Endlich!
Der SPIEGEL hat heute (29.01.03) eine Titegeschichte zu Kant: "Das Projekt Aufklärun. Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir." Auf so etwas warte ich seit 45 Jahren,gelegentlich hatte ich auch bei Redateuren das Thema angemahnt, aber nie eine Reaktion beobachten können: Kant ist bis zu dieser Woche für den SPIEGEL ohne Interesse gewesen. Nicht einen kleinen Artikel hat es gegeben, an den ich mich erinnern könnte. Daß nun der Umschwung kommt, hat nicht allein etwas mit dem 200. Todestag zu tun. Es hat auch etwas mit dem Redakteur Mathia Schreiber zu tun und vor allem mit der Gefahr des Terrorismus und dem Irakkrieg. Der SPIEGEL hat endlich entdeckt, daß zur geistigen Bewältigung des fundamentalistischen Terrorismus eine Erinnerung an die reflektierten Wurzeln der Aufklärung höchst nötig ist. Auch die unsägliche TV-Abstimmung über den größten Deutschen mag in den Redaktionsstuben zu denken gegeben haben.
Der Artikel bringt das Wesentlich auf den Punkt. Wenn Kant als Gewährsmann für Irakkriegsgegener vorgestellt wird, dann versteht sich das von der SPIEGEL-Linie her: Es lassen sich von Kant auch genügend Argumente für den Krieg finden,sie finden sich in seinen nicht verschwiegenen Zitaten gegen die Diktatur. Kant hat noch innerhalb der Kategorien des alten Völkerrechts gedacht, die Prinzipien seiner praktischen Philosophie beinhalten aber die Berücksichtigung der Menschenrechte (die Kant begeistert begrüßte) und fordern bereits die Reform dieses Völkerrechts, so wie sie sich inzwischen als nötig herumspricht. Dem Konfliktcharakter aller Praxis einschließlich der Wahrhaftigkeit hat Kant nun einmal keine große Aufmerksamkeit geschenkt, und so ist es verständlich, daß der SPIEGEL ihn als Völkerrechtsdogmatiker präsentieren kann. Das ändert nichts an dem großen Wurf! Ganz wichtig sind die Spitzen gegen Achtundsechzig und Postmoderne!
Zum Völkerrecht: Kant unterscheidet streng zwischen rechtlichem und politischem Handeln: Niemals hat er ein Recht auf Revolution zugelassen, und trotzdem ist er bis zu seinem Lebensende ein begeisterter Parteigänger der großen Französischen Revolution gewesen selbst dann, als sie in Terror umschlug. Zum Irakkrieg ist ganz offen, wie er die Akzente gesetzt hätte. Ganz sicher aber hätte er es sich nicht so leicht gemacht wie der antiamerkanische Pazifismus, denn Kant war kein Pazifist.
Textstellen zur Zeitkritik:
"Weder Film noch Fernsehen, weder die Gurus der neuen Religionen noch das modische Geschnatter des Halbwissens können mit seinen Schlüsseltexten etwas anfangen. Dieser einzigartige Denker taugt anscheiend nicht zum Suberstar."
"Vorsintflutisches Denken, das moralische Verantwortung nicht ans Individuum bindet, sondern an Sippen und Meinungskollektive, konnte lange Zeit nur deshalb von der "multikulturellen" Toleranz westlicher Kultur profitieren, weil diese Kultur ihre eigene Herkunft aus dem "Zeitalter der Zeitkritik" (wie Kant sein Jahrhundert nannte) entweder vergessen hatte oder viel zu lasch, postmodern eben, vertrat. Anders gesagt: Weil dieser Westen seinen Kant nicht mehr las und dem Nachwuchs vermittelte."
"Kant ist heute die große Figur der modernen Philosophie. Sogar Derrida bezieht sich neuerdings weniger auf Heidegger als auf Kant."
""Wahrhaftigkeit" ist für Kant das wichtigste Kriterium eines guten Charakters. Wunderbare Welt der aufgeklärten Diskussionskultur: Heutige Quasselrunden, bei denen kener den anderen seine Widerrede auch nur zu Ende bringen läßt, sollten davon lernen"
Jetzt fehlt noch ein Titel über Max Weber!
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Zu Manfred Geiers "Kants Welt"
(Manfred Geier äußert sich im obengenannten SPIEGEL-Titel in einem Gespräch)
Haben Sie vielen Dank fŸr den Hinweis auf das Kantbuch Manfred Geiers! Den genannten Rezensionen kann ich nur zustimmen: Manfred Geier ist ein hervorragender Schriftsteller und ein guter Kenner der analytischen Philosophie (rororo-Monographien "Der Wiener Kreis" und "Karl Popper"). Promoviert hat er Ÿber Chomsky, bezeichnet sich bescheiden lediglich als Linguist und unterstreicht diese Kompetenz durch anschauliche Darstellungsweise und geschickte Schwerpunktbildungen: So ist die Schilderung von Kants Auseinandersetzung mit Swedenborg in de Tat derart kaum woanders zu finden und zeigt am konkreten Beispiel sehr eindringlich, wie Kant kritisch gegen den naiven Alltagsverstand seiner Zeit, der keinem Aberglauben gewachsen war, vorgegangen ist.
Da ich bei der BuchprŠsentation am Donnerstag, den 30. 10. 03 in der Hamburger UniversitŠt zugegen war, fŸge ich hier nur kurz das hinzu, was ich dort sinngemŠ§ und natŸrlich noch gedrŠngter selbst gesagt habe. Ich hatte mich der Reihe nach zu vier Punkten geŠu§ert: Zur TranszendentalitŠt (1), zur Welt (2), zur IntersubjektivitŠt (3) und zum Umgang des Autors mit Kants Kritikern (4).
1. Auffallend ist, da§ das Wort "TranszendentalitŠt" in dem ganzen Buch m.E. nur einmal gegen Ende (S.303) vorkommt, ohne da§ die erkenntnistheoretische Problematik der "Kritik der reinen Vernunft" eigentlich Ÿbersprungen wŠre. Aber auch von synthetischen Urteilen a priori ist nicht die Rede, und daran kann man schon erkennen, wie elegant hier fŸr die VerstŠndlichkeit des Textes gesorgt ist. Ich hatte mir das aus Kenntnis anderer Veršffentlichungen des Autors schon so gedacht: Die Frage ist, ob dabei nicht unvermeidlich doch gelegentlich auch die Sache leidet. Von vielen mšglichen will ich hier nur auf zwei Punkte aufmerksam machen: a) Nach der LektŸre kann dem Leser eigentlich die einmalig herausragende Stellung Kants neben Platon in der abendlŠndischen Philosophiegeschichte nicht so ganz verstŠndlich geworden sein. Denn haben nicht auch ein Locke, ein Hume und wie sie alle hei§en ma§gebende BeitrŠge zur Erkenntnistheorie geleistet? Und warum ist es unter ihnen nur Kant, an dem bis heute kein Weg vorbei fŸhrt? b) Wenn der transzendentale Grundgedanke unterbelichtet bleibt, weil mit den Antinomien angefangen wird und es im wesentlichen beim Herausstellen deren negativen Auflšsung bleibt, kann nicht mehr so richtig wahrgenommen werden, was nun fŸr Kant unbedingt und was bedingt gewesen ist. Es wird auch nicht mehr so richtig verstŠndlich, was dem alten Kant in seinem "Opus posthumum" deretwegen so zu schaffen gemacht hat. Was Kant unter einem "Faktum der Vernunft" verstand, wird pragmatisch so weit geglŠttet, da§ es auch zu richtigen Fehldeutungen kommen kann, so wenn nebenbei behauptet wird, "das Sollen, dem er folgen kann, entstammt seinem autonomen Wollen" (S.254). Hier rŠcht es sich, da§ empirische und BegrŸndungsfragen oft nicht streng auseinandergehalten werden, denn eine Sache ist das transzendentale Faktum des Sollens bei Kant, eine ganz andere dessen ausschlie§licher Aufforderungscharakter an den mšglichen guten Willen. Auch bei der Interpretation des "Radikalen Bšsen" zeigen sich deswegen im Buch Ungereimtheiten.
2. Nachdem der Autor selbst die Entstehungsgeschichte des Titels "Kants Welt" auf "Sophies Welt" zurŸckgefŸhrt hatte, (nachdem ihm einmal ein Student ein Referat Ÿber Kant gehalten hatte, das ausschlie§lich aus diesem Buch schšpfte), meinte ich, man hŠtte vielleich noch besser von Kants Wirklichkeit sprechen kšnnen aus folgendem Grund: Im Buch zerfŠllt Kants Welt tasŠchlich in viele Welten, mit denen Kant sich intensiv beschŠftigt hat und in denen er auf Abenteuer ging. Um die eine Welt aber darzustellen, die als roter Faden seiner Biographie in all den Weltabenteuern des Geistes vorhanden ist - (rŠumlich war das ja bekanntlich nicht so toll) - hŠtte das Wort "Wirklichkeit" gute Dienste leisten kšnnen. Mit "Wirklichkeit" wŠren nŠmlich die vielen Welten in der einen Welt des Transzendentalen auf einen Begriff gekommen, der die beeindruckende Konsistenz und HartnŠckigkeit von Kants Denken noch stŠrker auf den Punkt hŠtte bringen kšnnen. Die vielen Randbemerkungen Ÿber den Melancholiker Kant, der als ein solcher ja im Werk gar nicht spŸrbar ist, wŠren dann auch von zweifelnden Verdachtsmomenten entschŠrft worden.
3. Der Autor hat sehr eindringlich die intersubjektive Fragestellung Kants herausgearbeitet, sie dann aber doch auch wieder aus den Augen verloren, wenn er gegen Ende immer stŠker sich an dessen angeblicher "Verliebtheit in die Metaphysik" auszurichten suchte: So wie Swedenborg einer Liebesbeziehung mit Jesus Christus sich selbst rŸhmte, so Šhnlich hŠtte man diese gelegentlchen Bemerkungen Kants Ÿber die Metaphysik zu verstehen. Angesichts des Umstandes aber, da§ ein Habermas z.B. heute noch Kant anstandslos der Bewu§tseinsphilosophie zuordnet und IntersubjektivitŠt erst ab Frege und Peirce in die Philosophie Einzug halten lŠ§t, hŠtte man Kant als IntersubjektivitŠtsphilosophen noch deutlicher herausstellen mŸssen. WŠre das geschehen, dann hŠtte am Ende des Buches der Leser nicht den Eindruck, hier habe sich einer (schlie§lich doch noch hoffnungslos scheiternd) in die Marotte der Metaphysik verbissen, vielmehr, er sei der Wahrheit treu geblieben. Das aber genau ist es ja, was die Einheit von Kants Denkweg so gro§artig kennzeichnet!
4. Diese Pointierung ist vielleicht auch deshalb ausgeblieben, weil der Nachfolgegeschichte von Kants Denken kein Raum gegeben wird und es so auch nicht nštig war, dieses gegen die Wendung zum Subjektivismus seit Reinhold und Fichte abgrenzen zu mŸssen. Stattdessen deutet der Autor sehr viel VerstŠndnis fŸr die EinwŠnde des Bibelfundamentalisten Hamann an, weist die GebrŸder Bšhme nicht unzweidutig zurŸck, die in den achziger Jahren, - Kant auf die Couch legend -, diesen als LebenskrŸppel portraitierten, um von dort her das ganze Werk zu relativieren usw. Auffallend hŠufig wird Foucault kommentierend zitiert, der seinerseits erst sehr spŠt zu Kant gefunden hat. Aber der Autor erscheint deswegen doch nicht als Postmoderner, er bleibt analytischer Philsoph. Doch eben dort deutet sich die Wende zum neuerlichen Transzendalen gerade erst schemenhaft und noch in pragmatischer Maske an (z.B. Putnam. Brandom, McDowell usw). Verglichen mit der ebenfalls und auf ganz anderer Ebene verdientvollen Biographie von Volker Gerhard (reclam 18235) ist Geiers Werk das flŸssigere und spannendere. FŸr die šffentliche Sache der Philosophie hat er damit auf jeden Fall einen gro§en Beitrag geleistet.
Peter Dörsam
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Noam Chomsky:-
Seit Anfang der siebziger Jahre ist der große Syntaxforscher Noam Chomsky, dem wir so fundamentale Einsichten in unsere angeborenen Fähigkeiten der Sprache verdanken, unter dem Eindruck des Vietnamkrieges in die Politik gegangen und gebärdet sich seither als einer der ersten Kritiker der US-Politik. Sein 2003 in englisch und deutsch erschienenes aktuellestes Buch heißt "Hybris". Der Untertitel lautet auf deutsch: "Die Endgültige Sicherung Der Globalen Vormachtstellung der USA".
Das Buch enthält viele richtige Festsstellungen, die leider alle aus einer einseitigen Sichtweise daherkommen.Von Objektivität deshalb keine Spur, ich bin mir gar nicht sicher, ob der inzwischen sehr verbittert wirkende Autor überhaupt weiß, was Objektivität ist. Zum Beleg meiner These hier die wenigen Textauszüge:
Beifällig wird Arthur Schlesinger zitiert: "Der Präsident (G.W.Bush) betreibt eine Politik "antizipatorischer Selbstverteidigung", die auf alarmierende Weise der Politik des imperialen Japan beim Angriff auf Pearl Harbor ähnelt.." (S.21)
Beifällig wird Richard Falk zitiert, der es für "unausweichlich" hält, daß der Irakkrieg ein "Verbrechen jener Art war, für das deutsche Führer in Nürnberg angeklagt, verurteilt und bestraft wurden." (S.21)
Es wird behauptet: "Die USA unterstützten den Faschismus von Anfang an": (S.87)
Beifällig wird Michael Ignatieff zitiert, daß "der entscheidende Impuls" für die Angriffe auf Serbien "nicht Milosevics Menschenrechtsverletzungen im Kosovo vor dem März 1999 und auch nicht die vollständige Zurückdrängung der Serben (muß wohl "Albaner" heißen! P.D.) nach Beginn der Bombardierung gewesen sind. Entscheidend war vielmehr die Notwendigkeit, einem Führer, dessen Widerspenstigkeit,zuerst in Bosnien und dann im Kosovo, die Glaubwürdigkeit der amerikanischen und europäischen Diplomatie und die Willenskraft des nordatlantischen Bündnisses in Frage stellte, den Willen der NATO aufzuzwingen." (S.74)
Über Israel lesen wir: "Und sogar in Israel, dem Satellitenstaat par excellence,....." (34)
Das müßte genügen, das ganze Buch besteht aus einer Aneinanderreihung solcher und ähnlicher Behauptungen. Zweifellos werden dabei auch viele Tatsachen korrekt angesprochen, aber immer nur, um mit den USA abzurechenen, und zwar seit eh und je. Niemals erfahren wir bei Chomsky, daß alles Handeln stets im Konflikt steht, die Gegenseite, "Cheyney, Rumsfeld und Konsorten" (S.26) oder einer der "anderen etatistischen Reaktionäre" (S.23) hat keine Chance, ihre eigenen Handlungsbegründungen einzubringen. Das Glas darf eben niemals halbvoll, es muß immer halbleer sein! Man müßte ihm zurufen: "Max Weber lesen!"
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Manifester Antiamerikanismus:
Notiz aus dem FOCUS (51/03) vom 15.12.03: "Die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ARD und ZDF sowie RTLhaben ablehnender übder die US-Militäraktionen im Irak berichtet als der Saddam-freundliche arabische Sender al Dschasira. Zumindest für de erste Hälfte des des Feldzugs zieht das Bonner Institut Medien Tenor eine ernüchternde Bilanz über die Neutralität der Fernsehmacher. Bei al Dschesira überschritten die negativen Wertungen kaum die 10-Prozent-Marke, während sie in einer Woche bei RTL die 20 Prozent überschritten, beim ZDF die Marke kratzten und bei ARD 15 Prozent erreichten."
Nach meinen Beobachtungen hat sich bis heute nichts geändert: Auch nach Saddams Festnahme müssen Korrespondenten ihre Redakteure immer wieder enttäuschen, wenn sie nicht nur Negatives aus dem Irak zu berichten bereit sind. Jetzt wird lautstark nach einem fairen Prozeß für Saddam gerufen. Um den Hintersinn zu verstehen, muß man sich daran erinnern, daß nach der Logik unserer Meinungsmacher bis hin zum SPIEGEL und stern eigentlich auch George W. Bush vor ein internationales Strafgericht gehört. Ein Doppelverfahren sollte es sein! Gegen den "Terroristen" Bush wird in uneren linken Medien bis hin zu ihren vielen Mitläufer-Lokalredaktionen für den Irak auch weiterhin die ausgemachte Sprachregelung "Widerstand" gelten, wohingegen zu Gunsten des vormals angeblich legitimen Herrschers Saddam ungebrochen das Völkerrecht beschworen werden bleibt.
Folgende Beobachtung machte ich vor zwei Tagen (20.12.03) , als eine Redakteurin des Deutschlandfunks in der Mittagssendung sich mit Antworten ihres Nah-Ost-Korrespondenten (nach Gaddafis bekanntgewordenem offiziellen Verzicht auf Massenvernichtungswaffen) wieder einmal sehr schwer tat. Die Fragerin wollte doch tatsächlich wissen, ob Gaddafi denn überhaupt noch glaubwürdig sei, nachdem er so lange insgeheim mit den im Irak kriegführenden Mächten verhandelt habe.
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Merkel und Herzog
Auf dem CDU-Parteitag in Leipzig (01.12.03) mußte es für viele ein befreiendes Gefühl gewesen sein: Endlich einmal zwei glaubwürdige Politiker. Und in der Tat: Während in der rot/grünen Regierung heute keiner mehr ohne taktische und demagogische Hintergedanken den Mund aufmacht, in den Fraktionen sich alle pflichtgemäß auf Polemik gegen den politischen Gegner festlegen lassen und bei den Miniterpräsidenten außer vielleicht Henning Scherf (oder in Grenzen ein Steinbrück oder Koch) auch keiner den Mut hat, den eigenen Meinungsspielraum ganz auszunützen, trifft es sich wohltuend, daß wir mit Angela Merkel eine führende Politikerin bekommen haben, deren Wort man eigentlich immer trauen kann. Genau das scheint auch der Grund für den wundersamen Erfolg zu sein, den sie für ihr mutiges Reformprogramm auf dem Parteitag bekommen hat.
Gleicherweise ist Roman Herzog nicht nur einer der wenigen Persönlichkeiten, die niemals etwas gegen ihre eigenen Überzeugungen sagen würden, sondern auch einer, dessen Urteilsfähigkeit sich stets als unabhängig und souverän erwiesen hat. Daß er auch noch rhetorisch brillante Reden halten kann und dabei sich an Humor von niemandem überbieten läßt, verbindet ihn mit einem Lothar Späth. Ein Glück deshalb, daß es auch heute noch gestandene Politiker im Rentnerstatus gibt, die ihre Erfahrungen und ihr Urteilsvermögen weiterhin in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Solche Beispiele können erst richtig zeigen, wie viel Humankapital unsere Gesellschaft verspielt, indem sie Alte einfach aufs Altengleis schiebt. Geballter angesammelter Sachverstand zählt heute leider kaum mehr in einem Betrieb, in dem es nur noch ums Vorankommen geht. In dieser Hinsicht sind Angela Merkel und Roman Herzog ein Traumduo: Sie zeigen, wie die Jungen sich entfalten können ohne auf den Sachverstand der Alten verzichten zu müssen.
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Nobbis letzte politische Büttenrede.
Norbert Blüm kann jetzt endgültig da hinüberwechseln, wo er eigentlich von seinem Naturell her immer schon hingehört hätte: Zum Mainzer Karneval. Auf dem Dresdener Parteitag der CDU (01.12.03) blieb der Beifall aus, überall waren Kopfschütteln, verzweifelte Grimassen und herabhängende Mundwinkel zu beobachten, als die Totschlagsargumente "Gerechtigkeit", "Solidarität", "christliche Soziallehre" usw. wie erwartet wieder einmal nur so auf die Köpfe niederprasselten. Mit stehenden Ovationen wurde dagegen die Rede Roman Herzogs bedacht, die nicht nur die Delegierten sachlich überzeugt hatte, sondern zugleich auch noch das Bedürfnis nach Humor nebenbei zu befriedigen wußte. Aus zwei Gründen, so meinte er beispielsweis, werde er die Kritik daran, er wolle angeblich wieder die Frauen zurück an die Kochtöpfe führen wollen, spielend aushalten: Zum ersten sei er neuerdings mit einer Nachfahrin des Goetz von Berlichingen verheiratet, zum anderen seien die demoskopischen Fakten denn doch auch noch unumstößlich.
Norbert Blüm stellte am Ende seines mehr verzweifelten denn souveränen Beitrages distanziert fest, er hätte es sich niemals träumen lassen, einmal als Konservativer angeprangert zu werden. Ob sich dieser fröhlche Mensch jemals die Frage gestellt hat, ob es ausreicht, sich als Progressiver zu verstehen, wenn man bei den Eigengesetzlichkeiten sozialstaatlicher Ausdifferenzierungsprozesse immer in der vordersten Reihe marschieren wollte? "Was hundert Jahre sich bewährt hat", so lautete einer seiner populären Sprüche, "das wird auch hundert weitere Jahre sich bewähren können". Da sprach doch tatsächlich einer, der schon lange nicht mehr in der Lage war, über den Tellerand seines fachpolitischen Kompetenzbereiches zu blicken. Er konnte sich dabei in guter Gesellschaft wissen, denn für alle Sozialpolitiker gilt ja seit langem, daß sie mit ihrem immer komplizierteren Fachwissen, (das selbst die Fraktionsvorstände nur noch resignativ zur Kenntnis nehmen konnten, aber nicht mehr detailliert zu beurteilen verstanden), unkontrolliert den Konsens unter Ihresgleichen pflegen konnten. Und das taten sie denn auch, denn ein möglicher Systemwechsel, dem sie so lange und so tapfer widerstrebt haben, hätte sie ja selbst mit ihrem einmal erworbenen Fachwissen als unantastbare Autoritäten entbehrlich gemacht.
Spät am Abend war Blüm einer von vier der über tausend Delegierten, die den Leitantrag des CDU-Vorstandes ablehnten.Ob ihm in diesem Augenblick klar geworden ist, welche jahrzehntelange Last mit dieser Abstimmung von seiner Partei abgefallen ist? Wenn es mit Deutschland wieder aufwärts gehen kann, dann doch mit diesem Datum, nicht aber mit endlosem Lamentieren über angeblichen Verrat an Gerechtigkeit, Solidarität und soziale Wärme, das verlogen ist, wenn es nur den eigenen Interessen dient.
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Grünen-Parteitag: Rufen im Wald!
Wer den Parteitag der Grünen vom 28. bis 30. 11. 03 in Phönix miterleben konnte, dem dürfte Folgendes aufgefallen sein: Der Applaus der Delegierten war jenen gewiß, die sich eins ums andere an Lautstärke überboten, aber gleicherweise auch an Betroffensheitssuggestion, Gutmenschenattitüde (wir sind sowieso die besseren Menschen und im Besitz der absoluten Wahrheit), moralischen Selbstpreisungen und Fingerzeigen bis hin zum Pöbeln in Richtung auf Stoiber und Merkel. Undenkbar daß in diesem Klima auch jemand es nur hätte wagen können, über die CDU etwas Positives zu sagen. Dabei sind die Grünen in ihrer bald fünfundzwanzigjährigen Geschichte noch nie so nahe an der CDU gewesen wie heute.
Nachdem die jahrzehntelang verfemten Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer nunmehr gefeiert werden durften wie Pop-Ikonen, sind die Grünen endlich als normale Partei in der Republik angekommen. Ihr zwanzigjähriger Lernprozeß hat dem Steuerzahler viel Geld gekostet, übrig geblieben sind ganz normale Politiker, die leider den Mut noch nicht gefunden haben, das auch ganz ehrlich zuzugeben: Deswegen überbieten sie sich weiter in moralischen Beschwörungen und Ausgrenzung bzw. Diffamierung Andersdenkender. Ein rechtzeitig (1969) eingeführtes Mehrheitswahlrecht hätte diesem Spuk früzeitig einen Riegel vorschieben können: Dann hätte sich eben ein Joschka Fischer ehrlicherweise um einen SPD-Direktwahlkreis bewerben müssen, anstatt heute durch die Hintertür die Grünen in ein Anhängsel der SPD zu verwandeln!
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"Unsere Besten": Ein geistiges Armutszeugnis!
Die sogenannten hundert größten Deutschen, die dieser Zeit der Econ-Verlag in einem Buch "Unsere Besten" präsentiert ind das ZdF in mehreren Sendungen auswälzt, zeugen entweder für einen kaum mehr zu überbietenden Tiefstand unserer Volksbildung, oder aber für die Ahnungslosigkeit der Initiatoren, die eine Umfrage starteten, ohne dafür die Kriterien zu sichern. Wenn ich z.B. eine Umfrage mache, ob die Deutschen Claudia Schiffer schön finden, dann kann ich direkt von der Fragekonzeption zur Befragung übergehen, weil dabei ja wirklich nur interessiert, was die Einzelnen subjektiv als schön empfinden. Wenn ich aber nach den größten Deutschen frage, und dabei nicht ganz allgemein auch mitsage, was dabei im weitesten Sinn unter Größe zu verstehen ist, bekomme ich demoskopisch nicht nur einzelne Größenbefunde, sondern damit zusammen auch höchst unterschiedliche Größenvorstellungen: Wem z.B. als größtem Deutschen vor allen anderen Beate Uhse einfällt, oder Helmut Rahn, Nowitzki (da stimmt wenigstens die Länge!), Nena, Nicole, Peter Kraus, Heino, Hannawald, Frentzen, Heinz Erhardt, Elisabeth von Österreich, Campino, Dutschke, Bohlen oder Roy Black, orientiert sich ausschließlich per Gusto. Größe ist aber mehr als eine Geschmacksfrage!
Wir haben also in diesem Fall die Wahl, uns zwischen einem grenzenlosen Tiefstand der öffentlichen Allgemeinbildung zu entscheiden, oder aber einer bodenlosen Dummheit in den Redaktionsstuben des ZdF. Ich plädiere für das zweite: Im ZdF scheint man nicht einmal mehr den Hauch einer Ahnung davon zu haben, was mit dem Begriff von "Größe" überhaupt impliziert sein könnte! Das Endabstimmungsergebnis am 28.11.03 ist die logische Konsequenz: Die (demoskopisch bewährt) ach so friedliebenden (!) Deutschen entschieden sich für zwei notorische fundamentalistische (absoluter Wahrheitsbesitz!) Schreibtischtäter, in deren Namen ganz bestimmt nicht nur zufällig Mord und Totschlag auf die Menschheit hereingebrochen ist und Millionen von Menschen umkamen. Daß beide auch noch zu martialischen Ausdrücken gegenüber Juden fähig waren, versteht sich da nur am Rande. Ein Glück, daß Konrad Adenauer noch das Allerschlimmste verhindern konnte! In Wahrheit aber spiegelte die Abstimmung das unsägliche öffentliche Bewußtsein unserer Proporzdemokratie fast perfekt wieder: Katholiken und CDU-Wähler (Adenauer) setzten sich gegen Protestanten und SPD-Wähler (Luther) bzw. Linke und Ostdeutsche (Marx) durch. Welch aufschlußreiche und wegweisende Größenbestimmung!
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Zum Steuerstreit:
Zum gegenwärtigen Steuerstreit, der sich zu einer Steuerrevolution ausweiten kann, gibt es aus philosophischer Sicht nur so viel zu sagen: Erhard Epplers Devise aus seinem Buch "Ende oder Wende" (1975) "Mit Steuern steuern" ist endgültig überholt: Steuern müssen übersichtlich und berechenbar sein, Wirtschaftspolitik muß woanders gemacht werden. Nachdem einmal die sozialliberale Koalition von Helmut Schmidt diesem Slogan erlegen war, dann Lafontaine 1998 mit der Übernahme der Theorieabteilung des Wirtschaftsministeriums in das Finanzmisterium glaubte, den Schlußtstrich für die Dominanz der Finanzministerien zu ziehen, herrscht seit Clement endlich wieder Vernunft. Eingeleitet wurde diese Trendwende aber bereits im letzten Bundestagswahlkampf durch das von Stoiber eingerichtete Superministerium für Lotha Späth mit Akzent auf der Wirtschaft: Leider hat Stoiber aber im Wahlkampf Lothar Späth nicht freien Lauf gelassen, er wollte es alleine machen. Das Ergebnis ist bekannt!
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Antisemitismus:
Entgegen der überwältigenden Mehrheit unserer öffentlichen Medien, die es genau umgekehrt sehen: Nach der Hochkonjunktur der Moralisten der letzten Tage in Sachen Hohmann hat Angela Merkel heute (10.11.03) richtig entschieden: Sie hatte dem Delinquenten eine Chance gegeben, die er offensichtlich (die genauderen Umstände sind unbekannt) nicht genutzt hat. Anders der Bundesverteidigungsminster, der seinem General Günzel kein Anhörungsrecht gewährte, obwohl er um die Umstände dessen Schreiben nicht informiert war. Daß Herr Hohmann dieses Schreiben veröffentlichte, disqualifiziert ihn zunächst erheblich mehr als den General. Dieser hat m.E. gute juristische Aussichten, denn als geistesverwirrt würde ich mich selbst auch nicht gern aufgrund eines einzigen Briefes von oben herab kategorisch bezeichnen und anschließend entlassen lassen, wenn ich sonst meinen Dienst tadellos versehen habe.
Im übrigen ist nicht einzusehen, warum ein Antisemitismus von rechts eigentlich schlimmer sein soll als ein Antisemitismus von links, so wie wir ihn im Verlauf des Irakkrieges wieder manifest vor Augen geführt bekamen. Zu unterscheiden ist ja bei allem zwischen Juden als Rasse, als Gesellschaftswesen, zwischen dem Zionismus, der aktuellen jüdischen Regierung und dem orthodoxen jüdischen Fundamentalismus. Das rassistische Argument ist indiskutabel, das gesellschaftliche sehr komplex, das zionistische leider historisch überholt, aber das orthodox-fundamentalistische höchst aktuell und dringend, Warum kann man diesen genauso frommen wie dogmatischen Judenrabbis nicht unmißverständlich sagen, daß Andersgläubige auch Menschen sind? Warum war ein Bush nicht nach dem Irakkrieg in der Lage, solchen Leuten unmißverständlich klar zu machen, daß Amerika nicht für umsonst das Leben seiner Landsleute eingesetzt hat? Nach dem Sechstagegkrieg von 1967, als wir noch alle begeistert für Israel standen,waren die Dogmatiker dort ja noch nicht so dominat wie heute!
Wenn heute nach einer aktuellen Umfrage 56 Prozent der Deutschen Israel , noch vor den Amerikanern (!), für die höchste Kriegsgefahr halten, so spiegelt das eine grenzenlose Unbildung, aber auch ein Unbehagen, das von der bloßen Existenz Israels inmitten einer feindlichen Umwelt verursacht wird. Wir brauchen dringend Differenzierungen im sichüberschlagenden Friedenswettlauf der öffentlichen Meinung. Denn wer wollte im Ernst bestreiten, daß er das atomare Monopol im Nahen Osten im Interesse von Sicherheit lieber bei den Israelis lokalisiert wissen will, denn bei einem Saddam Hussein an der Macht? Wir brauchen auch endlich das Leiserwerden der vielen moraliserenden Hochleistungsathleten, denn eigentlich kompetent scheinen ja heute Politiker, (statt in Argumenten), nur noch in der Moral zu sein, da will sich keiner überbieten lassen. Aber was Moral ist, das wissen sie alle genausowenig wie ehemals die Kommunisten, was Gesellschaft ist, genausowenig wie die jetzige SPD, was Gerechtigkeit ist und genausowenig wie die heutigen Grünen, was Natur.
Der stern zitiert in dieser Woche (47/03) Friedrich Merz: "Antisemitsimus, Rassismus und Fremdenhaß bilden oft einen Zusammenhang im Denken und Handelns vor allem von Rechtsextremisten". Er hat vergessen, daß Antimaerikanismus auch dazugehört und übersieht deswegen den eigenen unfreiwilligen Beitrag für die Gesinnungsverhärtung dieser Leute. Leider war es mir unmöglich, in den vielen aktuellen Beiträgen zu Hohmann auch nur einen winzigen Hinweis darauf zu erhaschen, was der Delinquent öffentlich - wenn überhaupt - zum Irakkrieg geäußert hat. Für einen Hinweis dafür wäre ich deshalb sehr dankbar, denn daraus sind möglicherweise schlüssigere Hinweise auf die wahre Denkweise hinsichtlich eines unterstellten "Ismus" zu entnehmen, denn aus seiner angeprangerten Opposition gegen Versailles - (eine bare selbstverständlichkeit, der größte Kritiker war Churchill) - und gegen das Holocaust-Mahnmal, womit er sich ohnehin in bester Gesellschaft (Seligman, Broder usw.) befindet. Es ist ja auch kaum übersehbar, daß Hohmanns Duktus eher plump reaktiv ist denn böswillig aggressiv. Hat nicht der Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Herr Spiegel, in seiner Philippika gegen den Begriff "Leitkultur" die mißverständliche Vokabel vom "Volk der Täter" zuerst geprägt?
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Schulmisere, Jammerkultur:
Der SPIEGEL sagt heute (10.11.03, 46/03) in einer erstaunlichen Titelgeschichte ("Klassenkrampf, Warum Lehrer und Schüler versagen) alles Wesentliche, was zur gegenwärtigen Schulsituation zu sagen ist.Hier nur diese Zitate: "Im deutschen Schulsystem werden gute Lehrer nicht belohnt und schlechte nicht bestraft. Leistung lohnt sich nicht, Anreize sind unbekannt. Wer zu eifrig ist, wird von den Kollegen sogar oft weggemobbt. Da schwindet jede Lust am Lehren....Das Lehrerzimmer wird zum Auffangbecken für Studienversager, Mittelmäßige, Unentschlossene, Ängstliche und Labile......, kurz gesagt, für Doofe, Faule und Kranke."
"Nur in einer Kategorie liegen deutsche Schulmeister international in der Spitzengruppe: beim Gehalt. 49 053 Dollar verdienen Mittelstufenlehrer im Schnitt. Gleichzeitig aber gehören ihre Schüler zu den leictungsschwächsten weltweit -die Bezahlung der Lehrer top, das Wissen der Schüler ein Flop."
Deutsche Lehrer genießen mehr als das doppelte an Ferientagen wie normale Angestallte, ihre Arbeitsplätze sind krisensicher. Trotzdem halten nur neun Prozent bis 65 durch, und kein Berufsstand jammert auf dem Niveau der Lehrer: Vollmundig für Moral und null Berufsethos! Hier muß der Beamtenstatus schnell beendet werden, um endlich wieder denen, die für das Lehramt tatsächlich geeignet sind, eine reale Chance zu geben, denn sonst bleibt es dabei: "Viele..bleiben an den Schulen und besetzen frustriert ihre Planstellen, zum eigenen Schaden und dem ihrer Schüler."
Schon bei der Lehrerausbildung fängt es an: "Die guten Lehrer, so scheint es, sind dies nicht wegen, sondern eher wegen ihrer Ausbildung". In dieser Ausbildung wird nämlich bisher zwar minitiös geprüft, ob dieses oder jenes Wort in einer Unterrichtsprobe (angeblich) am rechten Platz erscheint, nicht aber, ob der Proband mit Schülern überhaupt umgehen kann: Wie aber kann überhaupt jemand Lehrer werden dürfen, der zu Schülern so wenig Abstand hat, daß er mit ihnen nur noch persönlich gestimmt reagiert: Und wie viele Kollegen dieser Sorte sind mir als jahrzentelangem Verbindungsleher nicht alles begegnet?
Bemerken möchte ich hier nur noch, daß diesem verdienstvollen Artikel leider die Differenzierung zwischen den Schulstufen fehlt. Ich selbst kann nur für Gymnasien sprechen, bin aber voll davon überzeugt, daß dort die schlimmsten Zustände herrschen. Denn einmal gibt es da nicht so viele Ausländer, wie an den anderen Schulformen, zum anderen ist es dort ja so bequem, unliebsam gewordene Schüler einfach um-, abzuschulen, genauer: Die anderen den eigenen Dreck auskehren zu lassen!
Peter Dörsam
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Latenter Antiamerikanismus:
Heute (02.11.03) sind fünfzehn amerikanische Soldaten bei einem Hubschrauberabschuß im Irak zu Tode gekommen. Im ZdF-Heute-Journal kommentiert Frau Gerster pflichtgemäß, die amerikanischen "Besatzer" würden eben immer unbeliebter. Anschließend werden Bilder jubelnder irakischer Amerikagegener aus dem sunnitischen Gebiet nordöstlich von Bagdad gezeigt und mehrere Interviews mit deren Leuten geführt, so als handle es sich um die Stimme des irakischen Volkes. Warum aber berichtet das ZdF nur ganz am Rande, daß ein Streikaufruf der Amerikagegner im Irak für dieses Wochenende von der Bevölkerung einfach ignoriet wurde?
Leider hat die Bush-Regierung aus dem gewonnen Krieg kein Kapital zu schlagen verstanden.Es fehlt die weltanschauliche Globalperspektive und die klare Sprache im Umgang mit den Israelis im Blick auf die Neuordnung des Nahen Ostens. Leichtfertig hat Bush in diesen Punkten sein Potential verspielt. Es ist klar, daß seine erklärten Gegner auf diese Weise keinen Grund sehen, ihrerseits eine Besinnungspause einzulegen.
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Zu Kants 200. Todestag am 12.02. 2004
Ganz allmählich werden in den philosophischen Buchhandlungen die vielen Gedächtnisveröffentlichungen zum 100. Geburtstag von Theodor W. Adorno nun Büchern über Immanuel Kant Platz zu machen, dessen 200. Todestag im nächsten Februar auf uns zukommt. Auf dem Forum finden Sie Beitrage zu drei in diesem Jahr erschienen Biographien:
Manfred Geier, "Kants Welt", rowohlt : ("Kants Welt", "Manfred Geiers Kant")
Volker Gerhard, "Immanuel Kant, Vernunft und Leben", reclam: ("Vernunft und Leben", "Du sollst nicht lügen!)
Manfred Kühn, "Kant", Beck: ("Kant")
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"Die kleinen Dinge der großen Philosophen"
Von Manfred Geier ist bei Piper (serie 3683) ein Buch mit diesem Titel erschienen. Es wird dort in variantenreichen Kurzportraits an Beispielen gezeigt, wie ein Goethe, Marx, Freud, Wittgenstein, Carnap, Popper, Benjamin und einige andere (allesamt Männer) gleichsam als "abgespaltene Teile ihrer eigenen Sehnsucht" und als "Ersatz" dafür die Dinge liebend zum Fetisch machten: Goethe mühte sich mit der Urpflanze ab, Marx mit dem Warencharakter der Nutzwerte, Carnap mit den Dispositionseigenschaften logischer Gegenstände usw, allesamt unterschiedliche Dingansichten.
Wenn Wirklichkeit als je etwas Wirkliches konsequent analysiert wird, dann gibt es keine Dingfolie mehr, die so oder so ausgefüllt werden könnte oder gar müßte. Dinge sind dann immer etwas bedeutungsmäßig Vermitteltes, in denen Wirklichkeit nur in einer bedingten und nebengeordneten Gestalt erscheint. Die Ausarbeitung von Grundsatz "Drei" auf "Grundsätzliches" kann das genauer erläutern.
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Michail Gorbatschow ist Sozialdemokrat.
Im SPIEGEL vom 20.10.03 (43/03) sagt Michail Gorbatschow in einem Gespräch unmißverständlich: "Ich bin Sozialdemokrat". Er fügt allerdings auch hinzu: "In Deutschland gibt es zur Zeit zwei sozialdemokratische Parteien: Die erste heißt SPD, die zweite CDU/CSU."
Ps: In der Sternumfrage letzter Woche (44/03) "Wem eifern wir nach? Zu wem schauen wir auf?" belegt Gorbatschow einen großartigen fünften Platz. An zehnter Stelle steht Jesus Christus und an siebzehnter Martin Luther.
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Martin Luther ein Freiheitsvorbild?
Betrifft: Kommentar von Berthold Seewald: "Hier stehe ich", Welt 29.10.03.
Herr Seewald meint, ohne Luthers Bekenntnis "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" wŸrden wir "noch heute im Mittelalter leben". Er schreibt auch, es handle sich dabei um das "Credo individueller Selbstbehauptung gegenŸber der Obrigkeit". Das scheint mir alles falsch zu sein. Ganz abgesehen davon, ob Luther diesen Ausspruch in Worms tatsŠchlich getan hat oder nicht: Das Mittelalter war lŠngst vorbei (man denke an Leonardo, Erasmus usw) , als Luther sein Wirken begann. Umgekehrt steht Luthers Bibelfundamentalismus fŸr einen neuen barbarischen RŸckfall ins Mittelalter auf allen Seiten, der erst nach dem Drei§igjŠhrigen Krieg langsam wieder rŸckgŠngig gemacht wurde. Ich zitiere den Heidelberger Theologen Besier: "Nicht um ein modernes Freiheitsrecht ging es dem Reformator, sondern um ein vormodernes Verständnis der christlichen Wahrheit. Diese hat er in Erwartung des unmittelbar bevorstehenden Jüngsten Tages so intransigent vertreten, daß man ihn heute wohl den "Fundamentalisten" zurechnen würde." (DIE WELT, 03.11.03).
Was Ÿbrigens die Selbstbehauptung gegenŸber der Obrigkeit betrifft, so haben wir im Bauernkrieg 1525 und im Verhalten der Lutheraner nach 1933 erlebt, welche fatalen historischen Konsequenzen Luthers penetrantes Bestehen auf Ršmer 13 (Ein jeglicher sei Untertan der Obrigkeit, denn alle Obrigkeit ist von Gott) im ernsthaften Konfliktsfall mit den weltlichen MŠchten nahelegen mu§ten: Nur in der Selbstbehauptung einer jeweiligen Glaubensgemeinschaft gegenŸber dem Staat ist Luthers Individualismus mŠchtig geworden. Nicht einmal die Vertreter der Bekennenden Kirche (auch ein Karl Barth interpretierte Ršmer 13 als bindendes Gebot) haben sich zu ErklŠrungen fŸr andere bedrŠngten Gruppen unter Hitler aufraffen kšnnen Wie lŠ§t sich Ÿbrigens die Lutherverehrung des Wittenberger Pastors Schorlemmer mit seinem eigenen vollmundigen Engagement fŸr Frieden in Einklang bringen? War Luther denn nicht jener religišse Eiferer, der gegen den grš§ten Friedensdenker seiner Zeit schreiben konnte, "wer den Erasmus zerdrŸckt, der wŸrget eine Wanze", der dazu aufforderte, den Juden ihre Synagogen zu verbrennen und gegen die Bauern in Berufung auf die Bibel die Leibeigenschaft fŸr eine durchaus gottgefŠllige Einrichtung pries usw.?
Richtig ist, da§ der Weltfrieden, um dauerhaft gewonnen werden zu kšnnen, weniger auf dem Felde des MilitŠrischen denn dem des Sozialen und vor allem Weltanschaulichen gewonnen werden mu§. Wir brauchen geistige Besinnung! Aber dazu genŸgt es eben nicht, wenn jetzt deutsche und amerikanische Lutheraner meinen, in einem Film Ÿber Martin Luther dessen argumentativen UnzulŠnglichkeiten einfach ausklammern zu dŸrfen. Friedens- und Freiheitsvorbilder sehen anders aus und ohne kritischen Umgang auch mit den Religionen ist ganz gewi§, da§ das Damoklesschwert eines drohenden RŸckfalls ins Mittelalter den Zivilisationen bestŠndig erhalten bleibt. Peter Dšrsam Ulenlock 8 21o77 Hamburg Tel. 040/760 72 75 Fax: 040/760 83 73 E-Mail: peter@wwirklich.de Homepage "www.wirklich.de" .
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Hillary Rodham Clinton (19.10.03)
Für theoretisch interessierte Leser teile ich hier mit, was mir beim ersten Blick in Hillarys über sechshundert Seiten lange autobiographische "Gelebte Geschichte" aufgefallen ist: Michail Gorbatschow wird nirgendwo erwähnt. Desgleichen finden wir weder Wissenschaftler noch Philosophen. Weil mir diese Frau imponiert, wundert mich das sehr.
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"SPD verdirbt den Charakter" (18.10.03)
Wer heute (18.10.03) zeitgleich mit der Pressekonferenz des Bundeskanzlers zu den neusten Rentenbeschlüssen im Sender Phönix die Reden der Herren Genscher, Apel und Stoltenberg zu Helmut Kohls erster Regierungserklärung im Jahr 1982 sich noch einmal wieder angesehen hat, muß frei nach Nietzsche zu dem Ergebnis kommen: SPD verdirbt den Charakter. Zu ungeheuerlich waren die Lügen, Verdrehungen, Fehlbewertungen und falschen Prophezeiungen von Hans Apel, dem Hauptschuldenmacher in den siebziger Jahren. Ihm, aber auch Helmut Schmidt müßte es eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben, wenn sie sich an dieses Spektakel ausgerechnet noch zu einem Zeitpunkt erinnern, an dem alle wesentlichen Probleme von damals immer noch dieselben, nur sehr viel schwerwiegender, sind, und alle ihre damaligen offiziell verkündeten Thesen heute für jedermann offensichtlich ad absurdum geführt wurden. Man höre und staune: Die Regierungserklärung wurde als ein Dokument der Ahnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Bösartigkeit bezeichnet, als ein Signal zum Marsch in die Ellenbogengesellschaft; Norbert Blüm wurde der Aufkündigung des Solidarprinzips, der Abkehr von der Katholischen Soziallehre, der Zerstörung des Sozialstaates geziehen. Genscher wurden auschließlich Machtinteressen unterstellt, jedes sachlich ehrliche Motiv abgesprochen, Stoltenberg für ganz unglaubwürdig erklärt (sein einseitiges Setzen auf private Investitionen könne nur mit einem Fehlschlag enden usw), Deutschland im übrigen der Niedergang prophezeit, der Marsch in die Armut usw. Dabei ist ja inzwischen sonnenklar, daß der Niedergang, den wir heute haben, schon damals eingesetzt hätte, wäre der SPD/FDP-Koalition, so wie sie nun einmal war, an der Macht geblieben.
Das Blamable dabei ist, daß ja damals schon jeder, (einschließlich dem ungewohnt stoisch versteinerten, stummen Wehner), wußte, daß alles gelogen war und Hans Apel und Helmut Schmidt als Sprecher der rechten Fraktion sich in der von Willy Brandt geführten Gesamtpartei nur nicht durchsetzen konnten. Sowie Schmidt als auch Apel dachten finanz- und sozialpolitisch ganz ebenso wie Stoltenberg und Blüm, außenpolitisch sowieso ganz ebenso wie Genscher. Was ist das für eine Partei, wenn man sich so verbiegen muß und es auch tut, nur um bei den Genossen zu punkten (Apel wollte Nachfolger Herbert Wehners als Fraktionsvorsitzender werden)! Und was für eine Partei, die sich trotz sechzehn Jahren Opposition überhaupt nicht geändert hat (man braucht sich nur heute den Meister selbst und die famosen Reden so gelehriger Genossen wie Poß, Tauss, Stiegler, Scholz und fast aller anderen anhören, die noch etwas werden wollen)! Der Unterschied zu damals besteht ja nur darin, daß das angeprangerte neoliberale Teufelszeug von gestern (Wahlkampf 20002) jetzt, weil das Wasser bis zum Hals steht, Agenda 2010 heißt, und deren damalige Verfechter, CDU und FDP, jetzt, (weil sie im Bundesrat mitreden), als potentielle Reformblockierer mit dem erhobenen Zeigefinger moralisch stigmatisiert und mitleidig angemahnt werden, doch endlich auch Konzepte vorzulegen. Was gegen einen Lothar Späth etwa noch vor einem Jahr vorgebracht wurde, gilt jetzt als die eigene Meinung mit Monopolanspruch, demgegenüber sich die Opposition nun mal gefälligst erst einmal selbst auszuweisen hat, obwohl noch in der Regierungserklärung nichts von diesem "neuen Geist" zu spüren gewesen war. Wer so vergesslich und so unverschämt dreist ist, der darf sich nicht wundern, wenn irgendwann das Volk dies auch merkt. Und der darf sich nicht wundern, daß die Jugend sich immer mehr von Politik mit Grausen oder gelangweilt abwendet!
Genscher, der gegen Totsparen (SPD-Vorwurf) Gesundsparen setzte und Verantwortungs- gegen Anspruchsgesellschaft geltend machte, mußte sich von Apel anhören: "Es geht um die Frage des politischen Stils!" Gemeint war der von Genscher betriebene verfassungsmäßig legitime Regierungswechsel, vergessen war, daß man selbst 1966 es einmal moralisch ganz in Ordnung fand, den mit großer Mehrheit des Volkes gewählten Ludwig Erhard während der laufenden Legislaturperiode zu stürzen. Damals, im Oktober 1982, wurden alle realen Probleme des Sozialstaates von Apel und Ehmke ignoriert, um den "Verräter" Genscher als einen Schurken vorführen zu dürfen. An die Genossen Lafontaine, Eppler oder Gauß wollte man sich beim Ausspinnen dieser Legende gar nicht erst erinnern lassen, die Kluft zwischen Helmut Schmidt und seiner Partei bzw Fraktion wurde totgeschwiegen. Heute ist selbst für die belehrungsresistenten Epigonen angesichts des realen Notstandes so eine Strategie nicht mehr möglich, ohne vor aller Welt lächerlich zu werden.Was einzig bleibt, ist die Strategie der Erinnerungsverdrängung in der Hoffnung, daß das geduldige Volk schnell vergißt, was das Geschwätz von gestern war.
Die Debatte zur ersten Regierungserklärung Kohl 1982 ist eine einzige Lehrstunde: Die Reden von Stoltenberg (Finanzminister), Graf Lambsdorff (Wirtschaftsminister) und Franz Josef Strauß (Bayrischer Ministerpräsident) könnten heute wortgleich vorgertragen werden, und die Schröder-SPD würde gezwungenermaßen applaudiern. Nur hat diese Mannschaft mehr als zwanzig Jahre gebraucht, um endlich bei den Realitäten anzukommen und ist überhaupt nur deshalb noch an der Macht, weil sie das Volk systematisch bis hin zum letzten Bundestagswahlkampf über die wahre Situation des Sozialstaates angelogen hat. Sich selbst heute als Inkarnation einer fälligen Wende aufzuspielen, ist der reine Hohn. (Auch der damalisge Hamburger Bügermeister, Klaus von Dohnanyi, sollte sich gelegntlich einmal daran erinnern, was er bei dieser Gelegenheit zur Bilkdungspolitik von sich gegeben hat). Es ist nur zu hoffen, daß die Rechnung diesmal nicht aufgeht. Schade eigentlich, daß man hier nicht, wie in Kalifornien, überfällige Regierungen abwählen kann!
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Wer uns regiert!
Wer uns regiert, das kann man beispielsweise wieder einmal am kommenden Sonntag nachmittag ( 19.10.03) studieren, wenn der Sender Phönix die Fortsetzung der Debatte um die Regierungserklärung Kohls im Oktober 1982 sendet: Die Rede Genschers soll ausdrücklich eingangs noch einmal wiederholt werden. Wer diese Regierungsdebatte aufmerksam verfolgt, wird bemerken, daß heute nichts neu ist. Es cheint, als ob die Zeit still gestanden hätte: Die Probleme und Sachthemen sind immer noch dieselben, die Frontstellungen ebenso und beide großen Parteien haben sich nicht geändert: CDU/FDP sind heute immer noch so reaktiv, treugläubig, sochbezogen und irgendwie unengagiert wie damals, die SPD ist heute noch so hochmoralisch, selbstgerecht, widersprüchlich und deshalb auch verlogen wie ehedem. Sämtliche Prophezeiungen des profilsüchtigen Ehmke (SPD) waren falsch, alles was Kohl und Genscher sagten, hat sich in der Folge bewahrheitet. Wenn Ehmke der CDU damals vorwirft, sie habe in der Opposition nichts gelernt, so kann man heute sagen, daß die SPD erst recht in sechzehn Jahren Opposition und nun schon bald fünf Jahren in der Regierung nichts gelernt hat : Es sei denn, der Kanzler richtet es mit der Brechstange!
Die FDP sollte damals als der Verräter gebrandmarkt werden, obwohl doch die SPD unter der Führung Willy Brandts in allen wesentlichen Punkten Helmut Schmidt die Gefolgschaft aufgekündigt hatte, man denke nur an die Namen Lafontaine, Eppler und Gaus, die alle von Brandt porotegiert wurden. Die Genossen von damals waren ganz schlechte Verlierer, indem sie von Sachproblemen ablenkten und eine Verschwörungstheorie nach der anderen aus dem Hut zauberten. Fast alles jedenfalls, um das es heute der Regierung Schröder mit der Agenda 2010 geht, stand damals schon zur Debatte, fast alles wurde von der damaligen SPD höchmütig als Verrat am Sozialstaat zurückgewiesen und so demagogisch ausgeschlachtet. Kein Wunder, daß anschließend Helmut Schmidt nicht mehr bereit war, die Spitzenkandidatur für diese Partei zu übernehmen, obwohl die öffentlich pervertierte Stimmung ihm alle Chancen für eine Revanche eröffnet hätte. Was beim Anhören dieser Debatte besonders deprimiert, sind die vielen Widersprüche, die sich die SPD anhören mußt: In der Tat hatte man einmal beim Wechsel der Regierung Erhard zu Kiesinger keinerlei Skrupel, dies für legitim anzusehen. Jetzt aber, beim Wechsel gegen die SPD zu Kohl, wurde Illegitimität, Unmoral, Unanständigkeit usw angeprangert.
Hier stimmt es offensichtlich nicht mit der moralischen Integrität, ja Seriosität. Das ist leider mit der Machtergreifung der Achtundsechziger nicht besser, sondern noch schlechter geworden: Diese haben ja im Grunde nie richtig gelernt, was man besser macht, sondern nur - entsprechend dem Dogma der bestimmten Negation - wo man bestimmt widerspricht. Charaktere sind in dieser Generation nur ausnahmsweise gebildet worden, weil alles mit dem Mainstream schwamm. Und die mit den größten Ellenbogen in diesem Mainstream, die regieren uns heute. Der Niedergang Deutschlands ist im Wesentlichen ein blamables Generationenproblem! Leider sind unsere öffentlichen Medien ihrerseits immer noch so sehr von 1968 beeindruckt, daß dort nur in ganz selten Fällen überhaupt gewußt wird, was Objektivität ist. Beim Wahlsieg Schröders letzten Jahres kam das deutlich zum Tragen, es kam an diesem Wochende zur Sprache, als in den Tagesthemen die Rede von Susan Sontag sehr ausführlich reportiert wird: Die Rede des Nobelpreisträgers Imre Kertész zum Tag der Deutschen Einheit zuvor aber in Magdeburg, die für die Irakpolitik Schröders und Fischers eine Ohrfeige war, wurde in der Tagesberichterstattung mit Schweigen übergangen.
Das augenblickliche Stimmungstief der SPD war abzusehen, denn auf die Dauer läßt sich ein Volk, von welchen Medien auch immer betreut, doch nicht die Augen verbinden, wenn es in Freiheit lebt. Und was kann es da ohne Augenbinde sehen: Eine Troika Scharping/Lafontaine/Schröder, von der inzwischen nur noch Feindschaften übrig geblieben sind, und warum wohl? Um was für Personern hat es sich denn da gehandelt? An der Spitze heute steht immer noch ein skrupelloser Schauspieler, dem jedes Mittel Recht ist, um an der Macht zu bleiben. Lafontaine hat sich als egozentrischer Charaktlump erwiesen, Scharping längst als spätpubertärer Ahnungsloser. Und wie steht es um die anderen alten Weggenossen? Engholm war ein ästhetischer Softie, Schily ist längst ein rechthaberischer Wendehals geworden, Eichel ein notorischer bürokratischer Lügner, Trittin ein unentwegt zynischer Ideologe geblieben und der Bayer Stiegler etwa ein opportunistisches Großmaul, von den vielen anderen Großmäulern in der gegenwärtigen SPD-Bundestagsfraktion ganz abgesehen: Die Liste wäre beliebig zu verlängern! Diese Fraktion ist so minderwertig, d.h. manipulierbar, daß man sich fragen muß, ob es etwas Minderwertigeres im Deutschen Bundestag jemals gegeben hat.
Warum aber tauchen ein Joschka Fischer, ein Henning Scherf beispielsweise nicht in dieser Aufzählung auf? Darüber darf nachgedacht werden! Vielleicht ist es die echte Religiosität bei Scherf, vielleicht die extreme Anfangsgeschichte bei Fischer, was nachdenklich hat werden lassen? Weil Fischer beispielsweise von Anfang an stärker in den damaligen Protest eingebunden war, als seine heutigen Kollegen - die 1968 fast alle nur Mitläufer gewesen sind - , hat es bei ihm vielleicht auch zu einer gründlicheren Selbstreflexion gereicht, zu etwas also, was für typische Achtundsechziger atypisch ist: Denn diese reagiern auf neue Situationen normalerweise, wie gelernt, taktisch, nie selbstreflexiv. Das aber ist genau das Dilemma der augenblicklichen Rot/Grün-Regierung. Das ist der Grund ihrer Unglaubwürdigkeit! Wir werden von Emporkömmlingen regiert, die nicht sachlich sein können!
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Theodor W. Adorno:
Der hundetste Geburtstag von Theodor W. Adorno ist in den großen deutschen Feuilletons beachtet worden wie noch niemals der Geburtstag eines Philosophen zuvor: Verständlich, denn Adorno war dort seit der achtundsechziger Studentenrevolution - mit Ausnahme der Springerpresse - , verschwiegen oder erklärtermaßen der Chef. Noch nie hat es bis dahin in Deutschland eine vergleichbare öffentliche Dominanz eines Kulturphilosophen gegeben, bis in die Lokalzeitungen hinein warf er seinen erst jetzt langsam verblassenden Schatten. Und doch muß das Urteil von einem unvoreingenommenen Wirklichkeitsverständnis her relativ nöchtern lauten: Seine Philosophie war ein einziges, allerdings hochsensibles Werturteil - ein bewußt gewollt negatives. Adorno hat als Philosoph (und Sozialwissenschaftler, als der er dilettierte) grundsätzlich nicht argumentiert, sondern geurteilt, projiziert und sortiert. Wehe, wer dabei durch den Rost fiel! Groß war er nur als Kultur- und Literaturkritiker da, wo es galt, offene Türen einzurennen. Dann konnte er noch einen drauf setzen, wie es außer ihm niemand vermochte. Hat man das einmal verstanden, versteht man auch nachwirkend etwas mehr von der vielbeschriebenen sogenannten deutschen Befindlichkeit heute. Die damals vor ihm platt auf dem Bauch lagen - was haben sie eigentlich von ihm gelernt, was geblieben ist?
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VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN:
Zum 11.09.03 bringt er SPIEGEL eine Titelgeschichte (37/03) über Legendenbildungen zur Katastrophe, die fast alle den US-Geheimndienst oder den israelitischen Mossad als Hintergrundtäter zu enttarnen suchen. Erstaunlich dabei sind nicht so sehr die Autoren (ARD-Korrespondenten, taz-Journalist, Ex-SPD-Bundesminister), denen wohl nicht zu helfen ist. Erstaunlich ist das Publikum! Wenn solche Bücher zu Bestsellern werden, wenn laut Forsa-Umfrage 68% der Bevölkerung der Meinung sind, nicht die volle Wahrheit über den 11.09.01 erfahren zu haben und 19% von ihnen sogar glauben, daß die US-Regierung die Anschläge selbst in Auftrag gegeben hat, dann gibt das zu denken! Der Antiamerikanismus scheint eine geistige Zeitkrankheit zu sein, von der deutsche Politiker ganz ebenso wie viele selbstbewußte Vertreter der Medien heftig befallen sind!
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WIRKLICHKEITSPOSITIONEN:
Unter der Rubrik "Wirklichkeitsbegriff" sind jetzt unterschiedliche Wirklichkeitsauffassungen der großen Philosophen nachzulesen, die ich alphhabetisch ordne und jeweils für eine bestimmte ideologische Richtung gezielt auswähle. Die Übersicht zeigt, wie verständlich es ist, daß die Philosophie heute im öffentlichen Raum als ein selbständiger Faktor längst nicht mehr ernst genommen wird: Es redet ja eigentlich immer noch ein jeder von etwas anderem, wenn es um Wirkliches geht.
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WIRKLICHKEITSNAMEN:
Unter der Rubrik "Grundsätzliches" können jetzt Namen ausgewählter Philosophen für das nachgelesen werden, was hier "Wirklichkeit" geannt wird. Die Rubrik wird erweitert.
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KURT BIEDENKOPF:
Kurt Biedenkopf und sein Institutskolle Meinhard Miegel predigen seit zwanzig Jahren die langfristige Unhaltbarkeit unserer gegenwärtigen Sozialsysteme und sind dafür regelmäßig mit Verachtung gestraft worde: Auch von den Medien, auch vom SPIEGEL. Jetzt hat sich das geändert: Der neuste SPIEGEL (33/03) leistet unter dem Titel "Ende einer Illusion" endlich die fällige Abbitte, ohne dabei natürlich wie üblich sich selbst mit einzubeziehen. Aber es ist klar, daß es bei den Experten längst gedämmert hat und auch inzwischen bei der CDU und den Grünen. Bei der SPD wird es, wie stets, wohl wieder am längsten dauern, bis der Groschen fällt.
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PHILOSOPHIEGESCHICHTE:
Ein kleine, aber ziemlich eindeutig begründete Philosophiegeschichte könnt ihr jetzt dem historischen Teil des Links "Ideologie" von "Grundsätzlches" entnehmen. Die Einteilung ist so neu. Und doch handelt es sich nur um die Geschichte des freien Argumentierens und der Wahrhaftigkeit!
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Kommentarhinweis:
Vielleicht ist jemandem schon aufgefallen, daß ich dabei bin, die fälligen offenen Links der Kommentare zu schreiben. Bei "Grundsätzlich" ist nun bereits fast alles fertig, allerdings nur provisorisch, weil ich nun bereits seit sieben Wochen in Meißenheim bei Offenburg ohne jedes Buch und Nachschlagewerk sitze, und erst wieder in Hamburg mich an die genauen Korrekturen machen kann. Aber es muß ja nicht unbedingt von Anfang an alles perfekt sei!. Ich würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere mitlesen und mir Fehler oder die eigenen Verständnisschwierigkeiten mitteilen würde: Die Sache kann ja davon nur profitieren, und wann waren Korrekturen je einfacher anzubringen, als unter den Bedingungen der Mikroelktronik? Die Verbesserungsarbeiten werden mich noch lange in Anspruch nehmen!
Natürlich ist auch die Begriffsarbeit noch lange nicht zu meiner Zufriedenheit vorangekommen, ruht aber im Augenblick. weil die Links zu den Kommentaren jetzt Vorrang haben.Gelegentlich aber ist doch auch bei diesem Stand ein neuer Begriff fällig, so, als ich bei "Bedeutungsebenen" entdeckte, daß "Unendlich" noch gar nicht als Begriffsbild existierte. Der Grund dafür war das Begriffsbild "Offenheit", dessen Platz auf der Begriffsbildlandkarte urspünglich einmal von Unendlichkeit eingenommen worden war. Wenn "Unendlichkeit" im Moment noch nicht im Index auftaucht, dann liegt das an der Indexumstellung generell auf das neue Format der Homepage. Die Lücke wird bald geschlossen
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LEO STRAUSS ALS MENTOR DER BUSHADMINISTRATION:
Es ist im Augenblick in vielen Medien populär, so im SPIEGEL dieser Woche (32/03), den deutschen Juden Leo Stauss zum geistigen Vater der sogenannten Kriegstreiber um George W. Bush erklären. Das ist gedanklich viel zu kurz gegriffen, wenn auch Strauss zu der "wertenden" Fraktion gehörte, die sich einmal gegen Max Webers Werturteilspstulat wendete und damit die totalitäre Reaktion beförderte. Strauss befüprwortete in der Wertkontroverse einen religiösen Etatismus: Eine funktionierende Gemeinschaft, so glaubte er, braucht ein religiöses Fundament, um nicht an libertärer Willkür zugrunde zu gehen. Die Befürchtungen sind berechtigt aber die Lösung ist willkürlich: An die Stelle einer unbeweisbaren inhaltlichen Religion setzen wir hier ein für jedermann zugängliches Philosophisches Grundwissen. Strauss glaubt sich im Einklang mit Platons Beobachtunegn über den Niedergang der Demokratie gegen Ende seines Sttaates. Aber Platon hat keine neue Religion dagegen gesetzt, sondern genau wie wir hier, ein philosophisches Grundwissen!
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Buchempfehlung:
Hans von Sponek - Andreas Zumach: Irak, "Chronik eines gewollten Krieges: Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wurde."
Dieses hochinformierte Buch, noch vor Ausbruch des Irakkrieges abgeschlossen, mutet heute, z.B. angesichts der oben genannten SPIEGEL-Titelgeschichte vom 16.09. 03. fast gespenstisch an. Es handelt sich um eine Totalabrechnung mit der Irakpolitik des Sicherheitsrates, der USA und Großbritanniens wegen der Aufrechterhaltung der Sanktionspolitik des letzten Jahrzehntes. Bei diesen liegt alle Schuld. Daß es im Irak außerdem noch einen Saddam und seine Clique gab, interessiert die beiden Autoren nicht oder wird relativiert. Angeblich hätten sich die Behauptungen Bagdads auch "nie als falsch oder übertrieben herausgestellt". Na, prost Mahlzeit! Inzwischen etwas von Comical Ali vernommen, meine Herren?
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Zur PHILOSOPHISCHEN INFORMATION empfehle ich grundsätzlich:
"Information Philosophie", Hauptstraße 42, D-79540 Lörrach. Tel. 07621/87125, Fax: 07621/169 993, Claudia Moser@information-philosophie.de.
Diese Zeitschrift erscheint fünfmal im Jahr und informiert über wichtige Trends, Termine, Veranstaltungen und Neuerscheinungen im aktuellen Philosophiebetrieb. In der Funktion einer allgemeinen philosophischen Orientierungshilfe gibt es nichts Vergleichbares auf dem Zeitschriftenmarkt.
Zur aktuellen Notwendigkeit einer POLITISCHEN ERNEUERUNG empfehle ich ganz neu:
Oswald Metzger, "Einspruch", München 2003. (19 Euro).
Der Autor ist während seiner zwei Legislaturperioden als grüner Abgeordneter im Bundestag wegen seiner stets unabhänigen und mutigen Meinungsäußerungen bekannt geworden wie kein zweiter. Er ist mit diesem Buch seiner Linie treu geblieben und hat erklärterweise trotzdem noch nicht die Hoffnung aufgegeben, für eben die Grünen, 2006 wieder in den Bundesttag einzuziehen.
Als POLITISCHE ERNEUERUNGSBEWEGUNG empfielt sich überraschend selbst mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen unter dem Motto: "Erkenntnis, Wille und Kraft":
Ein "Bürgerkonvent", Bundeskanzlerplatz 2-10, 53113 Bonn, www.BuergerKonvent.de.
In dem Aufruf heißt es u.a: Männer und Frauen, "die weder von Partikularinteressen noch von schwankenden Wählerstimmungen abhängig sind", sollen "der Politik eine Schneise schlagen und sie bei der undankbaren Aufgabe entlasten, den Wahrheitsstau aufzulösen und der Wirklichkeit Akzeptanz zu verschaffen ... Der Bürgerkonvent ruft alle in diesem Land auf, sich hieran zu beteiligen, besonders aber diejenigen, die sich mündig genug fühlen, für sich und andere mehr Verantwortung zu übernehmen. Beenden wir die Vormundschaft des Staates. Schaffen wir eine Bügergesellschaft! Jede Unterstützung ist willkommen: Engagement, Wissen, Können, Zeit, Geld. Gemeinsam können wir die quälende Selbstblockade dieser Gesellschaft aufbrechen."
Hinter diesem Aufruf stecken, laut WELT vom 14.05.03 illustre Namen: So Deutschlands Reformvordenker und Biedenkopfadlatus Meinhard Miegel, der Starunternehmensberater Roland Berger, der SPD-Querdenker Peter Glotz, der CDU-Weise Gerd Langguth, das ökonomische enfant terrible Hans-Olaf Henkel, das FDP-Urgestein Otto Graf Lambsddorff, die Unternehmensikone (BMW) Eberhard von Kuenheim usw.
Die Homepage soll am ersten Wochenende des Aufrufs bereits 250 000 Mal aufgerufen worden sein. Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg!
Angeblich sollen inzwischen 2 Millionen die Website besucht haben, wie Meinhard Miegel am Wochenende in Hamburg berichtete!
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SPIEGEL-Titel vom 19.05.03: "Die Stunde der Wahrheit im Land der Lügen"
Mit etwas Wehmut in der Stimme hat am 19.05. Edmund Stoiber mit der Bemerkung diesen Titel in die Kameras gehalten, als er selbst schon viel früher die These vertreten habe, hätte ihn dasselbe Blatt noch ausgelöacht.
Ein Leserbrief im SPIEGEL bezeichnete diesen Titel als den besten SPIEGEL-Titel bisher überhaupt. Das ist auch meine Meinung. Inzzwischen tut unser Bundeskanzler so, als hätte er nicht noch vor kurzem so volltönend wie herablassend dem Land der Lügen zugehört! Aber besser so, als anders. Aber Moral braucht man sich von sojemandem nicht mehr predigen zu lassen, sollte man wenigstens!
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Zur PHILOSOPHISCHEN INFORMATION empfehle ich grundsätzlich:
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Diese Zeitschrift erscheint fünfmal im Jahr und informiert über wichtige Trends, Termine, Veranstaltungen und Neuerscheinungen im aktuellen Philosophiebetrieb. In der Funktion einer allgemeinen philosophischen Orientierungshilfe gibt es nichts Vergleichbares auf dem Zeitschriftenmarkt.
Zur aktuellen Notwendigkeit einer POLITISCHEN ERNEUERUNG empfehle ich ganz neu:
Oswald Metzger, "Einspruch", München 2003. (19 Euro).
Der Autor ist während seiner zwei Legislaturperioden als grüner Abgeordneter im Bundestag wegen seiner stets unabhänigen und mutigen Meinungsäußerungen bekannt geworden wie kein zweiter. Er ist mit diesem Buch seiner Linie treu geblieben und hat erklärterweise trotzdem noch nicht die Hoffnung aufgegeben, für eben die Grünen, 2006 wieder in den Bundesttag einzuziehen.
Als POLITISCHE ERNEUERUNGSBEWEGUNG empfielt sich überraschend selbst mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen unter dem Motto: "Erkenntnis, Wille und Kraft":
Ein "Bürgerkonvent", Bundeskanzlerplatz 2-10, 53113 Bonn, www.BuergerKonvent.de.
In dem Aufruf heißt es u.a: Männer und Frauen, "die weder von Partikularinteressen noch von schwankenden Wählerstimmungen abhängig sind", sollen "der Politik eine Schneise schlagen und sie bei der undankbaren Aufgabe entlasten, den Wahrheitsstau aufzulösen und der Wirklichkeit Akzeptanz zu verschaffen ... Der Bürgerkonvent ruft alle in diesem Land auf, sich hieran zu beteiligen, besonders aber diejenigen, die sich mündig genug fühlen, für sich und andere mehr Verantwortung zu übernehmen. Beenden wir die Vormundschaft des Staates. Schaffen wir eine Bügergesellschaft! Jede Unterstützung ist willkommen: Engagement, Wissen, Können, Zeit, Geld. Gemeinsam können wir die quälende Selbstblockade dieser Gesellschaft aufbrechen."
Hinter diesem Aufruf stecken, laut WELT vom 14.05.03 illustre Namen: So Deutschlands Reformvordenker und Biedenkopfadlatus Meinhard Miegel, der Starunternehmensberater Roland Berger, der SPD-Querdenker Peter Glotz, der CDU-Weise Gerd Langguth, das ökonomische enfant terrible Hans-Olaf Henkel, das FDP-Urgestein Otto Graf Lambsddorff, die Unternehmensikone (BMW) Eberhard von Kuenheim usw.
Die Homepage soll am ersten Wochenende des Aufrufs bereits 250 000 Mal aufgerufen worden sein. Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg!
Angeblich sollen inzwischen 2 Millionen die Website besucht haben, wie Meinhard Miegel am Wochenende in Hamburg berichtete!
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SPIEGEL-Titel dieser Woche (19.05.03): "Die Stunde der Wahrheit im Land der Lügen"
Mit etwas Wehmut in der Stimme hat heute morgen (19.05.) Edmund Stoiber mit der Bemerkung diesen Titel in die Kameras gehalten, als er selbst schon viel früher die These vertreten habe, hätte ihn dasselbe Blatt noch ausgelöacht.
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TV-Tipp, 19.05.03, 23 Uhr NDR 3: Talk vor Mittenacht. Es trifft die Welt von vorgestern (Oskar Lafontaine) auf die Welt von übermorgen: Meinhard Miegel.
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