or the content of experience to come. Its determinations for us are in any case the adjectives which aour acts of judging fit to it, and those are essentially humanistic things. To say, that our thought does not "make" this reality means pragmatically that bif our own particular thought were annihilated the reality would still be there in some shape, so possibly it might be a shape that would lack something that our thought supplies. That reality ist "independent" means that there is something in every experience that escapes our arbitrary control....... By "reality" humanism means nothing more than the other conceptual oder perceptual experiences with which a given present experience may find itself in point of fact mixed up." In: "Humanism and Truth", 1914, zitiert in "Everyman's Library" 739, S. 227, 243. (HUMANISTISCHER PRAGMATISMUS)
Karl Jaspers: "Die Wirklichkeit ist das zeitlich Gegenwärtige...Will ich sie wissen, so ist sie sogleich zerspalten in eine Fülle von Wirklichkeiten..., Nirgends ist die Wirklichkeit, die eine Wirklichkeit, die Wirklichkeit selbst. So entschwindet uns die Wirklichkeit, wenn wir sie wissen wollen......Dasein ist die umgreifende Wirklichkeit........Was aus einer Weise des Umgreifenden erwächst, ist noch nicht die ganze Wirklichkeit, die erst im Zusammentreffen aller Weisen des Umgreifenden gegenwärtig ist.......Sofern wir mit der Transzendenz leben, ist sie die eigentliche Wirklichkeit. Sie ist uns fühlbar als das uns wesentlich Angehende, das uns Anziehende, Haltgebende" In: "Von der Wahrheit", 1947, S.30, 31, 54, 89, 111. (EXISTENZIELLER TRANSZENDENTALISMUS)
Immanuel Kant: "Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit." In: "Kritik der reinen Vernunft", 1781, A 145. "Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt, ist wirklich.....Das Postulat, die Wirklichkeit der Dinge zu erkennen, fordert Wahrnehmung, mithin Empfindung, deren man sich bewußt ist, zwar nicht eben unmittelbar, von dem Gegenstande selbst, dessen Dasein erkannt werden soll, aber doch Zusammenhang desselben mit irgendeiner wirklichen Erfahrung, welche alle reale Verknüpfung in einer Erfahrung überhaupt darlegen". In: "Kritik der reinen Vernunft", 1781, A,218, 225. (TRANSZENDENTALPHILOSOPHIE)
Sören Kierkegaard: "Jedes Wissen um Wirklichkeit ist Möglichkeit; die einzige Wirklichkeit, um die ein Existierender nicht bloß weiß, ist seine eigene Wirklichkeit,daß er da ist,; und diese Wirklichkeit ist sein absolutes Interesse....Eine gedachte Wirklichkeit ist eine Möglichkeit und in der Richtung auf Denken, aber nicht in der Richtung auf Wirklichkeit höher als Wirklichkeit". In: "Unwissenschaftliche Nachschrift", 1846, dtv 6064, S. 478, 483. (EXISTENZPHILOSOPHIE)
Hermann Krings: "Das wirkliche Erkennen ist ....die wahre und notwendige Voraussetzung in der Frage nach der Möglichkeit des Erkennens,....denn es gehört zum Begriff der Möglichkeit, daß sie die Möglichkeit einer Wirklichkeit ist.....Das Ich nimmt den Gehalt als den "Grund" seines gehaltvollen Wirklichseins. Kraft dieses Grundes, den das Ich gefunden und genommen hat, ist es nicht nur formaliter Ich, sondern es ist wirklich transzendierend und wirklich es selbst." In:Transzendentale Logik, 1964, S.46f, (SUBJEKTIVER TRANSZENDENTALISMUS).
Emil Lask: "Das Übersinnliche soll Überseiendes oder Überwirkliches heißen demgemäß das Geltend-Nichtseiende im Unterschied dazu auch als Unseiendes und Unwirkliches kenntlich gemacht werden darf........Etwas ist tatsächlich so, etwas ist wirklich so, das heißt ja nichts anderes als: es ist in Wahrheit so......Der objektive Bestand, die Festigkeit und Unabhängigkeit der Wirklichkeit und "Natur", die Notwendigkeit und Unverbrüchlichkeit des Geschehens, sie sind nichts anderes als die Notwendigkeit und Unverbrüchlichkeit geltender Wahrheit. Gegenständlichkeit ist weiter nichts als Gültigkeit, als unbedingtes Gelten und Zurechtbestehen, Objektivität des Seins weiter nichts als Absolutheit des Geltens........Mit dem Aufweis seines theoretischen Geltungscharakters ist das Wesen von Sein, Gegenständlichkeit, Wirklichkeit enthüllt, und es gibt gar keinen Standpunkt, auf dem es anders erscheinen könnte...Wenn das Reich des Geltens und der Form als etwas Selbständiges und von der Region des Übersinnlichen gänzlich Abgetrenntes und Isoliertes hingestellt wurde, so geschah das in der Erwägung, daß die Frage nach einem etwaigen Emanieren des Geltens aus dem Übersinnlichen...ihre Lösung erst von einer umfassenden Metaphysik des Übersinnlichen erwarten darf." In: "Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre, 1911, S. 7,28f, 273. (TRANSZENDENTALE WERTPHILOSOPHIE)
Gottfried Wilhelm Leibniz: Die "Wirklichkeit" der Phänomene besteht jedoch einzig in dem inneren Zusammenhang, den sie in sich selbst darstellen und in der Gesetzlichkeit und Regelmäßigkeit ihrer Aufeinanderfolge". In:"Bemerkungen zum allgemeinen Teil der Kartesischen Prinzipien, 1692, zitiert aus: Meiner, Philosophische Bibliothek Bd. 107, S.287. (RATIONALISMUS)
Hans Lenk: "Jede Wirklichkeitserfassung und -auffassung ist unlöslich mi Interpretativität verwoben, ja, in gewissem Sinn durch sie erst erzeugt, rekonstruiert, restrukturiert. Wir können zwr etwas als Interpretationsunabhängiges meinen, aber selbst das Meinen ist ja interpretativ gefärbt, interpretatorisch verfaßt. Und das Konzept jeglicher Form, in der sic das Erfaßte präsentiert, ist interpretationsgebunden, innigst interpretationsverwoben im Sinne der Schemainterpretation......Schemaaktivierungen oder Schemainterpretationen stellen repräsentierende Aktivitäten dar..." In: "Orientierung in Zeichen", 1997, stw 1278, S. 38,22.s (KONSTRUKTIVISTISCHER INTERPRETATIONISMUS)
Leonardo da Vinci: "La esperienza non falla mai, ma sol fallano i nostri giudizi, promettendosi di lei cose che non sono in sua potestà. (Die Erfahrung irrt nie, sondern es irren nur unsere Urteile, indem sie sich von ihr Urteile versprechen, die nicht in ihrer Macht sind.) ...Nessuna certezza è dove non si pò applicare una delle szienzie matematiche, ovver che non sono unite con esse matematiche. (Keine Gewißheit gibt es da, wo man nicht eine der mathematischen Wissenschaften anwenden kann oder wo keine Verbindung zu ihnen besteht)....La natur è piena d'infinte ragioni che non furon mai in isperienza (Die Natur ist voll von unendlichen Gründen, die niemals in den Bereich der Erfahrung traten).....La natur è costretta dalla ragione della sua legge , che in lei infusamente vive." ( Die Natur wird gezwungen durch den Grund ihres Gesetzes, der in ihr beschlossen lebt). In: "Philosophische Tagebücher", 1508, Rowohlts Klassiker 25, S.31.33. (DESCRIPTIVER EMPIRISMUS)
Clarence Irving Lewis: "That reality may be delimited a priori, is due, not to forms of intuitions or catagories which confine the content of experience, but simply to the fact, that whatever is denominated "real" must be something discriminated in experience by criteria, which are antecedently determined.....The definition of the real in general , and the picturing of reality as a whole , are subordinate matters...The word "real" has a single meaning, of course, in the same sense that "useful" or any other elliptical term has a single meaning......Philosophy is the study of the a priori. It seeks to reveal those categorial criteria which the mind applies to what is given to it, and by correct delineation of those criteria to define the good, the right, the valid, and the real." In: "Mind and the World Order", 1929, Ausgabe von 1956, S.X,15,36. (ANALYTISCHE PRAGMATISMUS)
John Locke: "The knowledge of our own being we have by intuition.....The knowledge of the existence of any other thing we can have only by sensation; for, there being no necessary connection of real existence with any idea a man hath in his memory, nor of any other existence but that of God with the existence of any particular man, no particular man can know the existence of any other being, but only when, by actual operating upon him, it makes itself perceived by him." In: "An Essay Concerning Human Understanding", 1690, zitiert 5. Auflage, Chapter XI, 1. (EMPIRISMUS)
Konrad Lorenz; "Für den Naturforscher ist der Mensch ein Lebewesen, das seine Eigenschaften und Leistungen, einschließlich seiner hohen Fähigkeiten des Erkennens, der Evolution verdankt, jenem äonenhaften Werdegang, in dessen Verlauf sich alle Organismen mit den Gegebenheiten der Wirklichkeit auseinandergesetzt und - wie wir zu sagen pflegen - an sie angepaßt haben." In: "Die Rückseite des Spiegels", 1973, zitiert nach dtv 1239, 1977, S. 17) (EVOLUTIONÄRE ERKENNTNISTHEORIE)
Rudolf Hermann Lotze: "Wirklich nennen wir ein Ding, welches ist, im Gegensatz zu einem anderen, welches nicht ist; wirklich auch ein Ereigniß, welches geschieht oder geschehen ist, im Gegensatz zu dem, welches nicht geschieht; wirklich ein Verhältniß, welches besteht, im Gegensatz zu dem, welches nicht besteht; endlich wirklich wahr nennen wir einen Satz, welcher gilt, im Gegensatz zu dem, dessen Geltung noch fraglich ist. Dieser Sprachgebrauch ist verständlich; erzeigt, daß wir unter Wirklichkeit immer eine Bejahung denken, deren Sinn sich aber sehr verschieden gestaltet, je nach einer dieser verschiedenen Formen, die sie annimmt, deren eine sie annehmen muß, und deren keine auf die andere zurückführbar oder in ihr enthalten ist". In:" Logik", 3.Buch. Vom Erkennen, 1874, 2. Aufl. 1880, § 316. (NACHIDEALISMUS)
Georg Lucacs: "Die Totalität der Geschichte ist selbst eine...reale
geschichtliche Macht, die sich von der Wirklichkeit (und darum von der Erkenntnis)
der einzelnen geschichtlichen Tatsachen nicht ablösen läßt,
ohne auch ihre Wirklichkeit, ihre Faktizität selbst aufzuheben. Sie ist
der wirkliche, letzte Grund ihrer Wirklichkeit, ihrer Faktizität, und darum
auch ihrer wahren Erkennbarkeit als Einzeltatsachen...Erst in diesem Zusammenhang,
der die einzelnen Tatsachen des gesellschaftlichen Lebens als Momente der geschichtlichen
Entwicklung in eine Totalität einfügt, wird eine Erkenntnis der Tatsachen,
als Erkenntnis der Wirklichkeit möglich. Diese Erkenntnis geht von den..einfachen,
reinen, unmittelbaren , natürlichen Bestimmungen aus, um von ihnen zu der
Erkenntnis der konkreten Totalität, als der gedanklichen Reproduktion der
Wirklichkeit fortzuschreitemn." In: Geschichte und Klassenbewußtsein",
1923, zitiert nach Amsterdam 1967, S.167, 21. (REALISTISCHER HISTORISMUS)
Martin Luther: "So müssen wir nun gewiß sein, daß die Seele kann alles Dinges entbehren außer dem Worte Gottes, und ohne das Wort Gottes ist ihr mit keinem Ding geholfen. Wo sie aber das Wort hat, bedarf sie auch keinesanderen Dinges mehr, sondern sie hat in dem Wort genug Speise, Freude, Friede, Licht, Kunst, Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Freiheit und alls Gute überschwenglich." In: "Von der Freiheit eines Christenmenschen", 1520, "Zum fünften". (PROTESTANTISMUS)
Raimundus Lullus: "Entitas est causa, ratione cuius aliquod ens causat aliud ens" (Seiendheit ist die Ursache, aufgrund derer etwas etwas anderes verursacht) , "Essentia est forma, ab esse abstracta et in eo sustentata" (Wesenheit ist die Form, die vom Sein abgelöst ist und zugleich von ihm getragen wird), "Exxistentia est forma, cum qu existens existid id, quod est. Agentia est forma, movens existentem ad terminum ad quem". (Existenz ist die Form, mit der das Existierende als das existiert, was es ist. Tätigkeit ist eine Form, die das Existierende auf die Grenze hin bewegt, nach der es strebt). In: "Ars brevis", 1308, Decima pars, 12.1, 12,2, 12,73.
Jean-Francois Lyotard: "On ne peut rien dire de la réalité qui ne la présuppose......La possibilité de la réalité, y compris celle du suject, est fixée dans les réseaux de nom "avant" que la réalité se montre et se signifie dans une expérience. Il s'ensuit que la réalité ne résulte pas d'une expérience....Des phrases obéissant à des régimes différents sont intraduisibles les unes dans les autres....La réalité: un essaim de sens se pose dans un champ repéré par un monde......La réalité comporte le différend....Toute réalité comporte cette exigence pour autant qu'elle comporte des sens inconnus possibles. Auschwitz est la plus réelle des réalités à cet égard." In: "Le Différend", 1983, Nr. 48, 65, 72, 73, 78, 82, 92, 93. (LINGUISTISCHE POSTMODERNE)
Herbert Marcuse: "In der Gleichung Vernunft=Wahrheit=Wirklichkeit, welche die subjektive und objektive Welt zu einer antagonistischen Einheit verbindet, ist die Vernunft die umstürzende Macht, die "Macht des Negativen", die als theoretische und praktische Vernunft die Wahrheit für die Menschen und Dinge darlegt - das heißt die Bedingungen, unter denen die Menschen und Dinge zu dem werden, was sie wirklich sind.....Die wahre Rede , die Logik, enthüllt und drückt aus, was wirklich ist - als unterschieden von dem, was (wirklich) zu sein scheint.....Sofern der Kampf um Wahrheit die Wirklichkeit vor Zerstörung "bewahrt", verpflichtet und engagiert die Wahrheit die menschliche Existenz...Wenn der Mensch gelernt hat zu sehen und zu sehen und zu wissen, was wirklich ist, wird er im Einklang mit der Wahrheit handeln. Erkenntnistheorie ist an sich Ethik, und Ethik ist Erkenntnistheorie...Diese Konzeption spiegelt die Erfahrung einer in sich antagonistischen Welt - einer Welt, die an Mangel und Negativität krankt und beständig von Zerstörung bedroht ist, aber auch...strukturiert im Einklang mit Endursachen ...in einem Universum, das in sich entzweit, zweidimensional ist. Erscheinung und Wirklichkeit, Unwahrheit und Wahrheit, Unfreiheit und Freiheit sind ontologische Verhältnisse." In: "Der eindimensionale Mensch", 1967, S.139f. (KRITISCHE THEORIE)
Karl Marx: "Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen....Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird.; nicht aber als sinnlich-menschliche Tätigkeit, Praxis........In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit i.e. Wirklichkeit und Macht, Dieseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens, - das von der Praxis isoliert ist -, ist eine rein scholastische Frage." In: "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie",1843/44, Einleitung, "Thesen über Feuerbach", 1845/46, 1 und 2. (ORIGINÄRER MARXISMUS)
Humberto R. Maturana: "Wenn wir uns in einem bestimmten Bereich operationeller Zusammenhänge bewegen, dann halten wir diesen Bereich für die Wirklichkeit. Falls wir uns daran festklammern, verfallen wir in die Vorstellung einer absoluten Objektivität. Erkennen wir aber, daß dieser Bewreich nur einer nur einer von den vielen möglichen Bereichen operationeller Zusammenhänge ist und daß es noch andere gibt, dann befinden wir uns nicht mehr im Bereich der absoluten Objektivität, sondern in dem Bereich der relativen "Objektivität". Dies sind keine Behauptungen über eine transzendentalke Wirklichkeit, sondern es sind Erklärungen. Sogar die Behauptung, daß es eine transzendentale Wirklichkeit gibt,ist eine Erklärung des Erlebten." In: "Zur Biologie der Kognition", "Ein Gespräch mit Humberto R. Maturana, 1990, stw 850, S.84. (BIOLOGISCHER KOGNITIVISMUS)
John Stuart Mill: "Questions about ends are , in other words, questions what things are desirable. The utilitarian doctrine is, that happiness is desirable, and the only thing desirable, as an end; all other things being only desirable as means to that end." In: "Utilitarianism", 1863, Chapter IV. (UTILITARISMUS)
Josef Mitterer: "Die Wirklichkeit ist nichts weiter als der letzte Stand der Dinge". In: "Die Flucht aus der Beliebigkeit",2001, zitiert nach "Information Philosophie", 3/03, S. 89. (POSTMODERNER KONSTRUKTIVISMUS).
Michel de Montaigne: "Ce grand monde que les uns multiplient encore comme especes soubs un genre, c'est le miroüer où il nous faut regarder pour nous conoistre de bon biais." (Diese große Welt, die etliche noch wie die Arten unter einer Gattung vervielfachen, ist der Spiegel, in den wir schauen müssen, um uns im richtigen Winkel zu sehen)......"Il faut juger avec plus de reverence de cette infinie de puissance de nature et plus de reconnoissance de nostre ignorance et foiblesse" (Man muß mit mehr Ehrfurcht über diese unendliche ;Macht der Natur urteilen, und mit besserer Erkenntnis unserer Unwissenheit und Schwäche). In: "Essais", 1580. zitiert ausClassiquesGarnier,Bd I, S. 169 (XXVI), S. 195 (XXVII). (SKEPTISCHER COMMON SENSE)
G.E. Moore: "The only proof that we do know external facts lies in the simple fact that we do know them. And the sceptic can, with perfect internal consistency, deny that he does know any. But it can, I think, be shown that he has no reason for denying it....We may quite well know many things which do not logically follwow from anything else which we know." In: Philosophical Studies, 1922, S. 159f. (COMMON SENSE-REALISMUS)
Otto Neurath: "Man kann die Wendung "Übereinstimmung mit der Wirklichkeit" nicht einmal als Metapher verwenden, da ja in sich widerspruchslose Satzgesamtheiten zur Debatte stehen, due zusammen gewissermaßen das Loch in unserem Denken ausfüllen müssen, das dadurch entstanden ist, daß wir auf "die Wirklichkeit" , auf "die wahre Welt" und andere Termini dieser Art verzichtet haben....Im Rahmen unserer Auseinandersetzungen werden Aussagen mit Aussagen verglichen, nicht etwa mit einer "Wirklichkeit", mit "Dingen".......So reduziert sich uns das Streben nach Wirklichkeitserkenntnis auf das Streben, die Sätze der Wissenschaft in Übereinstimmung zu bringen mit möglichst vielen Protokollaussagen." In: "Radikaler Physikalismus und Wirkliche Welt", 1934, zitiert aus stw 281, S.110f. (NEOPOSITIVISMUS)
Friedrich Nietzsche: "Was Zarathustra will: Diese Art Mensch, die er konzipiert, konzipiert die Realität, wie sie ist: sie ist stark genug dazu -, sie ist ihr nicht entfremdet, entrückt, sie ist sie selbst, sie hat all deren Furchtbares und Fragwürdiges auch noch in sich, damit erst kann der Mensch Größe haben.......Die "Jenseits"-Korruption: wie als ob es außer der wirklichen Welt, der des Werdens, eine Welt des Seienden gäbe......Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren "intelligiblen Charakter" hin bestimmt und bezeichnet - sie wäre eben "Wille zur Macht" und nichts außerdem.....Das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehren, ohne ein Finale ins Nichts: die ewige Wiederkehr". Das ist die extremste Form des Nihilismus: das Nichts (das "Sinnlose") ewig!.....Unheimlich ist das menschliche Dasein und immer noch ohne Sinn: ein Possenreißer kann ihm zum Verhängnis werden. Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren: welcher ist der Übermensch, der Blitz aus der dunklen Wolke Mensch." In: "Ecce Homo", 1888, Nr.5, "Der Wille zur Macht", Nachlaß, Nr. 51, "Jenseits von Gut und Böse", 1887, Nr.36, 55, "Also sprach Zarathustra", 1883, Vorrede. (LEBENSPHILOSOPHISCHER NIHILISMUS)
Wilhelm von Ockham: "Dicendum est, ..quod qodlibet universale est una res singularis; et ideo non est universale nisi per significationem, quia es signum plurium." (Man muß also sagen, daß jedes Universale ein Einzelding ist; es ist nur aufgrund der Bedeutung, das heißt, weil es Zeichen mehrer ist, ein Universale). "Scientia realis non est de rebus, sed est de intentionibus supponentibus pro rebus, quia termini propositionum scitarum supponunt pro rebus." (Die Wirklichkeitswissenschaft handelt nicht von Dingen, sondern von Intentionen, die für Dinge stehen, denn die Termini einer gewußten Aussage stehen für Dinge). In: Summa Logicae, 1323, reclam 8239, S.64, 208. (NOMINALISMUS)
Charles Sanders Peirce: "That is real which has such and such characters, whether anybody thinks it to have those characters or not...That which any true proposition asserts is real, in the sens of being as it is regardless of what you or I may think about ist..."Truth" means that opinion which investigators are bound to come to in the long run, and the object of their convergent opinion would be the meaning of "reality"." In: "What Pragmatism is", 1905, "How to make our Ideas clear", 1878, zitiert nach, "Selected Writings", 1958, S. 198f, 114. (INTERSUBJEKTIVISMUS)
Edo Pivcevic: "To elucidate the concept of reality is to construct a theory of reality, and such a theory must at the same time supply an account of the conditions in the light of which its own significance and veracity might be judged.....The world can be appropriately described only in terms of structure". IN:"The Concept of Reality", 1986, S. 275, Viii. (STRUKTURALISMUS)
Karl R. Popper: "Unsere Wirklichkeit besteht...aus drei untereinander verbundenen und irgendwie aufeinander einwirkenden Welten, die sich auch teilweise überschneiden...Diese drei Welten sind: die physische Welt 1der Körper und der physischen Zustände, Vorgänge und Kräfte; die psychischeWelt 2 der Erlebnisse und der unbewußten psychischen Vorgänge; und die Welt 3 der geistigen Produkte...Die Reihenfolge der Welten 1,2 und 3 entspricht ihrem Alter." In: "Auf der Suche nach einer besseren Welt", 1984, zitiert nach 2. Auflage 1987, S. 17, 18) (KRITISCHER RATIONALISMUS)
Hilary Putnam: ""Elements of what we call "language" or "mind" penetrate so deeply into what we call "reality" that the very project of representing ourselves as beein "mappers" of something "language-independent" is fatally compromised from the very start....In this situation it is a temptation to say, "So we make the world," or "our language makes up the world," or "our culture makes up the world"; but this is just another form of the same mistake. If we succumb, once again we view the world - the only world we know - as a product. One kind of philosophers views it as a product from a raw material: Unconceptualized Reality. The other views ist as a creation ex nihilo. But the world isn't a product. It's just the world." In: "Realism with a Human Face", 1990, S.28. (PRAGMATISCHE REALISMUS)
Willard van Orman Quine: "Everything to which we concede existence is a posit from the standpoint of a description of the theory-building process, and simultaneously real from the standpoint of the theory that is being built." In: "Word and Object", 1960, § 6. (ONTOLOGISCHER RELATIVISMUS)
Heinrich Rickert: "Den realen Gegenständen stehen Wert- und Sinngebilde als das Andere, also Unwirkliche gegenüber. Sie machen zusammen mit dem Wirklichen erst das Ganze der Welt aus..... Alles ist entweder wirklich und dann entweder Subjekt oder Objekt, oder es ist unwirklich und dann weder Subjekt noch Objekt und in diesem Sinn ist es wahr......Da die Welt nicht mit der wirklichen Welt zusammenfällt, kann ein Problem, das nur Wirkliches berücksichtigt, nicht das Weltallproblem sein.......Die Wirklichkeitstotalität ist etwas Unwirkliches, erst zu Verwirklichendes in dem Sinn, daß sie als Totalität zum Geltenden gehört, d.h. bildet einen Wert.......Der Begriff des Wirklichkeitsganzen setzt sich m.a.W. aus Wirklichem und Werthaftem zusammen, und zwar ist das, was zu den realen Teilen hinzukommt, um daraus ihr Ganzes zu machen, selbst kein Reales, sondern ein geltender Wert...Ohne Unwirkliches gibt es kein Wirkliches, ohne Geltendes kein real Seiendes als Ganzes. Das ist das Ergebnis der Erörterung über den Begriff der Wirklichkeitstotalität." (NEUKANTIANISCHE WERTPHILOSOPHIE)
Alfred Rosenberg: "Das letztmögliche "Wissen" einer Rasse liegt schon in ihrem ersten religiösen Mythus eingeschlossen. Und die Anerkennung dieser Tatsache ist die letzte eigentliche Weisheit des Menschen." In: "Der Mythus des 20. Jahrhunderts", 1930, S. 684.(MYTHOLOGISCHER RASSISMUS)
Bertrand Russell: "In common with all philosophers....my fundamental aim has been to understand the world as well as may be....But we are now told that it is not the world that we are to ty to understand but only sentences, an it is assumed that all sentences can count as true except those uttered by philosophers." In: My Philosophical Developement,1959, S.217. (ETERNER REALISMUS)
Max Scheler: "Was uns das Dasein (=Wirklichsein) gibt, das ist vielmehr das Erlebnis des Widerstandes der schon erschlossenen Weltsphäre - und diesen Widerstand gibt es nur für unser strebendes, für unser triebhaftes Leben für unseren zentralen Lebensdrang.....Das ursprüngliche Wirklichkeitserlebnis als Erlebnis des Widerstandes der Welt geht also allem Be-wußtsein, geht aller Vorstellung, aller Wahr-nehmung vorher....Alle Wirklichkeit, schon weil sie Wirklichkeit ist, und ganz gleichgültig, was sie ist, ist für jedes lebendige Wesen zunächst ein hemmender, beengender Druck und die "reine" Angst (ohne jedes Objekt) ihr Korrelat." In: "Die Stellung des Menschen im Kosmos", 1927, zitiert 1947, S. 54f. (PHÄNOMENOLOGISCHE ANTHROPOLOGIE".
Friedrich Wilhelm Schelling: "In allem Wirklichen ist zeweierlei zu erkennen oder von ihm auszusagen: quid sit und quod sit = was ein Seiendes ist und daß ein Seiendes ist. Jenes macht, daß ich einen Begriff davon habe, dieses, daß ich seine Existenz weiß, d.h. daß ich es erkenne. Wohl kann ein Begriff ohne ein Erkennen möglich sein, aber nicht umgekehrt, ein Erkennen ohne Begriff. Das Erkennen ist ein Wiedererkennen (dessen, was schon im Begriff enthalten ist).......Habe ich das Was oder Wesen begriffen, so habe ich ein Wirkliches begriffen; und in diesem Sinn ist es wahr, daß der Begriff das Seiende nicht außer sich hat, indem am Inhalt durch das Existieren nichts geändert wird." In: "Philosophie der Offenbarung" ,1841/42, zitiert nach stw 181, S. 98. (REALISTISCHE IDENTITÄTSPHILOSOPHIE)
Moritz Schlick: "Das Wirkliche kann uns nimmermehr durch Erkenntnisse irgendwelcher Art gegeben werden. Es ist vor aller Erkenntnis da. Es ist das Bezeichnete, das vor allem Bezeichnen ist. ...Das ist eine einfache Einsicht, die rein analytisch aus dem Erkenntnisbegriff folgt. Sie ist aber oft verfehlt worden......Kenntnis des Wesens der Wirklichkeit wird nicht erreicht durch das Erkennen der Wirklichkeit. Sie muß diesem, wo sie überhaupt möglich ist, voraufgehen, weil das zu Bezeichnende früher ist als das Bezeichnen." In: "Allgemeine Erkenntnislehre", 1925, zitiert aus 2. Auflage stw 269, S. 201. (EMPIRISCHER POSITIVISMUS)
Arthur Schopenhauer: "Daß also die Begriffe des Möglichen, Wirklichen und Nothwendigen es sind, welche die problematische, assertorische und apodiktische Form des Urtheils veranlassen, ist vollkommen wahr. Daß aber jene Begriffe besondere, ursprüngliche und nicht weiter abzuleitende Erkenntnißformen des Verstandes wären, ist nicht wahr. Vielmehr stammen sie aus der einzigen ursprünglichen und daher a priori uns bewußten Form alles Erkennens her, aus dem Satze vom Grunde, und zwar unmittelbar aus diesem die Erkenntniß der Nothwendigkeit; hingegen erst indem auf diese die Reflexion angewandt wird, entstehen die Begriffe von Zufälligkeit, Möglichkeit, Unmöglichkeit, Wirklichkeit....Da der Wille das Ding an sich, der innere Gehalt, das Wesentliche der Welt ist, das Leben, die sichtbare Welt , die Erscheinung, aber nur der Spiegel des Willens, so wird diese den Willen so unzertrennlich begleiten, wie den Körper sein Schatten: und wenn Wille da ist, wird auch Leben, Welt daseyn....Jener, der das principium individuationis durchschauend, das Wesen der Dinge an sich und dadurch das Ganze erkennt...:...Sein Wille wendet sich, bejaht nicht mehr sein eigenes, sich in der Erscheinung spiegelndes Wesen, sondern verneint es...Als einen großen Vorzug meiner Philosophie sehe ist es an, daß alle ihre Wahrheiten unabhängig voneinander, durch die Betrachtung der realen Welt gefunden sind ...Darum auch ist sie reich und hat breite Wurzeln in der anschaulichen Wirklichkeit, aus welchem alle Nahrung abstrakter Wahrheiten quillt." In: "Die Welt als Wille und Vorstellung" , 1819, zitiert nach 3. Auflage, 1859,Bd.I, S. 590, 362, 489. (PESSIMISTISCHE LEBENSPHILOSOPHIE)
Walter Schulz: "Es lag uns daran, einen neuen Begriff der Wirklichkeit zu entwickeln......Wirklichkeit ist weder eine vorgegebene Objektwelt noch beruht sie auf einer Setzung des Subjekts. Wirklichkeit ist vielmehr ein Geschehenszusammenhang, in dem Objekt und Subjekt miteinander verflochten sind in der Weise gegenseitiger Bedingung: das Subjekt wird ebenso vom Objekt bestimmt, wie es dieses bestimmt. Dieses Geschehen stellt einen Prozeß dar, dessen Grundmerkmal die Dialektik ist....Will man von dieser Konstruktion den Schritt zurück in die "wahre Wirklichkeit" tun, dann muß man daran festhalten, daß es keine absolute, sondern nur eine be-dingte Reflexion gibt, das heißt eine Reflexion, die das Seiende nur übergreift, weil und insofern der Reflektierende immer schon von den Dingen angegangen wird." In: "Philosophie in der veränderten Welt", 1972, S. 841, 846. (DIALEKTISCHER REALISMUS)
Albert Schweitzer: "Wir kamen dazu, statt im Denken Vernunftideale mit Beziehung auf die Wirklichkeit zu schaffen, die Ideale der Wirklichkeit zu entnehmen.....Allein den aus Erfahrung abgeleiteten Ideen trauten wir die Anwendbarkeit auf die Wirklichkeit zu.......In dem Maße, wie der Wirklichkeit entnommene Ideale mit im Spiel sind, wirkt Wirklichkeit auf Wirklichkeit. Die menschliche Psyche dient dann nur als verschlechternder Transformator.....Der wahre Wirklichkeitssinn besteht in der Einsicht, daß wir allein durch ethische Vernunftideale in ein normales Verhältnis zur Wirklichkeit kommen." In:"Kultur und Ethik", 1923, zitiert 1960, S.38f, 51. (ETHISCHER HUMANISMUS)
John R.Searle: "Meaning is..a form of derived Intentionality.....I do, indeed, accept both propositions, and if they are both true they must be consistent....The two propositions are: 1) Metaphysical realism. There exists a reality whose existence and whose features are independent of our representations of it. 2) Conceptual relativity. Our conception of reality , our conception of how it is, is always made relative to our constitution...At least one philosopher, Hilary Putnam, thinks that a version of 2) is inconsistent with 1).....But the premise of his argument does not entail the conclusion." In: "John Searle an his Critics", E. Lepore Hrsg, 1991, S.84,190f. ( INTENTIONALISTISCHE SPRECHAKTTHEORIEs)
Georg Simmel: "Tatsächlich ist Wirklichkeit auch nur eine Form (also nur eine Form), in die wir einen Inhalt fassen und die zu ihm keine engere oder ausgezeichnetere Beziehung hat, als wenn wir ihn unter den Kategorien von wissenschaftlicher Systematik oder künstlerischer Gestaltung, von Wunsch oder Wert denken....Was einander gegenübersteht, ist nicht das Leben und das Sollen, ssondern die Wirklichkeit des Lebens und sein Sollen. Wirklichkeit und Sollen sind gleichmäßige Kategoiren, in die das Bewußtsein unser Leben einstellt, in denen es erlebt wird." In:"Lebensanschauung", 1918, zitiert stw 816 S. 346f. (ÄSTHETISCHE LEBENSPHILOSOPHIE)
Josef Simon: "Was man in "Wirklichkeit" sucht, wonach man fragt, sind immer wieder Zeichen........."Wirklichkeit" ist ein negativer Begriff, sie ist das, woran die Handlungen, die auf eine jeweils letzte Überzeugung hin erfolgen, immer doch noch "mit der Zeit" scheitern........"Wirklichkeit" ist der Grenzbegriff zur Festigkeit einer jeden Überzeugung....Wir haben es mit "Wirklichkeit" zu tun, weil es für uns keine "letzte" Überzeugung, kein endgültig verstandenes, nicht mehr zu interpretierendes Zeichen, keine letzte Angabe der "Bedeutung" eines Zeichens gibt............Damit wäre die Wirklichkeit im Sinne von Wirksamkeit der Zeichen gedacht,.....sie wäre nur im Übergang zu weiteren Zeichen zu verstehen, als Gebärde, Rhythmus, allgemein gesagt als Spur". In: "Philosophie des Zeichens", 1989, S. 76, 233, 164. (IDEALISTISCHE ZEICHENPHILOSOPHIE)
Robert Spaemann: "Die Wirklichkeit als sie selbst verstehen wollen, heißt, sie unter dem Aspekt größerer oder geringerer Ähnlichkit mit uns zu betrachten....Diejenige Öffnung für Wirklichkeit, die der Wirklichkeit vollständig adäquat ist, nennen wir Liebe.....Wirkliches Sein ist Mitsein oder es ist nicht wirklich.....Das Wirkliche ist ..nicht das Beziehungslose, es ist nicht das aus jeder Beziehung herausgelöste, isolierte Glied einer Beziehung. Das Wirkliche gibt es nur in dieser Beziehung selbst. Die Beziehung ist das eigentlich Wirkliche...Die Beziehung selbst ist das Wirkliche. Und sie als das Wirkliche , also Wirklichkeit als Wirklichkeit auffassen zu können, ist das Eigentümliche des Menschen". In: "Wirklichkeit als Anthropomorphismus", 2000, zitiert nach: "Information Philosophie" , 4/2000, S. 11, 14, 17, 18. (ANTHROPOZENTRISCHER ARISTOTELISMUS)
Oswald Spengler: "Wirklichkeit ...ist...der Gesamtausdruck lebendigen und bewegten Daseins, sein Offenbarung und Spiegelung im Gewordenen und Ausgedehnten....Kultur ist das Urphänomen aller vergangenen und künftigen Weltgeschichte." In: Der Untergang des Abendlandes, 1920, Bd.I. S.351,151. (KULTURALISMUS)
Bendedictus de Spinoza: "Omnia quae sunt, vel in se, vel in alio sunt", (Alles, was ist, ist entweder in sich oder in einem anderen), "Id, quod per aliud non potest concipi, per se concipi debet", (Was durch ein anderes nicht begriffen werden kann, muß durch sich selbst begriffen werden),"Ad naturam substantiae pertinet existere" (Zur Natur der Substanz gehört das Existieren)..."Quo plus realitatis, aut esse unaquaeque res habet, eo plura attributaipsi competunt" (Je mehr Wirklichkeit oder Sein jedes Ding hat, desto mehr Attribute kommen ihm zu). In: "Ethik", 1677, Axiom 1 und 2, Lehrsatz 7 und 9. (PANSUBSTANZIALISMUS)
Peter F. Strawson: "Gegenstände, wie sie wirklich sind oder wie sie an an sich selber sind, liegen gänzlich außerhalb unserer Erfahrung.....Wir haben keinen Grund und können keinen Grund haben, a priori die die Möglichkeit verschiedener Arten von Entdeckung objektiver Realität zu bestreiten, für die wir keine einfache Analogie wie die eines neuen Sinnesorgans oder einer neuen wissenschaftlichen Theorie haben. (Und natürlich haben wir auch keinen Grund, diese Möglichkeit zu behaupten.) Das einzige, worauf wir bestehen können, ist, daß jeder weitere Aspekt der Wirklichkeit in irgendeiner Art systematischer Verbindung mit jenen Aspekten steht, die wir bereits kennen.....Kant..scheint zu bestreiten, daß Kategorien auf das Noumenale, das Wirkliche als Gegenstand einer nicht-sinnlichen Anschauung anwendbar sein würden.....Der bescheidene Begriff, den wir für den des Noumenalen substituieren, hat wirklich den negativen Charakter, den Kant für den Begriff des Noumenalen beansprucht. Er meint einfach: jene Aspekte der Wirklichkeit, wenn es sie gibt, von denen wir, wie die Dinge stehen, keine Konzeption haben." In: "Die Grenzen des Sinns" (The Bounds of Sennse), 1966, zitiert nach 1981, S.77, 232f. - Übersetzer: Michael Lange. (TRANSZENDENTALER EMPIRISMUS)
Ernst Tugendhat: "Unser wirkliches Verstehen ist eine empirische Vorgegebenheit. Dann ist aber auch die Wahrheit, die die Philosophie anstrebt, eine empirische. Zwar betrifft diese Wahrheit unser Verstehen im ganzen, und dieses Verstehen wird nicht beobachtet, sondern reflexiv expliziert, aber wir: das ist nicht ein transzendentales odersonst irgendwie vorweltliches Bewußtsein, sondern eine empirisch vorhandene Sprachgemeinschaft." In: "Überlegungen zur Methode der Philosophie aus analytischer Sicht", 1989, zitiert nach stw 1017, S. 270. (SPRACHEMPIRISMUS)
Max Weber: "Alle denkende Erkenntnis der unendlichen Wirklichkeit durch den endlichen Menschengeist beruht auf der stillschweigenden Voraussetzung, daß jeweils nur ein endlicher Teil derselben den Gegenstand wissenschaftlicher Erfassung bilden, daß nur er "wesentlich" im Sinne von "wissenswert" sein solle. Nach welchen Prinzipien aber wird dieser Teil ausgesondert? ....Die Beziehung der Wirklichkeit auf Wertideen, die ihr Bedeutung verleihen, und die Heraushebung und Ordnung der dadurch gefärbten Bestandtteile des Wirklichen unter dem Gesichtspunkt ihrer Kulturbedeutung ist ein gänzlich heterogener und disperater Geswichtspunkt gegenüber der Analyse der Wirklichkeit auf Gesetze und ihrer Ordnung in generellen Begriffen. Beide Arten der denkenden Ordnung des Wirklichen haben keinerlei notwendige logische Beziehungen zueinander." In: "Die "Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis", 1904, zitiert nach "Wissenschaftslehre", 1951, S. 171, 176. (WIRKLICHKEITSWISSENSCHAFT)
Wilhelm Weischedel: "Das Wirkliche bedeutet seinem Begriff nach dasjenige, was dem Menschen so entgegentritt, daß er dabei erfährt: Es ist nicht von ihm selber hervorgebracht, sondern es begegnet ihm als etwas, was von sich selber her ist........Das Ergebnis...stimmt damit überein, daß im gegenwärtigen Philosophieren als radikalem Fragen alle Wirklichkeit als Fraglich erfahren wird". In: "Skeptische Ethik", 1976, § 55,56. (SKEPTIZISMUS)
Carl Friedrich von Weizsäcker: ""Wirklichkeit" ist selbst ein Begriff, "Begrifflichkeit" ein anderer Begriff. Wer Wirklichkeit und Begrifflichkeit konfrontiert, operiert innerhalb der Begrifflichkeit....Man kann Ausdrücke wie "Wirklichkeit", "Begriff", "Zeit" und so weiter eigentlich nur im Rahmen derjenigen Philosophie deuten, in der sie jeweils gerade auftreten. Die Frage, was sie "eigentlich" bedeuten, ist nur eine naive Fassung der Frage, wie wir sie in unserer eigenen Philosophie verwenden oder doch verwenden sollten. Und wie können wir hoffen, unsere eigene Philosophie zu verstehen, wenn wir ihre Abhängigkeit und ihren Unterschied von denjenigen Philosophien nicht durchschauen, denen wir unser Vokabular verdanken?.......Von den heutigen Kenntnissen der Physik her steht einer Philosophie nichts im Wege, welche wagen würde, die Wirklichkeit, auf die sich das quantentheoretische Mehrwissen bezieht, als eine essentiell seelische oder geistige Wirklichkeit aufzufassen. Die Frage ist nur, ob wir wissen, was wir mit Ausdrücken wie "seelische" oder "geistige" Wirklichkeit meinen." In: "Zeit und Wissen", 1992, S. 860, 865, "Aufbau der Physik", 1985, S.637. (MYSTISCHER REALISMUS
Wolfgang Welsch: "Die Wirklichkeit ist nicht homogen, sondern heterogen, nicht harmonsch sondern dramatisch, nicht einheitlich, sondern divers strukturiert. Sie hat - denn auch so kann man das ausdrücken - ein geradzu postmodernes Design.....Die postmoderne Wirklichkeit verlangt allenthalben, zwischen verschiedenen Sinnsystemen und Realitätskonstellationen übergehen zu können. Diese Fähigkeit wird geradezu zur postmodernen Tugend...Und diese Fähigkeit kongruiert mit transversaler Vernunft." In: "Unsere moderne Postmoderne", 1987, S. 188, 317. ..."Wirklichkeit ist keine erkenntnisunabhängige, fest vorgegebene Größe, sondern Gegenstand einer Konstruktion........Ästhetische Kategorien sind zu Grundkategorien der Wirklichkeit und unseres Erkennens geworden." In:"Vernunft", 1995, S,508. (ÄSTHETISCHE POSTMODERNE)
Alfred North Whitehead: ""Creativity", "many", "one" are the ultimate notions involved in the meaning of the synonymous terms "thing", "being", "entity". These three notions complete the Catagory of the Ultimate and are pressupposed in all the more special categories....The Category of the Ultimate replaces Aristotle's category of "primary substance". In: "Process and Reality", 1929, zitiert 1957, S. 25f. (NATURMETAPHYSIK)
Ken Wilber: "Die Wirklichkeit ist nicht holistisch;sie ist nicht dynamisch, nicht innerlich verbunden, nicht eins und nicht vereinigt - alle diese Begriffe sind nur Vorstellungen von der Wirklichkeit. Chuang-tzu sagt: Zu behaupten, alle Dinge sind eins, ist genauso dualistisch wie zu sagen, alle Dinge sind viele. Aus diesem Grund sagt das Zen, die Wirklichkeit ist "Nicht zwei, nicht eins"." IN:"Das Holographische Weltbild - das Paradigma des New Age?", 1982, zitiert in David Bohm usw. Hrsg. "Das holographische Weltbild", 1988, S. 271. (NEW-AGE-TRANSPEROSONALISMUS)
Wilhelm Windelband: "Sollen und Sein, Wert und Wirklichkeit müssen verschieden sein. Fielen Norm und Wirklichkeit zusammen, so hörte alles Werten auf, dessen alternativer Charakter in Bejahung und Verneinung jene Verschiedenheit voraussetzt." In: "Einleitung in die Philosophie", 1914, S. 423. (BADISCHER NEUKANTIANISMUS)
Ludwig Wittgenstein: "Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit...........Die gesamte Wirklichkeit ist die Welt.....In der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung seines Sinnes mit der Wirklichkeit besteht seine Wahrheit oder Falschheit....Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit.....Wie die Beschreibung einen Gegenstand nach seinen externen Eigenschaften, so beschreibt der Satz die Wirklichkeit nach ihren internen Eigenschaften...Nur dadurch kann der Satz wahr oder falsch sein, indem er ein Bild der Wirklichkeit ist...Der Satz kann die gesamte Wirklichkeit darstellen, aber er kann nicht das darstellen, was er mit der Wirklichkeit gemein haben muß, um sie darstellen zu können - die logische Form...Der Satz zeigt die logische Form der Wirklichkeit...Was gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden, ...Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.", In: "Tractatus logico philosophicus", 1918, 2.06, 2063, 2.222, 4.021, 4.023, 4.06, 4.12, 4.121, 4.1212, 7. (SPRACHANALYSE)