Wirklichkeit

DIE FRAGE:

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, welche Position Sie selbst grundsätzlich vertreten? Was antworten Sie etwa auf die Frage nach Ihrer persönlichen Identität oder nach dem, was Sie in letzter Instanz glauben? Glauben Sie an Gott? Glauben Sie an das Nichts? Glauben Sie an gar nichts? Glauben Sie an Ideale? Oder ist Ihnen ganz gleichgültig, wer Sie sind, wer Sie sein wollen, für was Sie stehen, woraus Sie Kraft schöpfen, für was Sie kämpfen würden und Opfer bringen?

Vielleicht reichen auch Ihnen die Antworten, die man gewöhnlich bekommt: Ich bin katholisch (Helmut Kohl), ich bin Sozialdemokrat (Ludwig Stiegler), bin Deutscher, Hamburger, Gewerkschafter, Schalker, Bob Dylan-Fan, Hobby-Kleingärtner, -kaninchenzüchter, Marlboro-Raucher, Bier-Trinker, BMW-Fahrer bis hin zu Langschläfer oder Allergiker und Diabetiker. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich seiner Identität in dieser Welt zu vergewissern und den eigenen Sinn des Lebens dabei zu demonstrieren. Aber was ist das dann für eine Identität?

Vielleicht sind Sie auch in einer Gemeinschaft geborgen und halten alle Identitätsfragen für überflüssig, weil fernab von dem Streit der Ideologen zu Hause im soldarischen, vertrauensvollen Zusammenwirken kooperierender Gruppierungen vor Ort. Denken Sie aber dann auch einmal darüber nach: Was haben sich Menschen bislang in der Geschichte nicht wechselseitig alles angetan, nur weil sie unterschiedlichen Rassen, unterschiedlichen Religionen, Völkern, Nationen, Staaten, Regionen, unterschiedlichen Geschlechtern, Klassen, Banden, Familien, Interessen, ja am Ende auch nur unterschiedlichen Funktionen, Verbänden usw angehört haben? Moralisches Miteinander verbürgt noch kein verantwortliche Ethos! Sollte es da nicht möglich sein, als Mensch und verantwortliches Individuum zuerst sich zu verstehen, und dann erst als das viele andere sonst noch in der Welt und den vielen Kollektiven, denen wir uns zurechnen?

Und was soll das dann heißen, daß einer sagt "ich bin Marxist"? Oder ein anderer "ich bin Materialist, ich bin Darwinist, ich bin Islamist"? Oder vielleicht wieder andere "wir sind Bhagwan-Anhänger, sind Astrologie-Anhänger, Szientisten, folgen dem Satans-Kult, sind Relativisten, Skeptiker oder gar Nihilisten" usw? Und dann meinen auch einige, sie könnten sich aus allem heraushalten, indem sie sich lediglich zum gesunden Menschenverstand, zum Pluralismus oder gar Multikulturalismus bekennen. Wenn nur die Spinner nicht wären, so denken doch viele, würde sich das Vernünftige schon von selbst durchsetzen!

Ganz Schlaue wollen in diesem Durcheinander und Gegeneinander dann tatsächlich nur noch normal sein. Aber was heißt "normal", wenn wir einmal an die vielen angeblichen Normalen (Mitläufer) im Dritten Reich denken, im jugoslawischen Bürgerkrieg (Täter) usw? In welcher Weise kann Normalität überhaupt Vorbild sein? Und ist es denn auch normal, daß Menschen sich im Namen von angeblichen absoluten Wahrheiten unbedingt als Feinde bekämpfen, und andere achselzuckend lediglich dabeistehen? Da drängt sich dann doch die Frage auf: Was bedeutet das alles eigentlich? Ist es denn völlig egal, was einer glaubt und zu was er sich macht? Ist es auch für das weitere Schicksal der Menschheit gleichgültig, wenn es in dieser Weise beliebig weiter gehen soll?

Wenn Sie zuerst Mensch und selbstverantwortliches Individuum sein wollen, und dann erst noch vieles anderes Wichtiges, wenn Sie mit dem Zufälligen nicht zufrieden sind und die eigene Position auch grundsätzlich zu rechtfertigen wünschen, dann können Sie sich hier orientieren. Texte und Begriffe bieten Auskunft darüber, was sie brauchen, um sich eine begründete eigene Meinung in letzter Instanz bilden zu können. Die letzte Instanz nämlich ist die Wirklichkeit, auch wenn sie bei Gott sein sollte!

Aber was "ist" die Wirklichkeit "in Wahrheit" und "in Wirklichkeit" wirklich? Die folgenden Ausführungen suchen alle, auf diese Frage Antwort zu geben und daraus die Konsequenzen zu ziehen:

"WIRKLICHKEIT" ALS ANTWORTANGEBOT:

1) Die vorliegende Homepage versucht radikal die Konsequenzen aus einem einzigen Grundsatz zu ziehen: Wirklichkeit allein ist nicht mehr hinterfragbar. Es handelt sich nämlich bei "Wirklichkeit" um den weitest denkbaren Begriff überhaupt, da das Unwirkliche entweder auch etwas Wirkliches ist, oder das Verständnis seines Sinnes direkt in den Selbstwiderspruch führt. Denn Unwirkliches ist entweder auch irgendetwas "Wirkliches", oder aber ein sinnloser Ausdruck. Bei der Negation von Sein (Nichts) und Wahrheit (Unwahheit) zeigt sich dieser Selbstwiderspruch noch nicht..

2) Wirklichkeit ist einfach alles. Wer immer "in Wirklichkeit" etwas behauptet, versichert deshalb die Gültigkeit seines Urteils in Letztinstanz. Weil die Wirklichkeit als der weitest denkbare Begriff überhaupt aber zugleich alles (das Umfassendste) und auch nichts (das Unbestimmteste) bedeuten kann,ist noch nichts gesagt, wenn nicht zugleich eine Sinnunterstellung mitgeliefert wird. Es muß die Beweislast dafür übernommen werden, was im jeweils bestimmten Sinn mit dem Wort "Wirklichkeit" schon vorverstanden vorausgesetzt wird, wenn es aussagemäßig in Sinnzusammenhängen verwendet wird.

3) Weil auch der dann jeweils angegebene Sinn seinerseits wieder zu klären ist, um eindeutig Gemeintes bezeichnen zu können, führt die Explikation des Sinns von Wirklichkeit konsequent zu immer weiterführenden Ebenen der Präzision. Bedeutungsangabe ist prinzipiell ein unendlicher Regreß, der seinen unbedingten Ausgangspunkt im schlechthin Unbestimmten (Wirklichkeit) hat, und seinen bedingten Fortgang entsprechend der regulativen Idee, Wirklichkeit als jeweils etwas Wirkliches genauer zu unterscheiden.

4) Die daraus resultierende Begriffskarte der Wirklichkeit kann als ein Orientierungssystem dienen, das es erlaubt, im jeweiligen Fall genauer anzugeben, was mit etwas Wirklichem unter bestimmten Bedingungen und in besonderen Kontexten bestimmt unterschieden gemeint ist. Die Karte läßt sich mit dem Link "Wirklichkeitsbegriffe" (3) öffnen und systematisch entfalten. In (1) finden sich die inhaltlichen, in (2) die formalen, in (3) die interpretatorischen Verständnisklärungen des Systems.

5) Wirklichkeit, die alles umfaßt, kann aber nicht nur zur Orientierung begrifflich geklärt werden, sondern sie wird auch erfahren, erlebt, verantwortet, erforscht, als Ganzes gedeutet usw. All das muß in einer intersubjektiven Begriffsklärung (indirekt) grundsätzlich berücksichtigt werden, kann dort aber nicht den direkten Zugang eines Subjektes zur jeweiligen konkreten Wirklichkeit ersetzen. Deswegen wird auf dieser Homepage Wirklichkeit auch thematisiert in ihrem geschichtlichen Zustandekommen und Verstandenwerden (6), in ihrem wissenschaftlich begründbaren Entdeckt- und Beherrschtwerden (7), in ihrer grundsätzlichen wie aktuellen ethischen und politischen Verantwortung (8), in ihren Erziehungs- und Bildungsanforderungen (9) und schließlich in jeweils bestimmten Problemstellungen, die sich in aktuellen Informationen (10) oder persönlichen Diskussionen (11) Ausdruck verschaffen.

6) Diese Wirklichkeitsanalyse versucht im Geiste Platons und Kants der Philosophie unserer Tage die intersubjektiv nachvollziehbare begriffliche Grundorientierung zu gebe,ohne welche grundsätzliche Verständigung nicht möglich ist. Indem sie der Frage "Wie wirklich ist die Wirklichkeit wirklich?" erschöpfend auf den Grund geht, versucht sie sachlich allen formal denkbaren Geltungsfragen auf historisch aktueller Basis dem Einen gerecht zu werden, das einmal die griechischen Naturphilosophen als den wahren Mythos in der Natur zu fassen suchten, Parmenides und Heraklit als die wahre Natur im Logos, Platon als den wahren Logos in der Dialektik der Ideen und Kant als die wahre Dialektik in der Grenzbegrifflichkeit des transzendentalen Bewußtseins.

7) Indem hier Wirklichkeit als die (unbedingte) Grenze unter (bedingten) Grenzen überhaupt analysiert wird, finden Kants Grenzbegriffe ihre Ortsbestimmungen und Synthese zugleich.Die abendländische Philosophie kehrt damit zu ihren Wurzeln zurück, die Aufklärung bekommt wieder ihr analytisches Fundament und die Postmoderne ihren natürlichen Abschluß.

8) Was mit "Wirklichkeit" dabei gemeint ist, kann ohne Rest offenbar in keine andere Sprache aus dem Deutschen so wörtlich übersetzt werden. Man wird das Wort wohl international übernehmen müssen.

9) Mit den hier angegebenen Links finden Sie genauere Beschreibungen und Erläuterungen der genannten Sachverhalte. Ein jeweiliges Link weiter folgen dann konkrete Beispiele und praktische Handreichungen.


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Letzte Änderung dieser Seite: 17.08.2003